Proteste in Syrien und im Jemen:Blutige Demonstrationen

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"Geprügelt und mit Tränengas auseinander getrieben": Tausende Syrer protestieren trotz der Gewalt durch Assads Truppen. Im Jemen laufen Soldaten zu den Demonstranten über.

Silke Lode

Nach den Freitagsgebeten haben in Syrien erneut Tausende Menschen für Freiheit und Reformen demonstriert. Sicherheitskräfte lösten in mehreren Städten Demonstrationen mit Gewalt auf. Menschenrechtsaktivisten berichten, dass bei den Protesten mehrere Demonstranten erschossen wurden.

Für Freiheit und Reformen auf der Staße Demonstranten in der überwiegend kurdischen Städten Kamischli. (Foto: AFP)

Allein in Duma, einem Vorort von Damaskus, sollen vier Menschen getötet worden sein. "Die Demonstranten wurden blutig geprügelt und mit Tränengas auseinander getrieben", erzählte eine Aktivistin. In den überwiegend kurdischen Städten Kamischli und Hassake in Nordosten Syriens haben Tausende ihre Solidarität mit den vor mehreren Tagen erschossenen Demonstranten in Latakia und Deraa bekundet. Sie forderten in ihren Parolen Freiheit und die Einheit des syrischen Volkes. Staatliche Medien und Regierungsvertreter haben wiederholt einzelne gesellschaftliche Gruppen für die seit zwei Wochen anhaltenden Unruhen verantwortlich gemacht.

Auch in Deraa, Homs, Banias und Latakia sowie in mehreren Vororten von Damaskus folgten zahlreiche Menschen dem Protestaufruf der Opposition. Staatspräsident Baschar al-Assad hatte in einer Rede am Mittwoch Reformen versprochen, blieb mit seinen Ankündigungen jedoch hinter den Erwartungen zurück, die seine Berater geschürt hatten. Prominente Oppositionsvertreter zeigten sich enttäuscht über Assads erste öffentliche Stellungnahme seit Beginn der Proteste. Sie warfen dem Präsidenten vor, vage Versprechungen zu machen, die er bereits bei seinem Amtsantritt vor elf Jahren gegeben, aber nie erfüllt habe.

Auch im Jemen sind am Freitag erneut Hunderttausende Menschen in mehreren Städten gegen die Regierung von Präsident Ali Abdullah Saleh auf die Straße gegangen. Der seit 32 Jahren herrschende Saleh ließ jedoch trotz der Massenproteste keine Bereitschaft erkennen, von seinem Amt zurückzutreten. Auf einer Kundgebung seiner Anhänger in der Hauptstadt Sanaa sagte Saleh, er wolle "sein Blut und seine Seele" für das Wohl des Volkes opfern.

Die regimekritischen Demonstrationen in Sanaa wurden von Soldaten unterstützt. Sie errichteten Kontrollpunkte rund um den zentralen Tahrir-Platz, um Anhänger des Präsidenten daran zu hindern, dorthin vorzudringen. Am Freitag vor zwei Wochen hatten Heckenschützen des Regimes Dutzende Demonstranten erschossen.

Westliche Staaten äußerten sich besorgt, dass bei einem Rückzug des Präsidenten ein Machtvakuum entstehen könnte, von dem die im Land aktive Terrorgruppe al-Qaida profitieren könnte.

Die britische Regierung hat ihre Staatsbürger zur sofortigen Ausreise aus dem Jemen aufgerufen.

© SZ vom 02.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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