Truppenabzug aus Afghanistan:Obama will 34.000 Soldaten heimholen

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US-Präsident Obama setzt den Abzug der Truppen aus Afghanistan fort: Mehr als die Hälfte will er schon bis Anfang nächsten Jahres in die USA zurückholen. Ein Machtvakuum am Hindukusch will Obama aber nicht riskieren.

Von Nicolas Richter, Washington

Die Vereinigten Staaten werden in den kommenden zwölf Monaten mehr als die Hälfte ihrer Soldaten aus Afghanistan abziehen. Die Truppenstärke von derzeit 66.000 Mann soll Anfang nächsten Jahres bei nur noch 32.000 liegen. Präsident Barack Obama wollte die Entscheidung in seiner Rede zur Lage der Nation in der Nacht zum Mittwoch verkünden, mehrere US-Medien berichteten darüber aber bereits am Dienstag vorab.

Obama setzt damit den Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan fort, der Ende 2014 weitgehend abgeschlossen sein soll. Die Soldaten aus dem Irak sind bereits heimgekehrt. Die USA hatten beide Kriege nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 unter Präsident George W. Bush begonnen, doch Obama hat es immer als eine seiner Prioritäten bezeichnet, beide Konflikte zu beenden.

Mehrmals hat er vor seiner Wiederwahl und auch in jüngerer Zeit erklärt, die USA müssten sich nach einem kriegerischen Jahrzehnt darauf konzentrieren, ihr eigenes Land wieder aufzubauen. Der Präsident liegt in einem ständigen Haushaltsstreit mit dem Kongress und muss sparen, besonders bei den militärischen Ausgaben. Bereits in diesem Frühjahr sollen die afghanischen Truppen die Hauptverantwortung für die Sicherheit in ihrem Land übernehmen. So hat es Obama kürzlich mit seinem afghanischen Kollegen Hamid Karsai vereinbart.

Gleichzeitig berücksichtigt Obama mit seiner Entscheidung weitgehend die Bedenken der eigenen Streitkräfte. Sie haben davor gewarnt, die US-Truppen zu schnell abzuziehen, weil Aufständische wie etwa die Taliban das Machtvakuum nutzen könnten, um Teile Afghanistans zurückzuerobern. Der US-Präsident hat seinen Generälen nun Spielraum gelassen: Sie verfügen auf jeden Fall noch bis zum Herbst über eine größere Truppenstärke, können übergangsweise an der Seite des afghanischen Militärs kämpfen und dessen Soldaten ausbilden. Im Oktober dann, wenn die Kämpfe gegen Aufständische wegen des schlechten Wetters enden, werden Zehntausende US-Soldaten heimkehren.

Obama sollte seine Rede zur Lage der Nation, genannt State of the Union, vor beiden Kammern des Kongresses halten. Die Außenpolitik spielte darin insgesamt nur eine untergeordnete Rolle. Größeren Raum sollte laut Vorab-Berichten die Innen- und Wirtschaftspolitik einnehmen. Obama hatte die Prioritäten seiner zweiten Amtszeit bereits in seiner Antrittsrede im Januar umrissen: Er möchte den Missbrauch von Schusswaffen eindämmen, das Einwanderungsrecht reformieren, in Bildung und Umweltschutz investieren und sich für die Rechte Homosexueller einsetzen. Die Antwort der Republikaner auf Obamas Rede sollte der Senator Marco Rubio vortragen.

© SZ vom 13.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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