Verteidigungsminister de Maizière:Blitzbesuch in Afghanistan

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Verteidigungsminister de Maizière ist zu einem Überraschungsbesuch in Kundus eingetroffen. Wenige Tage vor Weihnachten spricht er mit deutschen Soldaten und versichert: dieTruppen werden nach und nach abgezogen.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) ist zu einem überraschenden Besuch nach Afghanistan gereist. Er traf am Mittwochmorgen im Bundeswehrfeldlager Kundus im Norden des Landes ein, wo er sich ein Bild von der Lage vor Ort machen wollte. Es ist de Maizières vierte Afghanistan-Reise seit seinem Amtsantritt im März. Aus Sicherheitsgründen war die Reise wie in solchen Fällen üblich bis zuletzt geheim gehalten worden.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière besucht überraschend die deutschen Soldaten im afghanischen Kundus. (Foto: dpa)

"Ich bin heute gekommen, um Ihnen meinen persönlichen Respekt zu zollen für die Erfüllung des Auftrags", sagte de Maizière vor etwa 150 Soldaten. "Wir überbringen Ihnen den Dank der deutschen Bevölkerung für den Dienst, den sie hier leisten, wie sie ihn leisten." Der Minister sagte, zwar sei der Afghanistan-Einsatz in der Bevölkerung umstritten. "Aber die Leistungen der Soldaten sind nicht umstritten. Die finden große Anerkennung."

Derzeit sind rund 5.000 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert. Vergangene Woche hatte das Kabinett das neue Mandat für die Beteiligung der Bundeswehr an der internationalen Afghanistan-Truppe Isaf auf den Weg gebracht. Ab Februar 2012 sollen statt der bis zu 5350 Soldaten nur noch maximal 4900 Bundeswehrsoldaten eingesetzt werden.

Bis 2014 sollen die internationalen Kampftruppen das Land verlassen haben. Bei seinem Besuch in Kundus sagte der Minister, er bleibe "gedämpft zuversichtlich", dass dies gelingen werde. Allerdings stehe der Truppenabzug unter der Voraussetzung, dass die Sicherheitslage dies auch erlaube. Nach Angaben von de Maizière hat sich die Situation in dem von Deutschland verantworteten Norden Afghanistans in den vergangenen zwei Jahren mehr als nur stabilisiert.

"Die Sicherheitslage ist erstmals besser geworden", sagte der CDU-Politiker unter Verweis auf sinkende Zahlen von sogenannten sicherheitsrelevanten Zwischenfällen. Diese seien 2011 um die Hälfte gegenüber dem Vorjahr gesunken. Vor diesem Hintergrund war es möglich, im Dezember das Regionale Wiederaufbauteam in Faisabad im Nordosten des Landes unter zivile Leitung zu stellen.

Auf der Afghanistan-Konferenz Anfang Dezember in Bonn hatte die internationale Gemeinschaft Kabul aber Unterstützung bis mindestens 2024 zugesichert.

Die afghanischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben eine Truppenstärke von 180.000 Mann erreicht. Im zurückliegenden Jahr seien 40.000 Soldaten hinzu gekommen, erklärte das afghanische Verteidigungsministerium. Damit komme man dem Ziel näher, bis Oktober kommenden Jahres 195.000 Soldaten einsatzbereit zu haben, um die durch den Abzug ausländischer Truppen entstehenden Lücken ausgleichen zu können.

Bei einem Bombenanschlag im Osten Afghanistans sind am Mittwoch fünf polnische Soldaten getötet worden. Das bestätigte ein Sprecher des polnischen Verteidigungsministeriums. Der stellvertretende Gouverneur der Provinz Ghansi, Mohammed Ali Ahmadi, erklärte, ein Fahrzeug polnischer NATO-Soldaten sei von einer am Straßenrand platzierten Bombe getroffen worden. Es war der bislang größte Verlust für das polnische Militär an einem Tag in Afghanistan. Bisher kamen in diesem Jahr 532 NATO-Angehörige in Afghanistan ums Leben.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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