Reisen in der Wärme:Durch die Hitzeschlacht

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Ob im Sauna-Zug oder beim Aktivurlaub: In der Hitzewelle kämpft der Körper mit äußersten Mitteln um Abkühlung. Wie Sie da heil wieder herauskommen.

Berit Uhlmann

Wärme nimmt gnadenlos den gleichen Weg: Stets strömt sie vom Heißen zum Kühleren. Wenn die Temperatur bei rund 50 Grad liegt, wie es in den vergangen Tagen in einigen ICEs vorgekommen sein soll, sind die Fahrgäste mit ihrem 36 bis 38 Grad kühlen Körpern ihr Ziel. Da aber schon ein Anstieg der Körpertemperatur um wenige Grad tödlich sein kann, werden ihre Organismen mit allen Mitteln versuchen, die Wärme wieder abzugeben - auch um den Preis totaler Erschöpfung, wie manche Reisende erleben mussten.

Trinken, schwitzen, trinken - das Rezept gegen Hitzestau. (Foto: ddp)

Prinzipiell stehen einem hitzegeplagten Organismus drei Möglichkeiten der Kühlung zur Verfügung. Zum einen wird heiße Luft wird möglichst rasch aus dem Körper befördert , indem der Mensch schneller atmet. Zum anderen erweitern sich die Blutgefäße, was mehr Wärme an die Körperoberfläche bringt, damit sie über die Haut abgestrahlt werden kann. Dies aber belastet den Kreislauf. Muss ein Reisender dazu noch lange stehen, etwa im überfüllten Zug, gelangt unter Umständen nicht mehr genug Blut in sein Gehirn. Der so genannte Hitzekollaps tritt ein: Der Mensch wird ohnmächtig .

Auch wenn der Körper dabei an seine Grenzen geht, beide Kühlungsmechanismen funktionieren nur, wenn die Temperatur außerhalb des Körpers geringer ist als innerhalb des Leibes. In glühend heißen Zugabteilen, Reisebussen oder Autos bleibt daher nur: ausgiebig Schwitzen. Denn indem der Schweiß auf der Haut verdunstet, setzt er die Temperatur in unmittelbarer Körpernähe herab. Allerdings kann auch diese Methode an ihre Grenzen stoßen. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, kann der Schweiß nicht verdunsten, er klebt auf der Haut. Das ist nicht nur unangenehm, sondern verhindert die Abkühlung . Und: Trinkt der Mensch nicht ausreichend, neigen sich durch das Schwitzen die Flüssigkeitsreserven des Körpers dem Ende zu. Die Hitzeerschöpfung droht.

Zu erkennen ist sie am schnellen Puls und der raschen Atmung. Die Haut erscheint oft blass. Der Betroffene fühlt sich schwach, unkonzentriert und mitunter verwirrt. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe können vorkommen. Sie entstehen, weil mit dem Schweiß auch Mineralstoffe aus dem Körper gespült werden. Mit diesen Symptomen zeigt der Körper zugleich, dass die Situation ernst ist. Denn das körpereigene Kühlsystem steht vor dem Kollaps. Fällt es aus, gerät der Mensch in Lebensgefahr. Mediziner sprechen vom Hitzeschlag. Erkennbar ist er vor allem an der erhöhten Körpertemperatur. Kopfschmerz, Übelkeit und Bewusstlosigkeit können hinzukommen. Dies ist ein Notfall, bei dem sofort medizinische Hilfe geholt werden muss - ohne Rücksicht auf den Bahn-Fahrplan. Als Erste-Hilfe-Maßnahme sollte der Betroffene soweit möglich mit feuchten Umschlägen gekühlt werden.

Trinken, schwitzen, trinken

Damit es gar nicht erst dazu kommt, gehören in diesen Tagen Getränke ins Reisegepäck. Derzeit sollten Menschen mehr trinken als die für Normaltemperaturen empfohlenen zwei Liter pro Tag. Am besten sind Fruchtsaftschorlen oder gesüßter Tee, denn sie helfen, den Mineralhaushalt wieder auszugleichen. Eiskalte Getränke sind dagegen nicht empfehlenswert, der Körper produziert als Reaktion auf die Kälte zusätzlich Wärme. Wer seinen Körper in der Hitze anstrengende Tätigkeiten zumutet, erhöht ebenfalls dessen Wärmebildung und belastet den Kreislauf zusätzlich. Das gilt auch für fettreiches und schwer verdauliches Essen. Daher sollte bei extremer Hitze der Körper so ruhig wie möglich gehalten werden. Obst und Gemüse sind als Mahlzeiten geeigneter als Schweinebraten.

Die segensreiche Verdunstung des Schweißes erleichtert, wer im Rahmen der Möglichkeiten viel Haut darbietet. Günstig sind dabei leichte Kleidung und möglichst ausgestreckte Glieder, so wie es die meisten Menschen während des Schlafes in heißen Nächten automatisch richtig machen. Letztlich hilft auch das Fächeln etwas, denn es beschleunigt das Verdampfen des Schweißes.

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