Nach Minsker Abkommen:Mindestens acht Tote kurz vor Waffenruhe im Donbass

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  • In der Nacht von Samstag auf Sonntag soll in der Ostukraine eine Waffenruhe in Kraft treten.
  • Im betroffenen Gebiet wird auch wenige Tage zuvor noch heftig gekämpft. Nach Angaben der ukrainischen Armee kamen mindestens acht Soldaten ums Leben. Auch über mehrere getötete Zivilisten gibt es Berichte, die Angaben zu Opferzahlen variieren.
  • Beobachter vermuten, dass die prorussischen Kämpfer bis zum Inkrafttreten der Waffenruhe noch versuchen wollen, eine Stadt einzunehmen.

Kämpfe vor Waffenruhe

Wenige Tage vor der vereinbarten Waffenruhe halten die Kämpfe in der Ostukraine nach Angaben der Regierung in Kiew unvermindert an. Über die Zahl der Toten gab es unterschiedliche Angaben. So sollen einem Armee-Sprecher zufolge in den vergangenen 24 Stunden acht Soldaten getötet und 34 weitere verletzt worden sein. Stellungen des Militärs seien in der Nacht "mit derselben Intensität wie zuvor" beschossen worden.

Die Stadtverwaltung der Rebellenhochburg Luhansk erklärte, beim Beschuss der Stadt seien mehrere Zivilisten ums Leben gekommen und fünf Einwohner verletzt worden. Die Aufständischen sprachen von mindestens zehn Zivilisten, die durch Geschosse der Armee ums Leben gekommen seien. Separatistensprecher Eduard Bassurin zufolge wurden in den Großstädten Donezk und Luhansk je drei Einwohner getötet. Mehr als zwölf Menschen seien verletzt worden. Zudem wurden in Horliwka (Gorlowka) vier Menschen getötet, wie Bassurin sagte. Die Armee behauptet, keine Wohnviertel beschossen zu haben.

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Besonders heftig seien die Kämpfe in der Gegend von Debalzewe gewesen. Dort befindet sich ein Eisenbahnknotenpunkt, der die beiden wichtigsten Rebellengebiete miteinander verbindet. Nach Angaben Moskaus sind dort bis zu 8000 ukrainische Soldaten von den Rebellen eingeschlossen. Beobachter vermuten, dass die prorussischen Kämpfer bis zum Inkrafttreten der Waffenruhe in der Nacht zum Sonntag versuchen wollen, die Stadt einzunehmen.

Friedensplan von Minsk: Hoffnung und Resignation

Die Staats- und Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, der Ukraine und Russlands hatten sich am Donnerstag in Minsk auf einen Friedensplan verständigt ( Das steht drin). Dieser sieht unter anderem vor, dass in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Waffenruhe in Kraft treten soll. Ein Sprecher des Präsidialamts in Moskau sagte der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge, Russland gehe davon aus, dass die Vereinbarung umgesetzt werde. Die Teilnehmer des Minsker Gipfels stünden wegen der Ukraine-Krise in Kontakt und dürften sich in den kommenden Tagen wohl zu einem Telefonat verabreden.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnik, gibt dem Minsker Abkommen über eine Waffenruhe im Osten des Landes nur wenig Chancen. "Nach all den Rückschlägen der letzten Monate und Tage haben wir keine Illusionen mehr", sagte er am Freitag im Deutschlandfunk. "Zu oft mussten wir erleben, dass alle Abkommen, die von Russland bis jetzt unterschrieben wurden, im Endeffekt nur ein Fetzen Papier geblieben sind."

Die Ukraine habe viel mehr von dem Gipfel erwartet. "Aber letztendlich ist ein schlechter Frieden viel besser als ein guter Krieg." Nun müsse man sehen, ob sich alle Seiten an die Vereinbarungen hielten. Tatsächlich hat es in der Vergangenheit bereits zwei Vereinbarungen über eine Waffenruhe gegeben - sie wurden jedoch von beiden Seiten immer wieder gebrochen ( ein Überblick über die Eskalationsstufen).

© Süddeutsche.de/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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