Terrorismus in Westafrika:Nigeria schließt nach Attentat Schulen

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  • Die Anschläge brutaler Islamisten in Nigeria gehen weiter. Nun werden Schulen vorübergehend geschlossen, da deren Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann.
  • Nigerias Bevölkerung ist aufgebracht, Präsident Jonathan gerät unter Druck.

Alle Schulen rund um Potiskum werden geschlossen

Nach dem Bombenanschlag auf eine Schule in Nordnigeria hat der Gouverneur des betroffenen Bundesstaates Yobe die Schließung aller Schulen rund um die Stadt Potiskum angeordnet. Sie sollen erst dann wieder geöffnet werden, wenn die Sicherheit der Schüler gewährleistet werden könne, sagte Ibrahim Gaidam.

Bei dem blutigen Attentat in einem Jungeninternat waren am Montag mindestens 48 Menschen ums Leben gekommen und 79 weitere verletzt worden. Unter den Opfern sollen Berichten zufolge auch drei Lehrer sein.

Präsident Jonathan unter Erklärungsdruck

Gaidam sagte, ihm fehlten die Worte, um die Bluttat zu beschreiben. Es sei bereits das fünfte Mal innerhalb eines Jahres, dass in der Region Yobe Schulen angegriffen wurden. "Präsident Goodluck Jonathan muss den Menschen in Yobe und den anderen betroffenen Regionen dringend erklären, warum solche mörderischen und kriminellen Attacken der Islamisten weiter zunehmen", sagte Gaidam. Der Präsident verurteilte den Anschlag und versprach, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden, "egal wie lange es dauern wird".

Obwohl sich zunächst niemand zu der Tat bekannte, wird vermutet, dass die radikalislamische Terrorgruppe Boko Haram dafür verantwortlich ist. Die Extremisten lehnen jede Form von westlicher Bildung ab und haben bei Anschlägen unter anderem auf Schulen, Kirchen und Polizeieinrichtungen bereits Tausende Menschen getötet. In diesem Jahr hat die Gruppe ihre Angriffe nochmals intensiviert.

Bevölkerung ist aufgebracht

In Potiskum haben Ärzte die Bevölkerung unterdessen dringend zu Blutspenden aufgerufen. "Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen uns mit Blut aushelfen werden", sagte ein Mitarbeiter des Krankenhauses. "Einige der Opfer haben viel Blut verloren und könnten sterben, wenn wir nicht umgehend handeln."

Der Selbstmordanschlag ereignete sich auf dem Schulhof. Der Attentäter hatte sich zuvor unter die Schüler gemischt und dann die in einer Tasche versteckte Bombe gezündet. Kurz darauf hätten zahlreiche Jugendliche wütend gegen Sicherheitskräfte protestiert und diese mit Steinen angegriffen, berichtete die Zeitung Daily Trust.

Augenzeugen sagten, die Demonstranten hätten immer wieder "Bama so!" gerufen, was übersetzt soviel wie "Wir wollen Euch hier nicht" bedeutet. Die Bevölkerung ist seit langem aufgebracht, weil Regierung und Polizei im Kampf gegen die Extremisten hilflos wirken.

© Süddeutsche.de/dpa/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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