Niedriglohn:Jeder Fünfte verdient weniger als zehn Euro pro Stunde

Großdemo der IG BCE

Gegen Lohndumping sind die Gewerkschaften in Deutschland inzwischen häufig machtlos - auch wenn sie wie hier im Jahr 2015 laut dagegen demonstrieren.

(Foto: Axel Heimken/dpa)
  • Aus Daten des Bundesarbeitsministeriums geht hervor, dass 2014 circa 20 Prozent aller Beschäftigten für Löhne von unter zehn Euro brutto pro Stunde arbeiteten.
  • In Ostdeutschland arbeitet sogar mehr als ein Drittel der Beschäftigten zu Niedriglöhnen.
  • In Westdeutschland steigt den Daten zufolge der Anteil der Niedriglohnempfänger.

Deutschland gilt als Primus bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa, doch das bedeutet nicht, dass alle Bürger in Wohlstand leben: Circa jeder fünfte Arbeitnehmer arbeitet für weniger als zehn Euro in der Stunde, berichtet die Funke Mediengruppe. Das gehe aus Daten des Bundesarbeitsministeriums hervor.

Damit hätten 20 Prozent der Beschäftigten einen Verdienst, der nur knapp oberhalb der Armutsgrenze liegt. Aufgeteilt nach West- und Ostdeutschland lag die Niedriglohnquote 2014 in den neuen Bundesländern bei 34,5 Prozent aller Beschäftigten, in den alten Ländern einschließlich Berlin bei 19,3 Prozent.

Die geringste Niedriglohnquote weist demnach Hamburg (15,5 Prozent) aus, die höchste Mecklenburg-Vorpommern (35,5 Prozent), dicht gefolgt von den übrigen ostdeutschen Ländern, die alle Werte über 33 Prozent zeigen.

Nach den Daten des Arbeitsministeriums steigt in Westdeutschland dem Bericht zufolge der Anteil der Niedriglohnempfänger. In Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten habe ihr Anteil im Westen 2006 noch bei 16,4 Prozent gelegen, 2014 seien es bereits 18,4 Prozent gewesen. In den alten Ländern einschließlich Berlin betrug die Quote 19,3 Prozent.

Im Osten sei die Niedriglohnquote in diesen mittleren und großen Betrieben zwar in den vergangenen Jahren leicht rückläufig gewesen, sie liege aber immer noch bei 34,6 Prozent (2010: 36,8).

Daten wurden von der Linkspartei angefordert

Die Daten stammen aus der jüngsten Verdienststrukturerhebung, die das Ministerium alle vier Jahre erstellen lässt, und wurden vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Linken im Bundestag, Klaus Ernst, angefordert. Er bezeichnete die ungleiche Entlohnung in Ost und West als "eine Demokratiebremse und eine hohe Hürde für die deutsche Einheit".

Die Niedriglohnschwelle lag bei der Erhebung im Jahr 2014 bei zehn Euro Bruttostundenlohn, das entspricht einem Brutto-Monatslohn von 1.993 Euro für einen Vollzeitbeschäftigten. Nach der Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt die Grenze zum Niedriglohn bei zwei Dritteln des mittleren Lohns in einem Land.

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