Syrien:USA werfen Russland Unterstützung von "Barbarei" in Syrien vor

  • Eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu Syrien geht ergebnislos zu Ende.
  • USA und Russland schieben sich Gegenseitig die Schuld an der Situation in Syrien zu.
  • Frankreich beschuldigt die syrische Regierung und ihren russischen Verbündeten, eine militärische Lösung anzustreben und Verhandlungen nur als "Rauchschirm" zu benutzen.

Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin versucht, geschäftig zu wirken. Er macht sich Notizen, sortiert Papier während die US-Vertreterin Samantha Power das Vorgehen seines Landes in Syrien heftig kritisiert: Moskau unterstütze "ein mörderisches Regime" in Syrien, sagte die US-Botschafterin Samantha Power bei der Sitzung in New York. Es missbrauche sein Privileg, als ständiges Sicherheitsratsmitglied über ein Vetorecht zu verfügen. Russland betreibe in Aleppo "keinen Anti-Terror-Kampf, sondern Barbarei" (zum Video).

Power war noch nie verlegen um deutliche Worte gegenüber Russland. Nach einem vermutlich irrtümlichen Luftangriff der US-geführten Koalition auf syrische Regierungssoldaten, nannte sie die Reaktion des Kreml "zynisch und scheinheilig". Doch auch Vertreter europäischer Länder äußern sich deutlich. Der britische UN-Botschafter Matthew Rycroft kritisierte vor der Dringlichkeitssitzung "eklatante Verstöße gegen das internationale Recht" in Aleppo und verwies auf den Einsatz von Brandbomben und bunkerbrechenden Bomben in Wohnvierteln.

Der französische UN-Botschafter François Delattre warf den Konfliktparteien vor, in der einstigen nordsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo "Kriegsverbrechen" zu begehen. Diese dürften nicht ungestraft bleiben. Delattre beschuldigte die syrische Regierung und ihren russischen Verbündeten, die seit Tagen massive Luftangriffe auf die Viertel der Rebellen im Ostteil Aleppos fliegen, eine militärische Lösung in Syrien anzustreben und Verhandlungen nur als "Rauchschirm" zu benutzen. Während der Sitzung legte Delattre nach: "Glaubt Russland wirklich, dass es Vertrauen gewinnen kann, wenn es auf der einen Seite über eine Waffenruhe verhandelt und auf der anderen das Regime unterstützt, das Aleppo bombardiert?"

"Frieden nach Syrien zu bringen, ist inzwischen fast unmöglich", entgegnete sein russischer Kollege Witali Tschurkin. Er beschuldigte Washington "nicht ausreichend Einfluss auf die mit ihnen verbündeten Gruppen auszuüben" und damit seine Verpflichtungen für die Waffenruhe nicht zu erfüllen. Bans Sonderbeauftragter für den Syrien-Konflikt, Staffan de Mistura, appellierte an die USA und Russland, dem gebrochenen Waffenstillstandsabkommen noch eine Chance zu geben. "Als naiver UN-Vertreter hoffe ich, daran glauben zu dürfen, dass ihre Zusagen ernst gemeint waren", drängte er die beiden Vetomächte. Doch schließlich geht die Dringlichkeitssitzung ergebnislos zu Ende.

Angeblich 23 Tote nach Luftangriffen auf Aleppo

Die USA hatten mit Russland vor zwei Wochen eine Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierungstruppen ausgehandelt. Beide Seiten verpflichteten sich, auf die von ihnen unterstützte Seite in dem Konflikt Druck auszuüben, damit sie die Feuerpause einhält. Nach nur einer Woche war die Waffenruhe aber wieder gebrochen. Seitdem sind die Kämpfe noch stärker als zuvor entflammt, besonders in Aleppo.

Durch intensive Luftangriffe auf von Rebellen gehaltene Teile der Stadt sind mindestens 26 Menschen getötet worden. Das berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Ibrahim Alhadsch von der Syrischen Zivilverteidigung erklärte, seine Freiwilligengruppe habe bislang den Tod von 43 Menschen dokumentiert. Krankenhäuser in der Stadt meldeten, sie seien wegen der hohen Opferzahlen überfordert. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Weltmächte auf, "mehr zu unternehmen, um dem Albtraum ein Ende zu machen". "Wie lange noch werden jene, die Einfluss haben, diese Grausamkeiten weitergehen lassen?", fragte Ban vor Journalisten.

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