Städtereise:Budapest für Anfänger und Fortgeschrittene

Reisetipps für eine Stadt, deren Anziehungskraft nichts etwas anhaben kann.

Von Irene Helmes

13 Bilder

Budapest

Quelle: anko_ter - stock.adobe.com

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Einfach loslaufen

Eine gute Nachricht vorweg: Mindestens zwischen dem Pester Donauufer und dem Boulevardring Nagykörút gibt es keine Zeitverschwendung, keine falschen Wege. Selbst wer ziellos abseits der ganz großen Touristenpunkte spaziert, stößt zuverlässig auf Sehenswertes - mal ist das eine Kulturhalle, die wie ein gestrandeter Wal aus Glas und Backstein am Fluss liegt, mal ein Museum, dessen Fassade allein schon Kunst ist, mal ein historisches Mietshaus mit meterhoher Streetart in leuchtenden Farben, mal ein Bahnhof, prächtiger als eine Kirche.

Und wer nicht mehr hören kann, wie "fucking AWESOME, man!" der Pubcrawl gestern Nacht war (und das wird man ganz bestimmt hören, weil das Thema von einer bestimmten Art Budapest-Besucher in einem endlosen Staffellauf so begeistert wie lautstark auf offener Straße weitergereicht wird), der muss immer nur um ein paar Ecken biegen in ruhigere Gassen. Schon ist sie wieder ungestörter zu erleben: die Stadt, die zum Unesco-Welterbe zählt und nicht umsonst zu den beliebtesten Citytrip-Zielen in Europa.

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Quelle: AFP

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Kaltes Wasser, heißes Wasser

Alle Städte verändern sich mit dem Wetter, aber in Budapest kann das Besuchern fast körperlich wehtun. Dank Kontinentalklima legt sich je nach Reisezeit so strenge Kälte oder sengende Hitze über die Straßen, dass unvorbereitete Neuankömmlinge ihr Zimmer vielleicht gar nicht verlassen möchten, oder im Sommer den Tag wenigstens erst bei Sonnenuntergang beginnen. Das wäre aber schade: Für jede Temperatur gibt es die richtige Stelle zum Abkühlen oder Aufwärmen. Wenn Budapest ein Element hat, dann Wasser - und zwar zu jedem Wetterextrem das passende.

Im Sommer etwa kann der weitläufige, schattige Park der Margit-Insel über die drückendsten Stunden helfen. Dort liegt auch das älteste, kürzlich erweiterte Freibad "Palatinus" mit Blick auf die Donau. Zurück im Zentrum bleibt ab der Dämmerung nur noch die Frage, an welcher Ufer-Bar man den ersten kühlen Drink bestellen möchte. Im Winter kann der obligatorische Abendspaziergang an den erleuchteten Brücken zwar kürzer ausfallen, dafür wärmen die weltberühmten Thermalbäder tags und teilweise auch nachts. Jedes Bad ist nebenbei eine kleine Geschichtsstunde im Fach Lebenskunst, ob im neobarocken Badepalast des Széchenyí, im Jugendstilluxus im Gellért (beide mit Jahrhunderttradition) oder im osmanischen Rudasbad, das sogar mehr als 450 Jahre alt ist (und bei dem noch heute teils Geschlechtertrennung herrscht).

Die vielbesungene "blaue" Donau der k.-u.-k.-Romantik müssen sich Besucher allerdings abschminken. Falls die Donau überhaupt irgendwo blau ist, dann jedenfalls nicht in Budapest. Sie schillert eher in einem Regenbogen aus Grau-, Grün- und Brauntönen. Aber das hat sie völlig zu Recht nicht daran gehindert, mit ihren Ufern zum Herz einer Unesco-Weltkulturerbestätte zu werden. Und bei Nacht bringen die Lichter der Stadt den Fluss und seine Brücken sowieso am allerschönsten zur Geltung.

Im Bild: der Außenbereich des Gellért-Bades im Sommer

Budapest bei Nacht

Quelle: Sergey Novikov - Fotolia

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Alte Schönheit, neu gepflegt

Es ist nicht ganz leicht, in Budapest heil von A nach B zu kommen - zu sehr lenken Fassaden und Dächer vom Weg ab. Die Verzierungen, ob aus dem Jugendstil, Historismus oder anderen Epochen, zeigen Fabelwesen, antike Götter, berühmte Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte, wilde Tiere aus dem Hinterland - oder einfach nur abstrakte Eleganz. Auch in Ungarns Hauptstadt haben die Kriege gewütet, zu erkennen ist das aber kaum mehr. Besonders nicht für Besucher aus Orten, die seit den 1950er-Jahren konsequent und schmucklos ins Wirtschaftswunder betoniert wurden.

