Trump-Drohung gegen Comey:Trump: Ich war es doch nicht

Donald Trump

US-Präsident Doanld Trump will mit seiner eigenen Drohung nichts mehr zu tun haben.

(Foto: dpa)
  • Donald Trump twittert, er habe keine Aufnahmen von den Gesprächen zwischen ihm und Ex-FBI-Direktor Comey gemacht.
  • Obwohl er das früher einmal angedeutet hatte.
  • Stattdessen tut er so, als käme von irgendwoher diese seltsame Geschichte über die Abhörbänder.

Von Thorsten Denkler, New York

Es muss Donald Trump irre schwer gefallen sein, diese Tweets zu schreiben. Denn erstmals hat er darin bestätigt, was alle schon vermutet haben: Die ganze Geschichte um mögliche Ton-Aufnahmen von Gesprächen zwischen ihm und dem früheren FBI-Chef James Comey - Trump hat sie nur erfunden. "Ich habe keine Ahnung, ob es Aufnahmen von den Gesprächen gibt", schreibt Trump. Er jedenfalls habe "keine gemacht und besitze keine solchen Aufnahmen".

Seit sechs Wochen wird in den USA gerätselt, was hinter Trumps Tweets vom 12. Mai stecken könnte. Darin hatte er geschrieben, Comey solle besser mal "hoffen", dass es keine "Bänder" von den Treffen zwischen ihnen gebe, bevor er anfange, etwas an die Presse durchzustechen. Das klang wie eine Drohung und war wohl auch so gemeint. Jetzt ist klar: Es war wohl nur ein schlechter Bluff.

Vor dem 12. Mai und kurz nachdem Trump den FBI-Mann auf höchst zweifelhafte Weise gefeuert hat, sind Details aus Gesprächen zwischen Trump und Comey ans Licht gekommen. Die haben Trump schlecht aussehen lassen.

Nach den Gesprächsnotizen, die sich Comey gemacht hatte, soll Trump von ihm Ende Januar unbedingte Loyalität gefordert haben. Was höchst unangemessen wäre für die Beziehung zwischen dem Präsidenten und dem höchsten Ermittler des Landes.

In einem weiteren Treffen Mitte Februar soll Trump Comey aufgefordert haben, Ermittlungen des FBI gegen seinen Freund Michael Flynn einzustellen. Flynn war bis zum Tag vor jenem Gespräch am 14. Februar der Nationale Sicherheitsberater von Donald Trump. Er musste zurücktreten, weil er über seine Kontakte mit russischen Regierungsvertretern nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Hier grenzt Trumps Verhalten an Behinderung der Justiz.

Trumps Verhalten erinnert an Mafia-Methoden

Trump hatte zwar damals recht mit seiner Vermutung, dass Comey selbst die Gesprächsnotizen weitergegeben hat. Comey hat in seiner Anhörung vor dem Geheimdienst-Ausschuss des Senates vor zwei Wochen frank und frei zugegeben, seine Notizen einem befreundeten Rechtsprofessor übergeben zu haben. Dieser sollte die Papiere an einen Journalisten der New York Times weiterreichen. Die Drohung an sich aber, erinnert stark an Mafia-Methoden. Wenn der Pate "hofft", dass es keine Bänder gibt, dann gibt es aber ganz sicher welche.

Regierungssprecher Sean Spicer wurde danach in fast jedem Presse-Briefing des Weißen Hauses nach der Existenz solcher Aufnahmen gefragt. Er hatte nie eine konkrete Antwort. Experten spekulierten sogar, ob es im Weißen Haus eine Abhöranlage gebe. Die US-Geheimdienste sahen sich gezwungen, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass sie selbst dort keine Aufnahmen gemacht hätten.

Hier hat eben nicht irgendwer so eine Drohung im Vorbeigehen ausgesprochen. Sondern der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Das wird in den USA sehr ernst genommen. Auch wenn der Präsident Donald Trump heißt. Es ist, als würde jemand wegen eines vermeintlichen Feuers Großalarm auslösen. Und dann sagen: Leute, war nur Spaß.

In seinen neuesten Tweets dazu entschuldigt sich Trump nicht für die falsche Drohung. Noch geht er überhaupt auf die frühere Veröffentlichung ein. Er tut so, als käme von irgendwoher diese seltsame Geschichte mit den Abhörbändern. Nur habe er damit nichts zu tun.

Das passt zu seiner Behauptung, der frühere Präsident Barack Obama habe ihn in seinem New Yorker Trump Tower abhören lassen. "Schrecklich! Ich habe gerade herausgefunden, dass Obama kurz vor dem Wahlsieg meine Leitungen im Trump Tower angezapft hat", twitterte er am 4. März.

Eine halbe Stunde später bezeichnete er Obama deswegen als "schlechten (oder kranken) Menschen". Einen Beweis für diese Behauptung hat Trump bis heute nicht vorgelegt. Sehr wahrscheinlich aber wurden Gäste, die Trump in der Zeit im Trump-Tower empfangen hat, vom FBI abgehört. Und zwar weil sie in die Affäre um eine mögliche Einflussnahme Russlands in die US-Wahl 2016 verwickelt gewesen sein könnten.

Die offene Frage ist: Trump hat zwar jetzt klar gesagt, er habe keine Tonband-Aufnahmen. Aber warum sollte ihm noch jemand glauben? Wahrheit ist für Trump ein überaus dehnbarer Begriff. Ob er Aufnahmen hat oder nicht, das sollte besser unabhängig untersucht werden. Der frühere FBI-Direktor Robert Mueller, jetzt Sonderermittler in der Russland-Affäre, ist sicher schon dran.

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