Thermen für den Winter:Richtig warm hier

Wenn es draußen nebelig und nasskalt ist, wenn man also gar nicht rausgehen will, können Thermen Glücksmomente verschaffen. Sechs Empfehlungen - von der Vulkaneifel bis nach Budapest.

Aus der SZ-Redaktion

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Rupertus Therme, Bad Reichenhall

Quelle: Rupertus Therme

Die Welt der Thermen besteht längst nicht mehr nur aus Whirlpool und Finnischer Sauna. Besucher können sich einer Farblichttherapie unterziehen, in orientalischen Kräutern baden oder sich in eine Eiskammer begeben. Vielen Bädern sind mittlerweile Hotels angeschlossen, denn die Gäste bleiben zunehmend länger, um sich besser entspannen zu können. Schon die Römer bauten Bibliotheken in ihre Thermen, um nicht nur den Körper, sondern auch den Geist anzuregen. Eine eigene Philosophie ist auch heute wichtig, denn die Konkurrenz ist groß. Die Empfehlungen unserer Autoren.

Salz der Berge

Gipfel tauchen auf und verschwinden wieder im Dunst von Nebelschwaden. Das 32 Grad warme Wasser trommelt auf Kopf und Schultern herab. Auf den Lippen liegt der Geschmack von Salz, es schmeckt nach Urlaub am Meer. Wenn sich die Dämmerung über die Außenbecken der Bad Reichenhaller Rupertus Therme senkt, können sich die Grenzen der Wahrnehmung auflösen. Sinnestäuschung im bayerischen Urmeer. Das ist allerdings schon vor etwa 250 Millionen Jahren verschwunden, geblieben ist in den Bergstöcken das Salz, das nun das Wasser in der Therme anreichert.

Früh bemerkten die Einheimischen, dass die warme Sole die Atemwege befreit, gegen Gelenkschmerzen und einiges mehr hilft. Ende des 18. Jahrhunderts durften schon die Bergarbeiter in Wannenbädern ihre geschundenen Körper aufpäppeln. Es folgte eine große Karriere als Kur- und Staatsbad - und ein Desaster, als nach Gesundheitsreformen die Kurgäste ausblieben.

Bad Reichenhall reagierte mit dem Bau der Rupertus Therme. Sie setzt auf die Kraft der alten Sole in moderner Architektur und großzügigen Außenbecken. Es gibt eine ganze Reihe Saunen, die man für sieben Euro zubuchen kann. Die Therme ist auf Erwachsene ausgerichtet, weshalb ein Spaß- und Sportbad angebaut wurde. Der Zugang ist separat, Thermenbesucher haben über eine Verbindungstür freien Zutritt.

Heiner Effern

Die Tageskarte inklusive Sauna, Familien- und Sportbad kostet 28 Euro, www.rupertustherme.de.

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Safari und Sauna

St. Martins Therme am Neusiedler See, Österreich

Quelle: St. Martins Therme

Afrikanisch sind die Temperaturen nicht gerade: zwei Grad, nasskalt, grau. Doch wer sich mal in einen der Landrover der St. Martins-Lodge gesetzt hat, kommt bald in Safaristimmung. Er wird von einem Ranger durch Teile des Nationalparks Neusiedler See kutschiert, durch eine weite, steppenartige Landschaft, an Schilfflächen entlang, wo gewaltige Wasserbüffel weiden, zu den Graurindern, die mit ihren langen Hörnern sehr urtümlich aussehen, und auch zu den wollknäuelhaften ungarischen Mangalitza-Schweinen. Es ist eine alte Natur- und Kulturlandschaft, in die die St.-Martins-Therme samt angeschlossenem 150-Zimmer-Hotel vor fünf Jahren gebaut wurde.

Man wollte im mit Thermalbädern nicht gerade unterversorgten Burgenland etwas Besonderes haben, die Kombination aus Wellness und Naturbeobachtung. Das ist gelungen. Die Nachfrage ist so groß, dass mittlerweile zehn bei der Lodge angestellte Ranger die Thermen- und Hotelgäste auf verschiedenste Entdeckertouren mitnehmen. Es gibt ein Thermen-Safari-Kombiticket für 50 Euro, was nicht billig ist, sich aber auszahlt, wenn man eine zweistündige geführte Beobachtungstour mitmacht und den Rest des Tages in der schönen, an einen Baggersee gebauten Therme verbringt. 2000 Quadratmeter Innen- und Außenbassins mit Thermalwasser, viele Saunen, Dampfbäder, Ruheräume.

Wer auf Safari war, bei der zurzeit vor allem große Gänseschwärme und Greifvögel wie Kornweihen, Mäusebussarde und nicht selten auch Seeadler zu sehen sind, der genießt das Aufwärmen seiner kalten Knochen in der Sauna umso mehr. Gerade wurde eine neue Seesauna eröffnet, in reetgedeckten Häuschen mit Blick über den hauseigenen Baggersee, in dem man sich abkühlen kann.

