Sexismus in Japan:Abe entschuldigt sich

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Der Abgeordnete Akihiro Suzuki entschuldigt sich mit einer Verbeugung vor der Stadträtin Ayaka Shiomura, nachdem er sie eine Woche zuvor während einer Sitzung mit sexistischen Zwischenrufen beleidigt hatte. (Foto: AP)

"Warum heiraten Sie nicht?" Während einer Debatte im Stadtrat von Tokio wurde eine Abgeordnete sexistisch beschimpft. Nach einer Woche Schweigen entschuldigt sich nun Japans Regierungschef Shinzo Abe.

  • Japans Regierungspräsident Abe entschuldigt sich nach sexistischer Äußerung eines Abgeordneten, geht jedoch nicht auf die betroffene Politikerin zu.
  • Der 51-jährige Abgeordnete Ahihiro Suzuki, der eine Stadträtin während einer Debatte beschimpfte, ist aus Abes regierender Liberaldemokratischer Partei ausgetreten.

Abe entschuldigt sich - beim männlichen Parteivorsitzenden

Nach fast einer Woche des Schweigens hat sich Japans Regierungschef Shinzo Abe für einen sexistischen Ausfall eines Mitglieds seiner Partei gegen eine Kollegin entschuldigt. Allerdings wandte sich Abe nicht an die Betroffene selbst, sondern an den männlichen Vorsitzenden ihrer Partei.

Die 35-jährige Stadträtin Ayaka Shiomura war in der vergangenen Woche während einer Debatte über die Belange von Müttern angegriffen worden. "Sind Sie nicht in der Lage, ein Kind zu bekommen?", soll ein Abgeordneter gerufen haben. Auch andere Beschimpfungen wurden laut. Auf einer Tonaufnahme war dann jedoch nur ein Ausruf zu verstehen: "Warum heiraten Sie nicht?". Zunächst konnte die Stimme niemandem eindeutig zugeordnet werden, erst am Montag bekannte sich der seit Tagen im Verdacht stehende 51-jährige Abgeordnete Ahihiro Suzuki zu der Äußerung. Er entschuldigte sich bei Shiomura mit einer tiefen Verbeugung und trat aus Abes Liberaldemokratischen Partei aus. Nur Stunden, nachdem Suzuki sich bekannt hatte, wurde sein Büro mit Eiern beworfen, sein Profil im Onlineportal Facebook wurde zudem mit kritischen Kommentaren überflutet. Auch bei Twitter hagelte es Kritik.

Japans Frauenquote gehört zu den niedrigsten unter den Industriestaaten

Ayaka Shiomura hatte in einer Rede vor dem Stadtrat die Stadtverwaltung von Tokio aufgefordert, Mütter und werdende Mütter stärker zu unterstützen, damit sie auch nach der Familiengründung weiter beruflich tätig sein können. In Japan ist die Quote von berufstätigen Frauen vergleichsweise gering, was vor allem auf mangelnde Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, fehlende Unterstützung bei der Karriereplanung, sowie auf gesellschaftlichen Sexismus zurückzuführen ist.

Regierungschef will Frauen unterstützen

Shinzo Abe hat in der Vergangenheit wiederholt erklärt, das Problem bekämpfen zu wollen. Am Dienstag schrieb er in einer Mitteilung: "Die Regierung wird Frauen aktiv unterstützen, egal ob bei der Arbeit oder zu Hause, damit sie aktivere Rollen übernehmen können." Abe entschuldigte sich bei Shiomuras Parteivorsitzenden Keiichiro Asao, ohne den Vorfall direkt zu erwähnen. Am Rande einer Parlaments-Sitzung sagte er zu Asao wörtlich "Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten bei der Versammlung in Tokio."

© afp/guardian.co.uk/cwae/dgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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