US-Wahl:Trump? Clinton? Nein, Evan McMullin!

Evan McMullin

Der 40-jährige Evan McMullin ist seit dem 8. August Präsidentschaftskandidat. Das Ziel des konservativen Mormonen aus Utah: verhindern, dass Trump die Wahl gewinnt.

(Foto: AP)
  • Der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Banker Evan McMullin tritt bei der US-Wahl als Unabhängiger an.
  • Er sieht sich aber als klassisch-republikanische Alternative zum rechtspopulistischen Kandidaten der Partei, Donald Trump.
  • Der 40-Jährige stammt aus Utah und ist, wie die meisten Menschen dort, Mormone.

Von Hubert Wetzel, Washington

Utah ist einer der Bundesstaaten, welche die Amerikaner etwas abfällig als fly over country bezeichnen, also als jenen Teil des Landes, den man zumeist nur von oben sieht, wenn man zwischen Ost- und Westküste hin- und herfliegt. Politisch gesehen ist Utah bei dieser Wahl freilich eine ganz große Sache. Denn in dem Staat, der zu einem Gutteil aus Wüste, Salzsee oder Bergwäldern besteht, könnte es zu einer Sensation kommen: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten könnte dort im November ein Drittkandidat tatsächlich einen Bundesstaat gewinnen.

Unabhängige Drittkandidaten, die nicht für die Demokraten oder Republikaner antreten, gab es bei der US-Präsidentenwahl immer wieder. Nur äußerst selten ist es ihnen jedoch gelungen, in einem Staat die relative Mehrheit zu erringen - und damit die Stimmen der Wahlmänner, die diesem Staat im Electoral College zustehen, dem Gremium, das am Ende den Präsidenten wählt. Der Drittkandidat Ross Perot zum Beispiel gewann 1992 satte 19 Prozent aller Wählerstimmen landesweit. Da er aber in keinem Bundesstaat siegte, bekam er keine einzige Stimme im Wahlkolleg.

Dieses Los will in diesem Jahr Evan McMullin vermeiden. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Banker tritt als Unabhängiger an, sieht sich aber als klassisch-republikanische Alternative zum rechtspopulistischen Kandidaten der Partei, Donald Trump. Der 40-Jährige stammt aus Utah und ist, wie die meisten Menschen dort, Mormone. Eigentlich ist Utah bei Wahlen für republikanische Kandidaten eine Bank, der Staat ist stockkonservativ. Doch mit dem doppelt geschiedenen, obszön daherredenden Trump haben die Mormonen Probleme.

McMullin hat seine Kandidatur erst Anfang August begonnen, in vielen Bundesstaaten war es da schon zu spät, um noch auf den Wahlzettel zu kommen. In Utah aber hat er es geschafft, und auf diesen Staat hat auch er praktisch seinen gesamten Wahlkampf konzentriert. In den Umfragen liegt McMullin daher derzeit mit Trump gleichauf, und Fachleute halten einen Sieg für gut möglich.

Sechs Wahlmänner für McMullin

Gewänne McMullin dort, würde er Trump die sechs Wahlmänner wegnehmen, die Utah im Electoral College hat. Da Trump, wenn überhaupt, allenfalls eine hauchdünne Mehrheit in dem Gremium zusammenbekommen kann, wäre das ein gefährlicher Verlust. McMullin freilich hätte sein selbstgestecktes Ziel erreicht: zu verhindern, dass Donald Trump Präsident der USA wird.

Selbst Präsident zu werden - diese Vision hatte McMullin nicht, als er seine Kandidatur verkündete. Einige Wahlforscher sehen allerdings ein Szenario, wie es ihm doch gelingen könnte. Die Chancen, dass es eintritt, "sind gering, aber nicht null", schreiben die Umfragenexperten des Blogs FiveThirtyEight. Nach diesem Szenario siegt McMullin in Utah. Das wiederum könnte bei einem engen Rennen dazu führen, dass weder Trump noch die Demokratin Hillary Clinton die notwendige Mehrheit von 270 Stimmen im Wahlmännerkolleg bekommt.

In diesem Fall würde das Abgeordnetenhaus unter den drei bestplatzierten Kandidaten auswählen - Trump, Clinton, McMullin. Da die Republikaner in der Kongresskammer eine Mehrheit haben, stünden Clintons Chancen schlecht. Zumindest theoretisch wäre es möglich, dass sie Trump fallen lassen und McMullin zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten wählen.

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