Manchmal gerate man mit der Treatment-Abteilung ein bisschen aneinander, erzählt die Chef-Rangerin Elke Schmelzer. Wenn etwa Gäste eine Massage gebucht haben, sich wegen eines Naturereignisses aber verspäteten: "Wir können nicht zurückfahren, wenn wir sehen, wie ein Seeadler eine Graugans schlägt."

Hans Gasser

Tageseintritt mit Sauna 31 Euro, Safari-Kombiticket für 50 Euro, www.stmartins.at.

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Guter Tropfen

Vulkaneifel Therme

Quelle: Christopher Arnoldi

Getrunken hat man Glaubersalz schon einmal, zum Beginn einer Fastenkur etwa, es bringt die Verdauung gehörig in Schwung. Aber darin baden? Kann man auch. Im rheinland-pfälzischen Bad Bertrich, einem kleinen und angenehm altmodisch anmutenden Traditionskurort an der Mosel. Dort drängt aus 2000 Metern Tiefe, aufbereitet durch das Vulkangestein, Thermalwasser aus dem Boden, angenehm warm, mit Spuren von Kochsalz und Schwefelsäure, chemisch Natriumsulfat, dessen wohltuende Wirkung der Chemiker Johann Rudolph Glauber entdeckte. Die Römer fanden das schon prima und bauten in Bad Bertrich eine Art Badeanstalt. Heute steht dort eine modernen Anlage aus viel Glas, Stahl und Holz, man schwimmt gemächlich in dem Heilwasser herum, das 32 Grad warm ist und nahezu samtig. Die Haut ist nach dem Bad seidig, Eincremen nicht nötig. Und keine Sorge, es riecht nicht. Weder nach Schwefelsäure noch nach Chlor. Letzteres braucht man hier eigentlich nicht, das Wasser sprudelt überreich, nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindestmenge kommt ins Becken.

Natürlich gibt es Saunen, vier Stück an der Zahl, nebst einem Dampfbad. Und im Angebot sind die inzwischen allseits üblichen Wohlfühl-Pakete, angefangen vom Rosenblütenbad für zwei, über Traubenkernöl-Massagen, man ist schließlich im Winzerland, bis zu allerlei orientalischen Pflegezeremonien. Doch auch Reha-Patienten werden medizinisch-therapeutisch behandelt. Stolz sind die Thermenbetreiber auf die hauseigenen Fango-Packungen. Der Schlamm stammt aus der Gegend, wird mit dem Heilwasser versetzt und, ganz wichtig, nach der Anwendung entsorgt und nicht wiederverwendet.

Besucher aus ferneren Gebieten sollten wenigstens eine Übernachtung einplanen, im Herbst vielleicht sogar zwei; schließlich kann man die Steilhänge der Moselwinzer erkunden, mitsamt deren Produkten.

Susanne Höll

Vulkaneifel Therme Bad Bertrich, Tageskarte 12,50 Euro, mit Saunen 16,50 Euro, www.vulkaneifel-therme.de.

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Ruhe im rechten Winkel

Therme in Vals

Quelle: 7132 Hotel

Irgendwann in den Achtzigerjahren muss es begonnen haben. Auf einmal wollte jede Gemeinde, die etwas auf sich hielt - und welche tat das nicht? -, ein Erlebnisbad. Die winzige Ortschaft Vals mit gerade mal 1000 Einwohnern machte da keine Ausnahme. Die atemberaubende Bergkulisse Graubündens sollte um eine Attraktion erweitert werden. Doch weil die Valser damals dem Architekten Peter Zumthor den Auftrag gaben, bekamen sie genau das Gegenteil von dem, was der Gemeinde wohl anfangs vorschwebte. Waren damals doch quietschbunte Rutschen und wellenschlagende Wasserbecken modern. Beides sucht man in den Thermen Vals vergeblich. Auch eine Saunalandschaft gibt es nicht. Dafür wird der Besucher schon nach ein paar Metern von einer Ruhe erfasst, die man nur aus Sakralbauten kennt. Aus dem dunkelgrauen Quarzit, der in der Gegend abgebaut wird, hat Zumthor mit streng rechtwinkliger Geometrie einen besonderen Raum geformt.

Jeden Blick, aber auch jeden Handgriff, den der Besucher hier macht, scheint der Schweizer Architekt und Pritzker-Preisträger durchdacht zu haben. Mal guckt man auf die Gipfel - sommers wie winters eine geradezu glücklich machende Sicht -, dann auf den silbrig glänzenden Stein, das Wasser oder den rostbraunen Handlauf. Das Erstaunliche: Obwohl das Gebäude 1996 eröffnet wurde, sieht man ihm sein Alter nicht an. Im Gegenteil. Die Therme, die schon 1998 unter Denkmalschutz gestellt wurde und ihren Schöpfer weltweit berühmt gemacht hat, zeigt, dass gute Architektur auch altern kann, ohne zu verlieren. Wie gut dagegen das neue Hotel wird, das neben den Thermen das ganze zum Luxusort für Superreiche machen soll, bleibt abzuwarten. Peter Zumthor wäre das vermutlich zu viel Spektakel.

