Parlamentswahl in Südafrika:Sieg der alten Männer, Frust der jungen Menschen

Südafrikas Präsident Jacob Zuma regiert das Land seit 2009. (Foto: Bloomberg)

Dank der Vergangenheit hat der ANC die Wahl klar gewonnen. Doch die jungen Südafrikaner schwelgen nicht in Nostalgie, sie erleben Arbeitslosigkeit und Ungleichheit. Die ANC-Oberen dürfen nun die Zukunft der ersten "Born Free Generation" nicht verspielen.

Ein Kommentar von Tobias Zick

Es ist ein Sieg der alten Männer. Die Partei des südafrikanischen Befreiungskampfes, der ANC, hat wieder einmal klar die Wahl gewonnen - und die Gründe dafür liegen vor allem in der Vergangenheit; im Kampf gegen die Apartheid, im Mythos Mandela.

Wenn Präsident Jacob Zuma trotz aller enttäuschten Erwartungen, trotz aller Korruptionsvorwürfe nun seine triumphale Wiederwahl feiert, dann spielt dabei ein entscheidender Teil des Volkes keine Rolle: die "Born Free Generation" - jene jungen Südafrikaner, die nach dem Ende der Apartheid 1994 geboren wurden und heute schon etwa 40 Prozent der Bevölkerung stellen.

Unter den 18- und 19-Jährigen, die nun zum ersten Mal wahlberechtigt waren, hat sich nur jeder dritte für die Stimmabgabe registriert. Jene, die Apartheid und Befreiungskampf nur aus Erzählungen kennen, erleben am eigenen Leib die Arbeitslosigkeit und Ungleichheit des Hier und Jetzt - und sie trauen weder dem ANC noch einer der Oppositionsparteien eine Lösung dafür zu.

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:Mandelas müde Erben

Jung, frei, aber politisch gelähmt: Die erste in Freiheit geborene Generation Südafrikas. Doch nur ein Drittel von ihnen hat sich für die Parlamentswahl registriert. Für den regierenden ANC könnte das zum Problem werden.

Von Thomas Schmelzer

Wenn die ANC-Oberen nun in ihrem nostalgischen Siegestaumel weiter die Zukunft des Landes missachten, wenn sie es versäumen, der jungen Generation eine politische Perspektive zu bieten, dann verspielen sie nicht nur das Erbe Mandelas; sie verspielen auch ihre Vorbildfunktion für den Rest des Kontinents: Südafrika gilt schließlich, trotz aller Enttäuschungen, noch immer als Land der Hoffnung.

© SZ vom 09.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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