Tourismus:Dresden: Pegida vergrault Touristen

Participants hold German national flags during a demonstration organised by anti-immigration group PEGIDA in Dresden

Pegida-Anhänger versammeln sich im Dezember vergangenen Jahres vor der Semperoper in Dresden. Die Bewegung verschreckt zunehmend Touristen aus dem Rest Deutschlands.

(Foto: REUTERS)
  • Erstmals nach sechs Jahren Wachstum gehen die Besucherzahlen in Dresden zurück.
  • Die Tourismusbranche macht für den Imageverlust die rechtspopulistische Pegida-Bewegung verantwortlich.
  • Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) befürchtet auch negative Auswirkungen für Wirtschaft wegen rechtsradikaler Anschläge in Sachsen.

"Pegida-Effekt": Dieses Wort macht gerade in der Dresdner Tourismusbranche die Runde. Es beschreibt eine negative Entwicklung, die viele in Sachsens Landeshauptstadt bereits befürchtet hatten und die nun in Zahlen vorliegt: Dresden ist bei Touristen unbeliebter geworden. Wegen Pegida.

Fremdenfeindliche Parolen schrecken Touristen ab

Nach Angaben der Dresden Marketing GmbH sind zum ersten Mal seit sechs Jahren weniger Besucher nach Dresden gekommen. Im vergangenen Jahr seien die Übernachtungen insgesamt um drei Prozent auf 4,3 Millionen zurückgegangen, bei den Ankünften habe es ein Minus von 2,3 Prozent gegeben. Touristen hätten sich bewusst gegen einen Dresden-Besuch enschieden, sagte Geschäftsführerin Bettina Bunge. Sie machte die fremdenfeindlichen Parolen von Pegida dafür verantwortlich. Durch sie habe die Landeshauptstadt an Image eingebüßt.

Semperoper und Zwinger - bei Gästen aus dem Rest Deutschlands ziehen die Publikumsmagnete nur noch bedingt: 2015 sank die Zahl der Übernachtungen deutscher Gäste um 5,1 Prozent auf rund 3,4 Millionen. Touristen aus dem Ausland konnte Dresden dagegen weiter überzeugen. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 6,1 Prozent auf insgesamt rund 879.000. Zu den wichtigsten Auslandsmärkten zählen demnach die USA, Schweiz und Österreich. Die Übernachtungen aus Russland brachen dagegen wegen des Rubelverfalls und der Wirtschaftskrise um knapp 28 Prozent ein.

Politik und Wirtschaft befürchten negative Folgen rechtsradikaler Anschläge

Und dann sind da noch Vorfälle wie der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Bautzen: Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) warnte davor, dass rechtsradikale Anschläge Touristen und Wirtschaftsbetriebe abschrecken könnten. Er werde dafür arbeiten, weiteren Schaden von Sachsen abzuwenden, sagte er. Das wolle die Landesregierung mit einem breiten Aktionsbündnis gesellschaftlicher Kräfte gegen Rechtsextremismus und durch mehr Polizisten erreichen.

Wirtschaftsvertreter befürchten zudem, dass ausländische Fachkräfte und Studenten einen Bogen um das Bundesland machen könnten. Wegen der fremdenfeindlichen Stimmung sei es schwieriger geworden, solche Menschen an Unternehmen und Universitäten zu binden, sagte die Beauftragte des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft in Sachsen, Antje Hermenau, im Deutschlandfunk. Gleichzeitig warnte sie davor, das Problem des Rechtsradikalismus allein auf Sachsen zu konzentrieren. Das habe etwas von "Rufmord".

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