Bisher sind es nur Gerüchte. Doch die Ankunft eines Sonderzugs aus Nordkorea in Peking und ungewöhnlich hohe Sicherheitsmaßnahmen deuten auf einen hochrangigen Besuch hin, womöglich des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un selbst. Es wäre der erste Staatsbesuch Kims seit seinem Amtsantritt.
Japanische Medien berichteten zuerst, dass ein grün-gelb angestrichener Sonderzug die Grenze zu China bei Dandong überquert habe. Viele Verbindungen waren verspätet, was auf eine Sondernutzung der Strecke hindeutet. Kim Jong-uns aktuelle Zugreise dürfte mehr als 20 Stunden dauern. Der Zug, von dem sich Bilder in sozialen Netzwerken verbreiten, ähnelt stark dem Panzerzug, mit dem Kims Vater Kim Jong-il im Jahr 2011 nach Peking reiste.
Ungewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen in Peking
Wegen seiner Flugangst legte der verstorbene Machthaber alle Reisen in diesem Zug zurück, auch wenn sie dadurch wochenlang dauerten. Das Gefährt ist eine rollende Festung, die dem nordkoreanischen Staatsgründer Kim Il-sung einst vom sowjetischen Diktator Josef Stalin geschenkt wurde. In der Zwischenzeit wurde der Zug modernisiert und beherbergt unter anderem ein Spa, eine Küche und mehrere gepanzerte Fahrzeuge für die Weiterfahrt abseits der Gleise.
In Peking wurden die Sicherheitsmaßnahmen rund um ein Gästehaus verstärkt. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt. Die Maßnahmen lassen vermuten, dass es sich nicht um eine Beamten-Delegation, sondern um höherrangigen Besuch handelt. Denkbar wäre auch, dass Kims Schwester Kim Yo-jong zu Besuch kommt, die den Staat bereits in der Vergangenheit diplomatisch vertreten hat.
Der Besuch war im Vorhinein nicht angekündigt worden. Bloomberg und CNN zitieren anonym hochrangige Beamte aus Nordkorea, die den Besuch bestätigten. Das chinesische Außenministerium bestätigte die Berichte zunächst nicht. "Ich weiß gegenwärtig nichts über die genannte Situation", antwortete eine Sprecherin am Dienstag mit einem einzigen Satz auf eine schriftlich eingereichte Frage.
Bestätigen kann die Reise niemand
Von Staatsmedien in Nordkorea war nichts über eine China-Reise einer Delegation zu hören. Auch US-Regierungssprecher Raj Shah sagte am Montag, das Weiße Haus könne Berichte über einen Besuch Kims in der Volksrepublik nicht bestätigen. Ähnlich äußerte sich das Büro des südkoreanischen Präsidenten. Kim plant nach Angaben Seouls und Washingtons im April ein Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und eine Zusammenkunft mit US-Präsident Donald Trump.
China gilt als einer der wichtigsten Verbündeten Pjöngjangs. Doch haben sich die bilateralen Beziehungen wegen der von Kim vorangetriebenen Entwicklung von Atomwaffen und Langstreckenraketen zuletzt abgekühlt. Chinas Staatschef Xi Jinping möchte Instabilität in der Region verhindern.