Nach NRW-Debakel und Röttgen-Entlassung:Merkel trifft Seehofer und Rösler unter sechs Augen

Lesezeit: 2 min

Nach der drastischen Wahl-Klatsche in NRW und dem Rauswurf von Norbert Röttgen wollen sich die Spitzen von Union und FDP besprechen. Auf der Tagesordnung sollen Betreuungsgeld und Mindestlohn stehen - Themen, bei denen es ordentlich krachen kann.

Oliver Das Gupta

Für die Koalition geht eine turbulente Woche zu Ende: Zuerst fuhr die CDU in Nordrhein-Westfalen ihr bislang schlechtestes Ergebnis ein, während sich die ansonsten lädierte FDP ein wenig wiederauferstanden fühlen durfte. Danach folgte ein Fernseh-Interview von Horst Seehofer, in dem der CSU-Chef über den Zustand der schwarz-gelben Koalition im Allgemein klagte und gegen NRW-Wahlverlierer Norbert Röttgen im Besonderen lederte.

Kanzlerin Angela Merkel, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (re.) und Bundeswirtschaftsminister und FDP-Chef Philipp Rösler wollen beraten, wie es nun weitergeht. (Foto: dpa)

Keine 48 Stunden später feuerte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren einstigen Vertrauten Röttgen als Umweltminister - ein drastischer Schritt, der es in der CDU rumoren lässt.

Nach so viel Wirbel wollen sich die Koalitionsspitzen zusammensetzen und besprechen, wie weiter regiert werden soll: CDU-Chefin Angela Merkel, CSU-Chef Horst Seehofer und der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler planen sich in der kommenden Woche zum vertraulichen Koalitionsgipfel zu treffen. "Ein Sechs-Augen-Gespräch der Koalitionsspitzen ist geplant", hieß es aus der FDP-Führung auf Anfrage von Süddeutsche.de. Man sei derzeit dabei, einen Termin zu finden. Stattfinden werde das Treffen "relativ kurz" nach der Rückkehr der Kanzlerin vom G-8-Gipfel im amerikanischen Camp David, heißt es aus Koalitionskreisen.

Bei dem Treffen sollten Kompromissmöglichkeiten bei Streitthemen wie Betreuungsgeld und Mindestlöhnen ausgelotet werden, berichtete Bild unter Berufung auf Koalitionskreise.

Auch dabei dürfte es nicht reibungslos zugehen, denn der Druck nimmt eher zu als ab: Erst am Morgen forderte Merkels Parteifreundin, Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer von der Bundesregierung, einen flächendeckenden Mindestlohn zu beschließen - wohlgemerkt noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2013.

Und die CSU macht bei ihrem Steckenpferd Betreuungsgeld Druck: Die Bayern drängen darauf, das umstrittene Gesetz möglichst bald durch den Bundestag zu pauken. Ein Abschluss vor der Sommerpause "ist aus CSU-Sicht zwingend", forderte an diesem Morgen der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller.

Bei der CSU darf man sich gerade ohnehin bestätigt fühlen: Parteichef Seehofer hatte Röttgen schließlich indirekt die Eignung für das Umweltressort abgesprochen - 48 Stunden später entließ Merkel ihn. Auch beim Thema Koalitionsgipfel weisen die Christsozialen darauf hin, dass man ein solches Treffen frühzeitig vorgeschlagen habe: Schon am Wahlabend forderte CSU-Generalsekretär Dobrindt ein Spitzentreffen der schwarz-gelben Koalition in Berlin. Ein Tag später erklärte Bayerns Ministerpräsident Seehofer, er halte solch eine Runde für "dringend nötig".

"So sicher wie das Amen in der Kirche"

Folgen Kanzlerin und Liberale also der Aufforderung aus Bayern? Nein, so sei das nicht, heißt es in Unionskreisen. Es sei doch nichts Ungewöhnliches, dass man sich nach einer wichtigen Wahl berate.

Die CSU habe etwas eingefordert, was selbstverständlich sei, heißt es aus dem Umfeld von FDP-Chef Rösler. "Solch ein Gespräch war vor der Wahl schon so sicher wie das Amen in der Kirche." Aber wenn das die CSU-Leute so stolz mache, könnten sie Seehofer gerne "ein Abzeichen anheften".

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: