Wegen Holocaustleugnung:Strafbefehl gegen Bischof Williamson

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Ein deutsches Gericht hat Strafbefehl wegen Volksverhetzung gegen Bischof Williamson erlassen. Dessen Piusbrüder verhandeln "herzlich" mit dem Vatikan .

Das Amtsgericht Regensburg hat gegen den Holocaustleugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen. Der Strafbefehl sei noch nicht rechtskräftig, sagte ein Justizsprecher in Nürnberg.

Bischof Richard Williamson während des Fernsehinterviews, in dem er den Holocaust leugnete. (Foto: Foto: AP)

Williamson könne dagegen innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Sollte der Bischof den Strafbefehl nicht akzeptieren, würde es zu einer mündlichen Verhandlung kommen. Zur gegen Williamson verhängten Strafe machte der Sprecher keine Angaben.

Nach Angaben von Willamsons deutschen Rechtsanwalt Matthias Loßmann geht das Gericht davon aus, dass der britische Bischof öffentlich und mit "bedingtem Vorsatz" den Holocaust geleugnet habe. Es sei eine Strafe von 120 Tagessätzen zu je 100 Euro verhängt worden, sagte der Rechtsanwalt. Er werde die Argumente des am Montag zugestellten Strafbefehls mit seinem Mandanten prüfen, gehe aber davon aus, dass er Einspruch einlegen werde.

"Wir lassen das so wohl nicht stehen lassen", sagte Loßmann der Süddeutschen Zeitung. Williamson, Mitglied der umstrittenen katholischen Pius-Bruderschaft, hatte in einem Interview, das in Bayern geführt wurde, den Holocaust relativiert. Allerdings wurde das Gespräch von schwedischen Journalisten für eine schwedische TV-Sendung aufgezeichnet. Sein Anwalt bezweifelt deswegen, dass sich Tatzeit und Tatort genau eingrenzen lassen, was für die strafrechtliche Bewertung wesentlich ist: Anders als in Deutschland ist das Leugnen des Holocausts in Schweden straffrei.

Im Fall eines Einspruchs kommt es zu einer Hauptverhandlung.

Williamson hatte vor einem Jahr am Rande einer Diakonweihe im Priesterseminar der Piusbrüder im oberpfälzischen Zaitzkofen einem schwedischen Fernsehteam ein Interview gegeben, in dem er den Holocaust leugnete.

Entschuldigen, aber nicht widerrufen

In dem Gespräch behauptete der Bischof, die historische Evidenz spreche gegen die Existenz von Gaskammern zur NS-Zeit. Auch seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 von den Nazis ermordet worden. Für den Ärger hat Williamson sich zwar entschuldigt, widerrufen hat er seine Äußerungen allerdings nach wie vor nicht.

Unterdessen nahm der Vatikan den Dialog mit der konservativen Piusbruderschaft auf. Das erste Gespräch mit den Traditionalisten habe in einer "herzlichen, respektvollen und konstruktiven Atmosphäre" stattgefunden, teilte der Vatikan mit.

Bei dem Treffen seien zentrale Glaubensfragen zur Sprache gekommen. Außerdem sei das weitere Vorgehen festgelegt worden. Die Gespräche sollen in den kommenden Monaten zweimal monatlich stattfinden. Bei dem Dialog am Sitz der Glaubenskongregation in Rom soll es um "offene Fragen der Doktrin" gehen.

Der Vatikan will die Rückkehr der Pius-Bruderschaft in den Schoß der katholischen Kirche erreichen, macht dies aber nach eigenen Angaben von der völligen Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 bis 1965 und der Lehren aller Päpste danach abhängig. Die Piusbruderschaft sieht in der Abschaffung der lateinischen Messe, aber auch in den Lehren zur Ökumene und Religionsfreiheit eine Ursache der heutigen Probleme der katholischen Kirche.

Die Diskussion über die von den Pius-Brüdern abgelehnten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils solle in den nächsten Monaten fortgesetzt werden, hieß es weiter.

Die Bruderschaft wurde 1969 vom ultrakonservativen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. 1988 exkommunizierte der Vatikan Lefebvre und vier von ihm ohne päpstliche Zustimmung geweihte Bischöfe.

Papst Benedikt XVI. hob Anfang des Jahres die Exkommunikation der vier von Lefebvre geweihten Bischöfe auf.

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