Republikaner werben um Wählerinnen:Schlechtes Date mit Obama

Lesezeit: 3 min

Die Republikaner kommen bei US-amerikanischen Frauen nicht gut an. Mit Videos wollen sie nun um die Gunst junger Wählerinnen buhlen. Doch darin wird ein reichlich altbackenes Bild von Frauen vermittelt. Es geht um Dating, Heiraten und noch mal Dating.

Von Matthias Kolb, Washington

Intolerant, wenig mitfühlend, rückwärtsgewandt: So verheerend ist das Image der Republikaner unter US-amerikanischen Frauen. Ihr Programm, das auf niedrige Steuern, weniger Staat und ein traditionelles Geschlechterbild setzt, sei Frauen im Nordosten und auch im Mittleren Westen kaum vermittelbar, zitiert die renommierte Politik-Seite Politico aus einem Bericht, der im August veröffentlicht wurde. Der PR-Expertin Katie Packer Gage zufolge denken Wählerinnen beim Wort Republikaner an "alte, weiße Männer", die nichts mit ihnen zu tun haben.

Für die Republikaner hat das schlechte Image verheerende Folgen: Bei jeder Wahl stimmen viel mehr Frauen für die Demokraten als für Amerikas konservative Partei. 2012 holte Obama 55 Prozent des female vote und sitzt deswegen noch heute im Weißen Haus. Dem Bericht vom August zufolge haben 49 Prozent der Frauen eine schlechte Meinung über die Republikaner (und nur 39 Prozent von den Demokraten).

Nun sind am 4. November Kongresswahlen. Um die wichtige Mehrheit im Senat zurückzugewinnen, brauchen die Republikaner da mehr Stimmen von Frauen. Diesmal ist es ihnen zwar immerhin gelungen, anders als 2012 keine Kandidaten aufzustellen, die darüber schwadronieren, dass Vergewaltigungen angeblich "nur selten" zu Schwangerschaften führen. Doch reichen wird das wohl nicht. Also richten sich mehrere Videos gezielt an junge Frauen. In einem Spot etwa vergleicht die Darstellerin den US-Präsidenten mit einer schlechten Erfahrung beim Online-Dating: 2008 habe sie sich in ihn "verliebt", wegen seines perfekten Online-Profils - eine Anspielung auf die erfolgreichen Netzkampagnen des US-Präsidenten. Doch inzwischen sei sie enttäuscht.

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Das Motiv "Online-Dating" scheint durchaus geeignet, um junge Wähler anzusprechen: Jeder fünfte Amerikaner zwischen 25 und 34 hat 2013 im Internet nach einem Partner oder einem Flirt gesucht. Online-Dating gilt auch längst nicht mehr als Verzweiflungstat.

Andere Werbevideos, die sich an junge Frauen richten, bedienen sich ebenfalls bei dem Thema: Sie vergleichen die Wahl zwischen den beiden Parteien mit der Entscheidung zwischen zwei Verehrern, wie sie die "Bachelorette" treffen muss.

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Ashley, die weibliche Single-Heldin, hat dabei keine großen Entscheidungsschwierigkeiten: Der Demokrat Mark mache viel zu viele Schulden, halse ihr die Kosten für seine Krankenversicherung auf und lese heimlich ihre E-Mails. Der Republikaner Rick (er sieht zufälligerweise auch viel besser aus) werde hingegen hart arbeiten, um Ashley ein tolles Leben zu ermöglichen. Für die Republikaner denken Frauen offenbar an nichts anderes als an Beziehungen. Noch viel klischeehafter ist eine Adaption der Hochzeit-Sendung "Say YES to the dress", die nun "Say Yes to the Candidate" heißt. Die Politiker werden hier ernsthaft dargestellt als Hochzeitskleider.

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Es ist die Mutter, die der jungen Uni-Absolventin anstelle des schicken Republikaners (Kandidat Bob Beauprez in Colorado) den altmodischen Demokraten aufschwatzen will, der ihr aber nur höhere Steuern, eine stagnierende Wirtschaft und ein schlechtes Bildungssystem zu bieten habe. Die Tochter emanzipiert sich und entgegnet der Mutter: "Das ist meine Entscheidung und ich will meine Zukunft mit Gouverneur Beauprez verbringen."

Verantwortlich für diese ziemlich peinlichen Clips sind die College Republicans. Die Jugendorganisation der konservativen Partei trifft damit keinesfalls den Nerv der amerikanischen Twens: Der Erfolg in sozialen Medien blieb aus, die Videos werden nicht übermäßig enthusiastisch geteilt. Im Gegenteil: Online finden sich hämische Artikel beim New Republic, Gawker oder Slate. Die "Daily Show" des Satirikers Jon Stewart widmete der Kampagne sechs Minuten. Darin wurde deutlich, was das Problem der Videos ist: Sie sind viel zu simpel in ihren Argumenten und werden weder den potenziellen Wählern noch der Thematik gerecht.

Eine mögliche Antwort, wieso die College Republicans auf diese allzu simplen Botschaften rund um Heirat und Beziehungen setzen, findet sich in dem oben zitierten Bericht "Republicans and Women Voters: Huge Challenges, Real Opportunities". Demnach beurteilen verheiratete Frauen mit einem Uni-Abschluss die Grand Old Party sehr viel positiver: 48 Prozent der Befragten aus dieser Gruppe bevorzugen einen Republikaner, nur 38 Prozent einen Demokraten. Doch diese Gruppe schrumpft: Soziologische Erhebungen zeigen, dass immer weniger Amerikaner heiraten.

Linktipp: Dieser Artikel der New York Times fasst gut zusammen, wieso die Wählerstimmen von Frauen im US-Wahlkampf so wichtig sind.

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