Klettersteig:Der Heilbronner Weg

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Der Heilbronner Weg über den Hauptkamm der Allgäuer Alpen ist ein Klassiker. Einige der höchsten Allgäuer Berge können Gipfelsammler dabei bequem "mitnehmen".

Stefan Herbke

Die Idee für den Steig wurde bereits im vorletzten Jahrhundert geboren, konnte aber zunächst aus Geldmangel nicht realisiert werden. Die Alpenvereinssektion Kempten wandte sich schließlich 1895 hilfesuchend an verschiedene Alpenvereinssektionen - mit Erfolg. Die Sektion Heilbronn beteiligte sich an den Baukosten (4500 Goldmark wurden veranschlagt) und am 23. Juli 1899 wurde der Heilbronner Weg auf der Rappenseehütte feierlich eingeweiht. Die Baukosten hatte man allerdings bereits damals nicht im Griff, sie verdoppelten sich annähernd.

Ein Steinbock steht auf einem Felsen im Gebiet des Kleinwalsertales - in den Allgaeuer Alpen bleiben Wanderer nicht lang allein. Auf dem bekannten Heilbronner Weg sind die Tiere beliebte Fotomodelle. (Foto: ddp)

Hundert Jahre Heilbronner Weg

Mittlerweile ist der Höhenweg über 100 Jahre alt, seine Beliebtheit ist allerdings ungebrochen. Zum einen liegen neben Rappenseehütte, Waltenberger Haus und Kemptner Hütte gleich drei der schönsten Allgäuer Hütten am Weg, zum anderen sind die Landschaftserlebnisse einfach einmalig.

Der Weg führt teilweise am, teilweise auch knapp unterhalb der Grathöhe über den zentralen Teil der Allgäuer Alpen, ein luftiger Gratgang ohne großen Schwierigkeiten, aber mit großen Erlebnissen.

Von der Rappenseehütte oberhalb des gleichnamigen Sees, die von Einödsbach in rund drei Stunden Gehzeit erreicht wird, steigt man anderntags zeitig bergauf in die Große Steinscharte und quert ein riesiges Schuttkar hinüber zum Heilbrönner Törl, einem schmalen Felsspalt unterhalb des Hohen Lichts, und in die Kleine Steinscharte.

360-Grad-Panorama

Ab hier wird der Steig anspruchsvoller, teilweise mit Drahtseilen, Eisenbügeln und einer Leiter gesichert führt der Heilbronner Weg entlang des Gratkammes über Steinschartenkopf (2615 Meter) und Bockkarkopf (2608 Meter) in die Bockkarscharte. Ein großartiges Wegstück mit ständigem 360-Grad-Panoramablick, kurzen Klettersteigstellen und einem abwechslungsreichen Felsgelände.

Der alpine, klettersteigähnliche Abschnitt des Heilbronner Wegs ist damit vorbei. Wer möchte, steigt von der Bockkarscharte über das Waltenberger Haus nach Einödsbach ab oder unterbricht die Tour und nächtigt auf der Hütte. Egal ob man übernachtet oder gleich weitergeht, der zweite Abschnitt hinüber zur Kemptner Hütte ist auf jeden Fall lohnend. Eine genussreiche Höhenwanderung ohne großen Schwierigkeiten, lediglich der Anstiege auf die Mädelegabel (2646 Meter) erfordert leichte Kletterei.

Anfahrt: Lindauer Autobahn bis Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren, über Kaufbeuren, Kempten und Sonthofen und Oberstdorf ins Stillachtal zum Parkplatz bei Faistenoy. Mit dem Pendelbus von Faistenoy (Parkplatz Fellhornbahn, ab dort Straße gesperrt) bis Birgsau. Hierdurch kommen im Anstieg zur Rappenseehütte noch ca. 200 Höhenmeter hinzu!

Zeit: Heilbronner Weg mit Abstieg vom Waltenberger Haus nach Einödsbach 8,5 - 10 Std / 2 Tage empfohlen; Heilbronner Weg bis Kemptner Hütte und Abstieg nach Spielmannsau 16 - 18 Stunden / 3 - 4 Tage

Schwierigkeit: Der 1899 eingeweihte Heilbronner Weg ist streng genommen keine Ferrata, sondern ein gesicherter Höhenweg, der allerdings durchwegs in großer Höhe verläuft (sommerliche Wetterstürze mit Schneefall sind möglich). Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich

Einkehr: Einödsbach (1114 Meter), Enzianhütte (1710 Meter), Rappenseehütte (2091 Meter), Waltenberger Haus (2084 Meter), Kemptner Hütte (1844 Meter). Die Hütten sind im Sommer meist gut belegt, rechtzeitige Anmeldung ist hilfreich

Karte: BLVA UK L 8, Allgäuer Alpen (1:50.000)

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