Bayern-Spieler Robben nach Sieg in Wolfsburg:Deutliche Worte statt wortlos zum Bus

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Unzufrieden trotz Tor in Wolfsburg: Bayern-Spieler Arjen Robben. (Foto: Bongarts/Getty Images)

So geht das seit Wochen: Der FC Bayern liefert überzeugende Siege, anschließend müssen sich die Münchner leidigen Diskussionen stellen. So schwelt die Debatte um Dortmunds Stürmer Lewandowski weiter. Und während Mario Gomez zu seiner Reservistenrolle nichts sagt, kann Arjen Robben seinen Frust nicht verbergen.

Von Carsten Eberts, Wolfsburg

"Erfolgstrainer", rief einer den Gang entlang. Gemeint war Jupp Heynckes, der Bayern-Coach. Der ist ein Mann großer Autorität, lässt sich in den letzten Monaten seiner Karriere als Übungsleiter gewiss nichts mehr sagen. Es kommt nicht häufig vor, dass einer Heynckes über 30 Meter hinweg von der Seite anmacht. Doch wenn das einer darf, dann ist es Uli Hoeneß.

Der Präsident rief seinen Freund zu sich, so dass es jeder hörte. Grinste sehr breit, klatschte Heynckes ab. "Bis Montag in alter Frische", sagte Hoeneß, dann entschwand er Richtung Ausgang. Schon wieder ein überzeugender Sieg. Zumindest bis zum Samstag beträgt der Vorsprung in der Bundesliga 18 Punkte. Das Fußballleben kann ein sehr annehmliches sein.

Der Freitagabendvortrag des FC Bayern in Wolfsburg ist schnell nacherzählt. Das Fallrückziehertor zum 1:0 von Mario Mandzukic (36.) war der Höhepunkt des Abends. Das 2:0 des spät eingewechselten Arjen Robben beendete das Spiel (90+2.). Dass den Bayern kein Hurra-Fußball wie zuletzt gegen Schalke gelang, war vor allem den guten Wolfsburgern geschuldet. Sie zeigten gegen den Fast-Meister ihr bestes Saisonspiel, Heynckes bekannte später: "Das sind die Spiele, die du gewinnen musst."

Einzelkritik FC Bayern
:Schnell noch mal die Fans bestrafen

Thomas Müller brüllt den Rasen an, Mario Gomez fordert eine Ansage - und bekommt tatsächlich eine. Manuel Neuer hätte auch mit gebrochener Hand spielen können, Dante guckt verblüfft. Arjen Robben präsentiert, was passiert, wenn ihn die gegnerischen Fans auspfeifen. Der FC Bayern beim 2:0 in Wolfsburg in der Einzelkritik.

Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Mehr gab es nicht zu erzählen. Also wurde wieder übers Personal debattiert.

So geht es seit Wochen. Die Bayern liefern überzeugende Siege - und müssen sich anschließend leidigen Diskussionen stellen. Daran sind sie gewissermaßen selbst schuld. Wäre die Meisterschaft spannender, wäre der Kampf um die Vorherrschaft in der Liga das Gesprächsthema Nummer eins. Was machen die Bayern, wie reagieren Dortmunder oder Leverkusener? Und was passiert, wenn es zum Spitzenspiel gegen den BVB kommt? Gehen die Bayern dann wieder als Verlierer vom Platz?

Echte Spannung, so viel steht fest, wird in dieser Saison kaum noch aufkommen. Debattiert werden muss trotzdem. Der FC Bayern ist kein Klub, der einfach auf Ruhe schalten kann. Das hat noch nie funktioniert. Und der Verein weiß um sein aufgeregtes Umfeld. Präsident Hoeneß etwa weiß wie kein anderer, wie das Spiel mit den Schlagzeilenmachern funktioniert. Er kann sie instrumentalisieren - und muss im Gegenzug damit leben, manche Debatten nicht immer einfangen zu können.

So wird derzeit eine Streitfrage nach der anderen an den Klub herangetragen. Kommt der Pole Robert Lewandowski von Borussia Dortmund? Wie lange geht es gut, wenn hochdekorierte Spieler wie Mario Gomez und Arjen Robben keinen Platz in der ersten Elf finden?

In Sachen Lewandowski gab es am Freitagabend wenig Neues. Zwei Medien meldeten wieder einmal eine Einigung zwischen dem FC Bayern und dem polnischen Stürmer. Dies wurde jedoch schleunigst dementiert, erst von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, dann auch von den Münchnern. "Ich habe gesagt, was ich sagen musste und sagen wollte und was gesagt werden darf", schwurbelte Sport-Vorstand Matthias Sammer. Fortsetzung folgt.

Auch Robben und Gomez, die unzufriedenen Promis im Kader, blieben ein Thema. Dabei war aufschlussreich, wie die Akteure mit ihrer Situation umgingen. Gomez, der Überlegte, stiefelte trotz Kurzeinsatz mit breitem Grinsen die Katakomben entlang. "Ich gehe jetzt duschen", befand der Nationalstürmer, der erst in der 83. Minute eingewechselt worden war. Einen weiteren Kommentar wollte er nicht abgeben. Gomez ging duschen. Und sagte keinen Ton mehr.

Anders Robben. Auch der Niederländer hatte die Situation im Grunde trefflich erfasst. Sein spätes Tor habe ihn kurz gefreut, sagte der Flügelstürmer, mehr aber auch nicht. Und er wolle sich auch gar nicht über die eigene Situation und über seinen Bankplatz auslassen. Robben sagte: "Am besten gehe ich zum Bus, bevor ich hier noch Dinge sage..."

Robben hielt nicht Wort, ging nicht zum Bus. Die 78 Minuten auf der Bank hatten seine Laune nachhaltig gedrückt. "Ich war wieder nur auf der Bank, das ist für mich enttäuschend", klagte Robben. Natürlich wolle er Profi sein und sich nicht zu sehr beklagen. Das schade nur der Mannschaft. Auch das Gespräch mit Trainer Heynckes sucht er nicht - der Coach kenne schließlich seine Meinung: "Ich will einfach mehr spielen, ich will Spaß haben. Deswegen bin ich nicht so froh."

Auch der Gedanke an die kommende Aufgabe in der Champions League gegen den FC Arsenal erheiterte Robben kaum. Es steht schließlich die nächste Demütigung für den stolzen Spieler an. Schwer vorstellbar, dass Heynckes ausgerechnet in der Königsklasse seine offensive Formation durchwirbelt.

Angesprochen auf einen möglichen Platz in der Startelf am Dienstag sagte Robben: "Ich habe schon mehr Hoffnung gehabt." Deutliche Worte von einem, der eigentlich nichts sagen wollte.

Der Rest der Mannschaft sieht der Aufgabe in London freudiger entgegen. Kapitän Philipp Lahm rutschte gar heraus: "Es ist gut, dass es endlich wieder gegen einen echten Gegner geht." Arjen Robben wäre schon froh, könnte er mehr als 13 Minuten Fußball spielen. Egal gegen welchen Gegner.

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