Laura Weißmüller

Tageseintritt 66 Euro, Reservierungspflicht. Hotelzimmer inklusive Thermenbenutzung ab 207 Euro, www.7132.com.

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Dampf und Spiele

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Quelle: AFP

Wer in diesen Palast aus Sonnengelb und Weiß eintritt, darf sich in Budapests Vergangenheit zurückträumen. Das Széchenyi Gyógyfürdő és Uszoda war das erste Heilbad auf der Pester Donau-Seite und wärmte schon im 19. Jahrhundert die Besucher. Seine Opulenz ist der goldenen Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg zu verdanken. Weitläufiger als das Rudas-Bad, das einst die osmanischen Herrscher eröffneten, und noch entspannter als das schicke Jugendstil-Gellért, zieht das Széchenyi heute eine kuriose Schar an. Tätowierte Ungarn stützen beim Schachspiel im Becken ihre Bäuche ab, während japanische Paare turteln, ältere Damen ihre Bahnen ziehen und britische Junggesellen den Kater der Nacht in der Sauna ausschwitzen.

Märchenhaft wird es, wenn sie alle bei Dämmerung in den Dampfschwaden der Außenbassins verschwinden. Wenn nur noch Gemurmel zu hören ist und das Plätschern des Wassers, das aus etwa 1000 Metern Tiefe kommt. Wer am Anfang dieses Winters das Bad besucht, kann beobachten, wie ein einsamer Handwerker stoisch den blätternden Putz ausbessert. Unter der Stuckdecke des Schnellrestaurants wird Gulaschsuppe in weiße Plastiknäpfe geschöpft, ab und an verirrt sich eine zerrupfte Taube zu den Essenden. Die blitzblanken Wellness-Ufos der Selbstoptimierer sind weit weg; Budapest hat Risse und Kanten, das strahlen auch seine Traditionsbäder aus. Das Széchenyi liegt zentral im Stadtwäldchen an der ältesten U-Bahn-Linie des Kontinents, so verdirbt niemandem eine lange Heimfahrt die Erholung - angenehm nach einem faulen Nachmittag ebenso wie nach dem Feiern. Denn manchmal verwandelt sich das Széchenyi in eine Partylandschaft, DJs legen auf und Neonlicht zuckt auf den Mauern. Budapests Bäder sind Teil des Lebens dieser Stadt, in jeder Hinsicht.

Irene Helmes

Tageskarte an Wochentagen umgerechnet etwa 13 Euro, am Wochenende 14 Euro, www.szechenyibad.hu.

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Des Kaisers neue Kleider

Kaiser-Wilhelms-Bad in Bad Homburg

Quelle: Kur Royal

Kurmittelhaus, das klingt klinisch-verstaubt, doch betritt man die Eingangshalle zum Kur Royal mit dem hellen Kuppeldach und den goldenen Wasserhähnen, verpuffen alle Befürchtungen: Es riecht zart nach Kräutern, der Herr an der Kasse reicht flauschige Handtücher, die Musik ist klassisch. Was schon der Aristokratie gefiel, kann im Kaiser-Wilhelms-Bad in Bad Homburg vor der Höhe heute das Volk genießen, kombiniert mit neuen Entspannungs- und Heilmethoden.

Das denkmalgeschützte Gebäude mit seinen wunderschönen Fliesen und Mosaiken im Stil der Hochrenaissance wurde im Jahr 2002 für fast vier Millionen Euro umgebaut - die Krankenkassen hatten die Zuschüsse für Kuren gekürzt, man musste plötzlich um Kundschaft werben. Nach wie vor liegen die Gäste in Solesprudel-Quellwasser, die Gräser für die Heubäder kommen aus dem Kurpark. Und so neumodische Sachen wie Nacktsein in der Sauna gibt es hier nicht. Im Kur Royal ist Badekleidung Vorschrift.

Maximal 75 Besucher gleichzeitig dürfen sich in den Dampfbädern, im Sand-Licht-Bad mit simuliertem Sonnenaufgang und den Schwitzbädern aufhalten. Das ehemalige Fürstenbad von 1890 ist kleiner als die benachbarte Taunustherme, gleicht das aber durch Kreativität aus: Nach der Hawaii-, der Honig oder der Gesamtkörper-"Kaisermassage" ist man entspannt, sollte aber trotzdem noch beim ältesten Golfplatz Deutschlands vorbeischauen. Auf dem Weg dorthin kann man sich von innen pflegen: mit angeblich magen- und darmfreundlichem Heilwasser aus dem Elisabethenbrunnen im Kurpark.

Sarah Kanning

Eintritt ab 25 Euro (zwei Std.) bis 60 Euro (Tageskarte), www.kur-royal.de.

© SZ vom 04.12.2014/ihe
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