1:1 gegen Barcelona:Leverkusen verflucht die vergebenen Chancen

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  • Bayer Leverkusen spielt 1:1 unentschieden gegen den FC Barcelona.
  • Barca-Torhüter Marc-André ter Stegen gibt oft den Spielverderber.
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Als nur noch zehn Minuten blieben, riss Chicharito Hernández die Hände nach oben, er schrie und fluchte, zehn Minuten noch bis zum Abpfiff, zehn Minuten noch, um doch die Überraschung zu schaffen. Und Hernández spürte langsam, dass es zu wenig war.

Zehn Minuten später war dann dieses Champions-League-Spiel vorbei, die Chance, der Chicharito hinterher geflucht hatte, war eine der letzten gewesen, sie war aber eine von so vielen. Einer von insgesamt 26 Torschüssen für Bayer Leverkusen, um an diesem Mittwochabend den FC Barcelona zu besiegen.

Weil aber nur eine dieser Chancen nicht ungenutzt blieb, endete das Spiel 1:1 (1:1). Durch dieses Remis verpasste Leverkusen den Sprung ins Achtelfinale. Aber eben nicht, weil Barcelona so überlegen war. Sondern weil Leverkusen so schusselig war. Weil das Team die eigene Dominanz nicht auszunutzen wusste.

"Das ist ein Drama", sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt, "da ist nur Fassungslosigkeit und Enttäuschung, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben."

Weiterkommen wäre möglich gewesen

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Wie schwierig die Aufgabe an diesem Abend für Leverkusen werden würde, stand ja bereits vor dem Anpfiff fest: Um das Achtelfinale zu erreichen, musste das Team den Titelverteidiger besiegen, gleichzeitig durfte die punktgleiche AS Rom nicht gegen Bate Borissow gewinnen. Eine Aufgabe, die fast an das Unmögliche grenzte. Zumindest an normalen Abenden. Aber dieser Abend in Leverkusen war kein normaler Abend.

Schmidt vertraute einer Elf, die es Barcelona von der ersten Minute an schwer machen sollte; im Vergleich zum 1:2 zuletzt in Berlin tauschte er die Außenverteidiger aus, und er stellte Hakan Calhanoglu in die Mitte des Spielfeldes. Frühzeitig attackieren, nicht zu lange abwarten, die eigenen Reihen geschlossen halten, das waren Schmidts Vorgaben. Barcelona-Trainer Luis Enrique dagegen wechselte acht Spieler; unter anderem hatte Neymar mit Leistenproblemen das Abschlusstraining abbrechen müssen, Luis Suárez saß auf der Bank; aus dem berüchtigten Dreizack begann also allein Messi.

Schmidts Plan ging erst einmal auf: Leverkusen störte früh, spielte lustvoll und risikofreudig.

Aber Messi lauerte. Bereits in der zweiten Minute schoss Calhanoglu das erste Mal aufs Tor, vom rechten Strafraumeck aus, das war auch das Muster der nächsten Minuten. Mit schnellen Pässen zerschnitt Leverkusen das ohnehin weiche Mittelfeld der Gäste; am gegnerischen Strafraum dribbelten die Spieler von außen in die Gefahrenzone hinein, sie kombinierten auf engstem Raum, aber sie kamen kaum zum Torschuss.

Erneut Calhanoglu testete mit einem Freistoß, wie aufmerksam der Deutsche Marc-André ter Stegen in Barcelonas Tor war. Er war sehr aufmerksam. Leverkusen war überlegen, war spielerisch gewitzter. Doch Messi lauerte weiterhin.

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Und auf einmal hatte Ivan Rakitic den Platz, um einen überlegten Pass zwischen den Bayer-Innenverteidiger Tah und Toprak hindurch zu spielen, und schon stand Messi frei vor Leno. Ein Tänzchen, und der Favorit führte (20.).

Doch Leverkusen machte weiter wie zuvor, wartete nicht ab. Nach einer Flanke von Mehmedi berührte Calhanoglu den Ball gerade genug, um die gesamte Defensive des Titelverteidigers zu irritieren. Dann stand Chicharito frei am Fünfmeterraum. Ein trockener Schuss, der Ausgleich (23.).

Abseitsfalle funktioniert bei Bayer

Die Partie war danach ausgeglichener, weiterhin mit leichten Vorteilen für Leverkusen. So schoss Calhanoglu von der Grundlinie frech aufs Tor, ter Stegen war wieder aufmerksam (35.). Die meisten Angriffe der Katalanen verhinderte Leverkusen, indem das Team die eigenen Reihen so weit vorne geschlossen hielt, dass die Gäste oft ins Abseits rannten. Die letzte Chance der ersten Halbzeit hatte dennoch Rakitic, den niemand attackierte, er schlenzte den Ball vorbei (40.).

In der zweiten Halbzeit stellte Schmidt die eigenen Reihen noch weiter nach vorne, Leverkusen brauchte ja unbedingt ein Tor (in Rom stand es 0:0). Und weil Barcelona höflich-distanziert verteidigte, erspielte sich der Gastgeber mehrere Gelegenheiten. Calhanoglu versuchte es zu gefühlvoll - vorbei (49.). Karim Bellarabi suchte im Strafraum den einen Wackler zu viel (50.). Calhanoglu rutschte im Strafraum weg (58.). Bellarabi stand frei vor ter Stegen, schoss aber auch direkt auf ter Stegen (60.).

Allein Calhanoglu hatte nun häufiger aufs Tor geschossen als die gesamte Gästemannschaft. Doch so langsam lief die Zeit davon. Die letzte große Gelegenheit hatte Chicharito, ter Stegen reagierte erneut aufmerksam (89.). "Im Abschluss hat ein Quentchen Glück und die Konzentration gefehlt", sagte Sportdirektor Rudi Völler. Dann war schließlich auch die letzte Minute abgelaufen, aus Rom drang die Nachricht durch, dass es bei einem 0:0 geblieben war.

"Dass Rom nicht gewonnen hat, macht das für uns erst recht zu einer Tragödie", sagte Schmidt. Die Gastgeber schlichen traurig vom Rasen. Sie dürfen zwar im nächsten Jahr in der Europa League weiterspielen, ein Trost war das aber nicht. "Ich werde mein Leben lang an dieses Spiel, das wir nicht gewonnen haben, denken", sagte Schmidt noch.

An diesem Abend war es so: Das fast Unmögliche ist selten so nah gewesen.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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