US-Vizepräsident:Mike Pence, genau der richtige Mann an Trumps Seite

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Polit-Partner und ab Januar 2017 Präsident und Vize: Donald Trump (rechts) und Mike Pence. (Foto: REUTERS)

Der kommende Vizepräsident könnte nicht besser zu Trump passen: Mike Pence ist homophob, frauenfeindlich, er verneint Klimawandel und Evolution.

Porträt von Thorsten Denkler

Na, immerhin einer, der was von Politik versteht. Das war die Reaktion vieler Republikaner, als Donald Trump im Wahlkampf Mike Pence aus dem Hut zauberte. Trump machte ihn zu seinem Running Mate, zum Kandidaten für das Amt des Vize-Präsidenten.

Viele haben Pence für verrückt erklärt, dass er sich überhaupt an die Seite von Trump gestellt hat. An die Seite eines Mannes, der sämtliche konservativen Werte mit den Füßen zu treten schien. Und da war das berüchtigte "Grab them by the Pussy"-Video noch gar nicht an der Öffentlichkeit.

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Pence, der Gouverneur von Indiana, ließ sich von solchen Kleinigkeiten ohnehin nicht beirren. Der 57-Jährige hat Größeres im Sinn. Er, der sich in erster Linie als Christ, dann als Konservativer und erst an dritter Stelle als Republikaner bezeichnet. Christ sein reicht allerdings nicht als Zuschreibung. Er hat sich selbst lieber einmal einen "evangelikalen Katholiken" genannt.

Evangelikale sind eigentlich radikale Protestanten, die Wert darauflegen, dass jedes einzelne Wort in der Bibel wahr ist. Pence ist demnach ein radikaler Katholik, der jedes Bibel-Wort für die Wahrheit hält. Dazu passt seine Aussage, die Evolution sei nichts weiter als eine beliebige Theorie.

Homosexualität ist für Pence eine Sünde

Pence hat in seinem Bundesstaat die mit Abstand strengsten Abtreibungsregeln eingeführt. Er hat ein angebliches Gesetz zur Religionsfreiheit unterzeichnet, das jedem Unternehmer erlaubt hätte, ein Mitglied der LGBT-Gemeinschaft als Kunden abzulehnen. Erst massive Proteste zwangen ihn zur Umkehr.

Gleichgeschlechtliche Liebe ist für Pence eine Sünde. Homosexualität sei eine Wahl, die jeder für sich treffe und umkehrbar sei. Schwule und Lesben müssten bekehrt werden. Homosexuellen die Ehe zu verwehren sei keine Diskriminierung, sondern so werde der Wille Gottes umgesetzt. Natürlich bestreitet Pence wie Trump den Klimawandel.

Aber einen entscheidenden Unterschied gibt es: Pence versteht etwas vom politischen Geschäft. Und so einen hat Trump gebraucht. Schon in den 80er Jahren kandidierte er - zunächst erfolglos - für den US-Kongress. 2000 wurde er zum Abgeordneten für seinen Bundesstaat Indiana gewählt. Das blieb er bis 2012. Seit 2013 ist er Gouverneur.

Vorher hat der Jurist als Anwalt gearbeitet und eine Show im konservativen Talkradio moderiert, der Familienvater hat drei Kinder. Pence gehört eigentlich zu jenem konservativen Establishment, dem Trump in diesem Wahlkampf seinen Willen aufzwingen wollte. Pence hatte während seiner Zeit im Kongress eine Führungsposition in der Fraktion inne und nutzte den Sommer über diese Kontakte, um hinter den Kulissen bei den Abgeordneten für Trump zu werben und zu betonen, dass sich der Milliardär sehr wohl um konservative Herzensthemen sorgt. Hier besitzt Pence, der konservative Christ und Kämpfer für niedrige Steuern, große Glaubwürdigkeit.

Trump hat jetzt einen Stein im Brett der mächtigen, radikalen Christen

Pence pflegt gute Kontakte in die Partei, ohne sich abhängig zu machen. Mit seiner Nominierung konnte Trump manche Republikaner und republikanischen Wähler beruhigen, die Trump zwar toll finden, ihm das Amt aber nicht zutrauten. Pence gilt gegen Trump als ruhig und wortgewandt.

Trump hat jetzt einen Stein im Brett der mächtigen, radikalen Christen. Pence war schon vor seiner Nominierung äußerst populär unter den Evangelikalen. Denen hat Trump zudem versprochen, die nächsten Obersten Bundesrichter nach deren Gutdünken zu besetzen. So bleibt die konservative Mehrheit bestehen und könnte sogar noch größer werden. Gerade das Recht von Frauen auf Abtreibung könnte künftig ganz schön unter Druck geraten.

Trumps verbale Ausfälle ertrug Pence. Oder leugnete vor Fernsehkameras, dass es sie gegeben haben könnte. Erst als das "Grab Them by the Pussy"-Video auftauchte, verlor Pence für einige Zeit seine eindeutige Haltung. "Als Ehemann und Vater war ich empört über die Worte und die von Donald Trump beschriebenen Handlungen", sagte er. Und sagte zudem eine gemeinsame Veranstaltung mit Trump ab. Geschadet hat ihm das offenbar nicht. Pence wird jetzt Vize-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

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