Mingma Sherpa:Ausnahmebergsteiger mit Mission

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Mingma Sherpa ist Bergführer auf dem Mount Everest und einer der wenigen einheimischen Expeditionsveranstalter. Nach dem tödlichen Lawinenunglück kämpft er für bessere Arbeitsbedingungen seiner Kollegen - und gegen die Regierung.

Von Hans Gasser

Am Ende konnte es auch der Tourismusminister Nepals nicht mehr richten. Bhim Acharya flog per Hubschrauber ins Basislager des Mount Everest, um die "Gemüter zu kühlen", wie es in einer offiziellen Mitteilung hieß. Doch da hatten die Sherpas schon beschlossen, ihren Dienst am höchsten Berg der Welt für diese Saison zu verweigern - aus Respekt vor ihren 16 Kameraden, die am Karfreitag durch eine Lawine getötet worden waren. "Die Sherpas sind das Rückgrat der Everest-Expeditionen, aber die Regierung missachtet sie", sagte Mingma Sherpa.

Und sein Wort hat Gewicht, ist er doch der erste Nepalese, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, den letzten im Jahr 2011. Seitdem ist er Inhaber und Geschäftsführer des Expeditionsveranstalters Seven Summit Treks. Der hat neben vielen anderen Achttausendern auch den Everest im Programm.

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Das ist die Ausnahme, denn fast alle der kommerziellen Expeditionen werden von ausländischen Veranstaltern aus Europa oder den USA geleitet. Pro Bergsteiger verlangen sie bis zu 40 000 Euro. Sherpas werden als Bergführer, Träger oder Köche beschäftigt. Ohne ihre Unterstützung kämen die meisten der bergsteigenden Touristen nicht mal bis ins Basislager, gleichzeitig tragen die Sherpas das höchste Eigenrisiko. Zwar können sie in der kurzen Saison, die im Wesentlichen von Anfang April bis Ende Mai reicht, für nepalesische Verhältnisse viel Geld verdienen. Doch wenn ihnen bisher etwas zustieß, standen ihre Familien vor dem wirtschaftlichen Aus: Die Versicherungen zahlten wenig, die Regierung zahlte nichts. Das soll sich nun ändern.

"Wir fordern die Regierung dringend auf, sofort die Familien der verunglückten Sherpas zu unterstützen", sagte der Ausnahmebergsteiger Mingma Sherpa. "Und es braucht dafür einen dauerhaften Mechanismus auf Regierungsebene", fügte der 35-jährige Familienvater hinzu.

Die nepalesische Regierung hatte den hinterbliebenen Familien zunächst umgerechnet nur je knapp 300 Euro geben wollen. Wenn man bedenkt, dass sie für jeden der circa 330 diesjährigen Everest-Touristen eine Gebühr von mehr als 7000 Euro erhalten hat, ist der darauf folgende Ärger der Sherpas zu verstehen. Nun sollen die Familien der verunglückten Bergführer zusätzlich aus Versicherungstöpfen je gut 7000 Euro erhalten, jene der Köche und einfachen Träger die Hälfte davon. Künftig, so versprach die Regierung, sollten Sherpas und andere nepalesische Bergführer mit 11 000 Euro versichert sein, drei Mal so viel wie bisher. Ob das den Sherpas als Zugeständnis reicht, ist noch unklar.

Zurzeit wird getrauert in der verschworenen Gemeinschaft der Sherpas, die eine kleine ethnische Minderheit von 155 000 Menschen unter 31 Millionen Nepalesen darstellen. Aber sie sind weltbekannt und sehr wichtig für den Tourismus. Dass nun die meisten kommerziellen Expeditionen ihre Zelte abbauen müssen, ist ein deutlicher Denkzettel für die nepalesische Regierung.

© SZ vom 29.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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