Nigeria:Amnesty beklagt Terror gegen Schüler

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Schutzlos: Nigerianische Schüler und Studenten sind das erklärte Ziel der Terroristen von Boko Haram. (Foto: dpa)

Sie ermorden Studenten in ihren Schlafsälen, töten Lehrer und Schüler: Islamistische Terroristen gehen in Nigeria nach Einschätzungen von Amnesty mit zunehmender Brutalität gegen Bildungseinrichtungen vor. Doch auch gegen die Regierung erhebt die Organisation Vorwürfe.

Amnesty International hat vor den zunehmenden Angriffen auf Schulen im Norden Nigerias gewarnt. Die Brutalität, mit der die Attacken seit etwa einem Jahr ausgeführt würden, gefährde die Schulbildung der gesamten Region, warnt die internationale Menschenrechtsorganisation in einem am Freitag veröffentlichten Bericht.

Darin heißt es: "In diesem Jahr wurden mindestens 70 Lehrer und eine große Zahl Schüler abgeschlachtet, 50 Schulen wurden zerstört und 60 weitere mussten schließen. Tausende Kinder können nicht mehr zur Schule, viele Lehrer mussten flüchten". In ihrem Bericht beklagt die Organisation die zunehmende Gewalt der Angriffe. Noch in den Jahren 2010 und 2011 seien die Angriffe meistens erfolgt, während die Schulgebäude leer gestanden hätten. Seit Anfang des Jahres jedoch seien sie "zielgerichteter und brutaler".

Tausende Kinder gehen nicht mehr zu Schule

Die meisten Angriffe wurden demnach im Bundesstaat Borno verübt, einer Hochburg der radikalislamischen Sekte Boko Haram, die unter anderem gegen westliche Bildung kämpft. Im Juli schlossen die meisten Sekundarschulen der Region ihre Türen, nachdem Terroristen 29 Schüler und einen Lehrer töteten. Allein in Borno können laut Amnesty 15.000 Kinder nicht mehr die Schule besuchen.

Boko Haram kämpft seit 2009 im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias gewaltsam für einen islamischen Staat. Die Gruppe verübte zahlreiche Anschläge gegen Sicherheitskräfte, Regierungsvertreter und Kirchen. Bei den Anschlägen und Kämpfen mit der Armee wurden bisher mehr als 3600 Menschen getötet. Experten zufolge unterhält Boko Haram auch Kontakte zu anderen Terrornetzwerken in Afrika, beispielsweise zu al-Qaida im Islamischen Mahgreb (AQIM) oder zur somalischen Al-Shabaab.

Zwiespältige Armeeoffensive

Amnesty International ruft die Regierung in Abuja auf, die Schulen besser zu schützen. Vergangenen Sonntagmorgen erst hatten mutmaßliche Kämpfer der Sekte ein agrarwissenschaftliches College im nordöstlichen Bundesstaat Yobe überfallen und 41 Studenten in ihren Schlafsälen getötet.

Die Armee habe daraufhin Boko-Haram-Camps aus der Luft angegriffen und viele der Extremisten getötet, sagte ein Militärsprecher des Bundesstaates. Außerdem hätten Soldaten 15 Verdächtige festgenommen und die Wachpatrouillen an den Hauptstraßen der Region verstärkt.

Für den Nordosten Nigerias gilt der Ausnahmezustand, seit die Armee im Mai eine Offensive gestartet hat, um den Aufstand von Boko Haram niederzuschlagen. Armeevertretern zufolge hat die Offensive die Sekte geschwächt, sie sei nun nur noch in der Lage, schlecht geschützte Ziele wie etwa Schulen anzugreifen.

Menschenrechtsorganisationen werfen aber auch den Regierungstruppen Gewaltmissbrauch vor. Soldaten würden bei ihren Offensiven gegen Boko Haram zahlreiche Unschuldige töten und festnehmen.

© Süddeutsche.de/AFP/ipfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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