Die USA verlangen mehr deutsches Engagement bei der Nato-Abschreckung gegen Russland. Das berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. US-Präsident Barack Obama wolle dies am Montag beim Mini-Gipfel mit Kanzlerin Angela Merkel und den Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Großbritannien und Italien in Hannover fordern.
Einem deutschen Regierungsvermerk zufolge drängen die USA darauf, dass sich die Bundeswehr signifikant an der geplanten Stationierung von Nato-Einheiten an der Ostgrenze der Allianz beteiligt. Vor allem von Großbritannien und Deutschland erwarten die USA demnach Truppen und Kriegsgerät für die Nato-Präsenz in den baltischen Staaten, Polen und Rumänien. Dies habe Obama bereits im Nationalen Sicherheitsrat angekündigt, so der Spiegel. Berlin habe sich bei den Planungen bislang zurückgehalten, da die Bundeswehr bereits maßgeblich an der neuen Eingreiftruppe der Nato beteiligt sei und für diese Zusagen bis ins Jahr 2020 gemacht habe.
Diplomatie:Wie der Nato-Russland-Rat wieder einen Sinn bekommen kann
Es ist gut, dass die beide Seiten wieder miteinander reden. Doch Nato und Russland trennt ein tiefer inhaltlicher Graben.
Viele Staaten Osteuropas befürchten weitere russische Expansionen
Die Nato will als Reaktion auf die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin zusätzliche Truppen ins östliche Bündnisgebiet schicken. Russland hatte 2014 die Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektiert und ist in den Konflikt in der Ostukraine verwickelt. Seither befürchten etliche osteuropäische Staaten einen weitergehenden russischen Expansionskurs.
Seit Beginn des Ukraine-Konflikts hat die Nato ihre Präsenz in den osteuropäischen Nato-Staaten bereits schrittweise verstärkt. Die USA kündigten an, dauerhaft eine Panzerbrigade in Osteuropa zu stationieren. Die Planungen dazu sollen bis zum Nato-Gipfel Anfang Juli in Warschau abgeschlossen sein. Deutschland hatte sich zuletzt mit fünf "Eurofighter"-Jets und rund 180 Soldaten in Estland an der Nato-Mission zur Luftraumüberwachung über dem Baltikum beteiligt. Der Einsatz dauerte vier Monate, ehe Belgien das Kommando übernahm.