Budapest dagegen präsentiert - von vereinzelten Bausünden abgesehen - alte, neu gepflegte Pracht. Die Stadt hat Brücken frisch lackiert, Fahrradwege angelegt, das Tramnetz verbessert, an Aussichtsstellen neue Bänke zum Ausruhen aufgestellt. Das Gesamtkunstwerk ist seit der Rückkehr ins freie Europa immer schöner geworden, auch wenn viele Bewohner angesichts explodierender Preise und fehlender Jobs wenig bis nichts davon haben.

Fertig ist das Projekt Restaurierung nie. Und so stehen zwischen perfekt renovierten Häusern und riesigen Baustellen (noch) manche Gebäude, bei denen zu hoffen bleibt, dass einem die Balkone beim Vorbeigehen nicht auf den Kopf fallen.

Budapest

Quelle: Irene Helmes

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Im Kreis fahren

Hop-on-Hop-off-Touristenbusse gehören auch in Budapest zum Stadtbild - eine viel günstigere Rundfahrt bekommen Besucher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Ring-Trambahn (Linie 4 und 6) ist perfekt für die erste Orientierung. Sie startet und endet jeweils im Westen auf der Buda-Seite und zieht dazwischen einen großen Halbkreis über die Brücken und einen der Boulevards der Stadt, den Ring Nagykörút. An den Stationen liegen zahllose Sehenswürdigkeiten in Laufnähe, zentrale Plätze wie der Oktogon, der opulente Bahnhof Nyugati, und beim Überqueren der Brücke Margit híd eröffnet sich einer der besten Panoramablicke überhaupt auf Burghügel und Parlament.

Die ideale Ergänzung: Die Tramlinie 2 scheppert und bimmelt (im Norden beginnend an der Margit-Brücke) das östliche Donauufer entlang. Hier sind noch alte, nostalgisch wirkende Waggons im Einsatz, im Gegensatz zu den leisen, stromlinienförmigen Wägen am Körút.

Der absolute Nostalgietrip auf Schienen wartet aber unterirdisch in Gestalt der Metro-Linie 1, die schnurgerade vom Vörösmarty tér unter der Flaniermeile Andrassy út hindurchführt bis zum Heldenplatz, dem Stadtwäldchen und dem Széchenyí-Bad. Nur wenige Treppenstufen geht es jeweils hinunter in mit Keramik und Holz vertäfelte Mini-Stationen, in denen geradezu winzige Züge fahren. Es handelt sich hier um die nach London älteste U-Bahn-Strecke in Europa, eine Erinnerung an die goldenen Jahre von Budapest.

Vajdahunyad Burg, 1896

Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo

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Damals ...

Ungarns Baumeister haben so manch kleine Falle hinterlassen. Denn vieles, was Besucher bestaunen, ist nicht, was es scheint.

Die Hauptstadt hat sich schon immer mit Lust und Fantasie ihre eigene Geschichte zurechtgebaut - auch wenn einiges überhaupt nie so gewesen ist. Als Budapest um 1900 herum seine Blütezeit erlebte, gehörte es zu den fortschrittlichsten, am schnellsten wachsenden, reichsten Städten Europas. Es war eine Phase, in der die Ungarn auch ihre eigene Vergangenheit feierten. Im Stadtwäldchen entstanden so Fantasiegebilde: Die Burg Vajdahunyad etwa hat nie eine Belagerung erlebt, sie wurde erst 1896 anlässlich der tausendjährigen Besiedlung des Budapester Beckens durch die Magyaren als architektonischer Best-of-Mix zur Weltausstellung gebaut. Zuerst aus Holz und Pappe, einige Jahre später aus Stein. Auch die berühmte Fischerbastei in Buda mag mit ihren kriegerischen Heldenstatuen mittelalterlich wirken, wurde aber erst 1905 am Ort des einstigen Fischmarktes eröffnet.

