Komplikationen im Reiseverkehr:Baustelle Bahn - ausgerechnet an Ostern

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Passanten am Hauptbahnhof Hannover am 1. April - vor der großen Oster-Reisewelle. (Foto: dpa)
  • Ganz unabhängig von Sturmtief Niklas wird zwischen Karfreitag und Ostermontag an mehr als 250 Baustellen auf deutschen Schienen gearbeitet.
  • Die Bahn nutzt die Feiertage wie jedes Jahr, um ihr Netz zu modernisieren.
  • Fahrgäste brauchen dann oft Geduld, Protest gibt es dennoch kaum.

Von Daniela Kuhr

An diesem langen Osterwochenende wird sich wieder halb Deutschland in Bewegung setzen. Es geht zum Skifahren, zu den Enkelkindern, zu den Eltern oder an die Ostsee. Vor allem der Donnerstag vor Ostern ist traditionell einer der verkehrsreichsten Tage des Jahres - auf der Straße, aber auch auf der Schiene. Und so müssen sich nicht nur Autofahrer auf volle Straßen einstellen, sondern auch Fahrgäste auf gut gefüllte Züge.

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Auch wenn die Deutsche Bahn nicht mit den Folgen von Sturmtief Niklas zu kämpfen hätte - Ostern ist seit jeher Großkampfzeit für das Unternehmen. Denn sobald die größte Reisewelle am Donnerstag abgeklungen ist, nutzt die Bahn üblicherweise die Feiertage, um das Schienennetz auf Vordermann zu bringen. Und so werden auch in diesem Jahr wieder von Karfreitag bis Ostermontag bundesweit mehr als 250 Baustellen eingerichtet. 70 Kilometer Schienen, 120 Weichen, 200 000 Schwellen und rund 50 Brücken sollen in den vier Tagen erneuert werden. Bis zum Nachmittag am Ostermontag seien die Arbeiten aber abgeschlossen, heißt es im Konzern. Das ist auch dringend nötig. Denn dann beginnt der nächste Ansturm: die Rückreisewelle.

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Für die Fahrgäste bedeutet das, dass sie von Freitag bis zum Ostermontag auf vielen Strecken mit längeren Fahrtzeiten als gewöhnlich rechnen müssen. Gebaut wird unter anderem an den Verkehrsknotenpunkten Hamburg, Frankfurt, Mannheim sowie zwischen Ingolstadt und München. Wer beispielsweise am Samstag mit dem ICE von München nach Nürnberg fahren will, der braucht dafür eine Stunde und 34 Minuten, statt eine Stunde und sieben Minuten wie zu normalen Zeiten. Was besonders ärgerlich ist: Der Fahrpreis bleibt gleich - obwohl man eine halbe Stunde länger unterwegs ist. Allerdings sind die längeren Fahrtzeiten und Umleitungen bereits seit Ende vergangenen Jahres in den Fahrplan und die Ticket-Verkaufssysteme eingearbeitet. Es wird also niemand, der seine Fahrkarte bereits gekauft hat, davon überrascht.

"Irgendwann muss man das Netz ja mal modernisieren"

Dass die Bahn jedes Jahr wieder ausgerechnet Ostern - und damit eine Hauptreisezeit - für die vielen Baumaßnahmen nutzt, hat einen einfachen Grund: Da an dem verlängerten Wochenende vier freie Tage aufeinander folgen, ist das eine gute Gelegenheit, "umfangreichere Gleisbauprojekte mit geringer Auswirkung auf Schüler-, Berufs- und Geschäftsreiseverkehr" zu realisieren, heißt es bei der Bahn. Gerd Aschoff, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn, will die Bauarbeiten denn auch gar nicht kritisieren. "Irgendwann muss man das Netz ja mal modernisieren", sagt er. Und die Bahn habe die Fahrgäste ja rechtzeitig darauf vorbereitet, "auch wenn im Einzelfall meistens trotzdem etwas schiefgeht, etwa dass Züge in verkehrter Wagenreihung einfahren oder Reservierungen ausfallen".

Wer mit dem Auto verreist, sollte ebenfalls mehr Zeit als üblich einkalkulieren. Vor allem auf den Autobahnen A1, A3, A8 und A96 rechnet der Auto Club Europa von diesem Donnerstag an mit Staus. Im Flugverkehr dagegen sieht man den Ostertagen ganz gelassen entgegen. "Wir haben zwar ein hohes Passagieraufkommen, aber der Flugbetrieb dürfte völlig normal ablaufen", sagt eine Sprecherin von Air Berlin.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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