Dieses "Geschichte machen" setzt sich bis heute fort. 2016 stellte die Orbán-Regierung Pläne vor, mit denen sie bedeutende Teile sowohl des Stadtwäldchens als auch des Burghügels erneut umgestalten will. Teils mit spektakulär modernen Neubauten, teils auch mit dem Ziel, Spuren des 20. Jahrhunderts aus dem Stadtbild zu löschen und einen früheren Zustand zu rekonstruieren - ein umstrittenes Unterfangen.

HUNGARY-PALACE OF ARTS-01

Quelle: AFP

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... und heute

Von der merkwürdig starren Museumsatmosphäre mancher Kulturstädte, ja von Stillstand, ist in Budapest jedenfalls nichts zu spüren, es bleibt in permanenter Veränderung. Das 21. Jahrhundert zeigt sich zum Beispiel verstreut über die alten Viertel in opulenten Graffiti.

Entlang der neuen M4-Linie sind extravagante Metrostationen entstanden, die mal in ihrer betonfarbenen, monumentalen Geometrie an Kulissen russischer Stummfilme erinnern (Fővám ter), mal in ihrer Farbenfreude an psychedelische Hippie-Muster (Szent Gellért ter). Anders als die historische M1-Linie liegen die neuen Stopps wegen der Donau extrem tief in der Erde - mit schwindelerregend steilen Rolltreppen, die lang genug sind, um die Architektur wirken zu lassen.

Internationale Konzerne haben hypermoderne Büropaläste bauen lassen, wie etwa das ING-Gebäude. Der Palast der Künste, kurz "Müpa" genannt (für Művészetek Palotája, im Bild) bietet seit 2005 am Pester Donauufer am südlichen Stadtrand die Béla-Bartók-Konzerthalle und viele weitere Räume für Kultur - seine futuristische Fassade leuchtet im Dunkeln mit Neon-Elementen. Manches Prestigeprojekt, wie ein blasenförmiger Großbau der mittlerweile verstorbenen Star-Architektin Zaha Hadid, ist (noch) nicht verwirklicht.

Budapest

Quelle: Irene Helmes

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Marktwirtschaft

Zum Standardprogramm jeder Stadttour gehört die Große Markthalle, Nagy Vásárcsarnok (im Bild). Doch sie ähnelt immer weniger einem Markt und immer stärker dem, was sie längst ist: einer Sehenswürdigkeit. Manchmal scheinen dort mehr Menschen die Salamis, roten Paprika und Pálinka-Flaschen zu fotografieren als zu kaufen. Schade eigentlich, denn feine Waren gibt es dort nach wie vor. Zum Beispiel das typisch ungarische saure Gemüse in riesigen Einmachgläsern - allerdings etwas versteckter als die Handgepäck-kompatiblen Souvenir-Spezialitäten.

Es gibt auch andere, noch weniger bekannte Markthallen, etwa am Klauzal tér im Ausgehviertel oder am Rákóczi tér. Oder wenige Schritte südlich der Großen Halle das Bálna, das unter anderem jungen Kunsthandwerkern und schicken Ufer-Bars Platz bietet.

Täuschen lassen sollten sich Besucher von den Kauf-, Kultur- und Esstempeln trotzdem nicht. So raffiniert sie restauriert sind, so gut und gar authentisch das Streetfood schmecken mag - wer wie ein durchschnittlicher Einheimischer einkaufen möchte, wäre eher im nächsten, ganz profanen Spar-Supermarkt oder an einem der gänzlich unhippen, aber billigen Stände in der nächsten Unterführung richtig.

Budapest

Quelle: oliverhuitson - stock.adobe.com

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Nachtleben

Es ist das Schicksal jedes guten "Geheimtipps", dass die Sache irgendwann außer Kontrolle gerät. Letztlich ist es in Budapest also wie in allen Metropolen - und wie überall sonst ist es hier natürlich doch ganz anders.

In den Neunziger- und Nullerjahren, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, galt Budapest als eine der kreativsten, überraschendsten Städte zum Ausgehen. Der Mix aus Coolness, künstlerischer Spielerei und Weltoffenheit in den sogenannten Ruin pubs schien unnachahmlich. Wo sonst in Europa hätte man auf einem alten ukrainischen Frachtschiff bis morgens feiern können, weil es inzwischen als Party- und Konzertboot vor Anker lag? Wo sonst gab es eine Dachbar auf einem einstigen kommunistischen Kaufhaus, von der aus man für eine Handvoll Forint kühle Drinks bekam und einen 360-Grad-Blick auf eine Welterbe-Stadt genießen konnte?

Was Budapest bietet, wäre anderswo längst den jungen Reichen vorbehalten. Dass es hier anders ist, hat zu zweierlei geführt. Das Nachtleben, gerade im historischen jüdischen Viertel, ist in Zeiten der politischen Krise einerseits ein Ort der Freiheit. Weil sich die Schnäppchenpreise (vom Westen aus gesehen) herumgesprochen haben, ist die einst "lustigste Baracke im Ostblock", in der sich schon vor der Wende viele gern vergnügten, aber auch zum Mekka der Junggesellenabschiede und Sauftouren geworden.

The Royal Castle is seen  under a veil of heavy winter smog in Budapest

Quelle: REUTERS

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Was vom Feiern übrig bleibt

An den Clubs und Kneipen, die Budapests Nachtleben entscheidend geprägt haben, ist das nicht spurlos vorbeigegangen. Im einst so alternativen, immer noch originellen Szimplá Kert steht seit einigen Jahren ein Bargeldautomat, nebenan haben sich die Hipster-Variante eines Souvenirladens sowie eine Streetfood-Zeile nach internationalem Geschmack eingerichtet. Vor den eigentlich so legeren Ruin bars kontrollieren imposante Muskelpakete Taschen auf versteckte Schnapsflaschen und anderes Unerwünschtes. Englische Menüs sind Standard. Manch alteingesessener Laden wie das Instant hat seine alten Räume verlassen und ist umgezogen.

Das Gerangel um Immobilien ist in vollem Gange, aus Improvisation ist Investition geworden. Inzwischen landen Neuankömmlinge, die Budapest zum ersten Mal besuchen, mit etwas Pech in regelrechten Passagen aus imitierten Ruin pubs. Nagelneue Clubs und Kneipen springen auf den beliebten Budapest-Style-Zug auf. Auch in ihnen lässt sich gut essen und trinken. Die Ecken und Kanten aber, die den Charme hier eigentlich ausgemacht haben, sind fein säuberlich abgeschmirgelt worden.

Dazwischen stehen zwar immer noch gelungene Neueröffnungen, die das Beste aus Alt und Neu verbinden. Einheimische weichen - auch der Preise wegen - dennoch zunehmend auf den Rand der Innenstadt aus. Persönlich wirkende Neueröffnungen, in denen eine Kellnerin freudestrahlend fünf Minuten lang die Komponenten eines einzigen Käse-und-Wurst-Tellers zum Wein erläutert, finden nun eben in Gegenden wie dem östlichen VIII. Bezirk, dem Józsefváros statt, der noch vor ein paar Jahren als Abbruchgegend galt.

Im extremen Fall ziehen sich die jungen Budapester in Clubs für Mitglieder zurück, exklusive Fluchtpunkte vor dem prolligen Partywahnsinn, die nur mit persönlicher Empfehlung zugänglich sind.

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Quelle: AP

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Wem gehört die Stadt?

Wer Budapest noch vor wenigen Jahren besuchte, erinnert sich an viele recht rumpelige Straßenzüge, in deren Ladengeschossen sich in unvergleichlichem Ungarenglisch "Kinai Büfé" an "Szuper Diszkont" an "Szex Shop" reihte, alles in verstaubtem Neon. Die Gentrifizierung hat vielen den Garaus gemacht. Wer früher lange vergebens nach einem nichtchinesischen Asia-Restaurant oder gar einem vegetarischen Imbiss suchte, sieht jetzt ein Hipster-Lokal neben dem anderen aus dem Boden schießen. Gleichzeitig haben sich Burger-Ketten oder Kneipen mit schreiendem Sponsoring internationaler Schnaps-Marken lukrative Läden gesichert und dominieren den Anblick mancher Straßenzeilen.

Die Stadtbewohner klagen über das Steigen der Mieten und Wohnungspreise im Zentrum, an vielen Orten begegnen sich Reisende und Einheimische immer seltener. Auch Budapest erfährt inzwischen, wie es sich anfühlt, von der eigenen Popularität überrollt zu werden.

Museum of Applied art, Budapest; Budapest

Quelle: romas_ph - stock.adobe.com

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Kulturprogramm

Budapest war besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert bekannt als Stadt der Musiker, Autoren und Künstler. Entsprechend bieten Museen und Ausstellungen heute eine reiche Auswahl, etwa in der Nationalgalerie im Burgviertel mit ihrer beeindruckenden Sammlung ungarischer Gemälde und Skulpturen, der Kunsthalle Mücsarnok am Heldenplatz oder dem zeitgenössischen Museum Ludwig an der Donau. Viele, wie das opulent verzierte Kunstgewerbemuseum (im Bild), sind schon als Gebäude selbst einen Besuch wert.

An Orten wie dem Museum Terror Háza, dem Haus des Terrors, das die Schrecken des kommunistischen Regimes ausstellt, ist die Grenze zum Geschichts-Kommerz mindestens brüchig.

Fast im Verborgenen ist Budapest zum begehrten Drehort geworden, wie etwa in "World War Z", "Spy" oder "Blade Runner 2049" - allerdings oft, ohne selbst Protagonistin zu sein. Offensichtlicher im Stadtbild zu erkennen sind die Kulturfestivals, die rund ums Jahr stattfinden, wie das Budapest Photo Festival.

Das mit Abstand bekannteste und größte: Das Musikfestival Sziget (vielsagender Untertitel: "Island of Freedom") feiert im August 2017 sein 25. Jubiläum und gehört mit Hunderttausenden Besuchern und Hunderten Stars zu den größten Kulturveranstaltungen des Kontinents. Es ist ein Massenereignis, das seinen alternativen Charakter zu bewahren versucht, im Line-up und mit kuriosen Angeboten wie Tanztherapien oder wild kostümierten Stelzenkünstlern.

Budapest

Quelle: Irene Helmes

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Viele Gesichter

Budapest einen Stempel aufzudrücken, einen einheitlichen Stil zu verpassen - das ist bislang noch niemandem gelungen. Die Einflüsse der multikulturellen Jahrhunderte zeigen sich überall, ganz besonders in Traditionen, die heute so gerne den Reisenden angepriesen werden. Die Osmanen, die Nachbarn vom Balkan, die Habsburger, die heimischen Roma, alle haben Spuren hinterlassen, ob in der Badekultur, der Musik, den Kaffeehäusern, der Küche oder schlicht den Gesichtern der heutigen Budapester.

Budapest ist das Prachtexemplar ungarischer Kultur, aber zu dieser gehört auch die Begeisterung, mit der die Ungarn besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert in die Welt geblickt haben. Die ägyptisch inspirierte Sphinx vor der Oper, der japanische Garten auf der Margit-Insel, ganz zu schweigen von den bloßen Namen: Nicht umsonst wurde der vielleicht schönste Café-Palast "New York Káveház" getauft und nur während des kommunistischen Regimes in "Hungária" umbenannt.

Wie wichtig die ungarisch-jüdische Kultur für die Stadt war und ist, zeigt sich im jüdischen Viertel (VII. Bezirk), besonders eindrucksvoll an der Großen Synagoge an der Dohány utca (der größten in Europa). Das Gedenken an das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg wird seit 2004 im Holocaust Memorial Center wachgehalten, im Budapester Straßenpflaster sind an vielen Stellen sogenannte Stolpersteine eingelassen.

HUNGARY-BUDA CASTLE-02

Quelle: AFP

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Must-not-see

Ungarn mag schlagzeilenträchtig mit sich, Europa und der Welt hadern. Besucher aber finden in der Hauptstadt weiterhin ein Laissez-faire vor, das einer Metropole, die schon so viel mitgemacht hat, nicht ohne weiteres verloren geht.

Was die sogenannten Must-sees betrifft: Natürlich gibt es sie auch in Budapest. Ob sich das Abklappern, gerade bei kürzeren Besuchen, lohnt, ist aber Geschmacksfrage. Um im Hösök tére (Heldenplatz) mehr zu erkennen als einen riesigen, zugepflasterten Platz mit ein paar Statuen, muss man sich schon die Zeit nehmen, in die Reiseliteratur einzutauchen. Die Burg und die "Freiheitsstatue" auf den Hügeln von Buda, die St.-Stephans-Basilika, das überdimensionale Parlamentsgebäude, das Freddie Mercury in den 1980ern einst im Scherz kaufen wollte, falls es genug Schlafzimmer habe ... Sie alle haben nicht zufällig in allen Reiseführern und Stadtführungen ihren Platz. Trotzdem: einfach losspazieren ist eine echte Alternative in Budapest.

© SZ.de/kaeb/sks
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