Nach Friedensnobelpreis-Vergabe:China lädt norwegische Ministerin aus

Peking macht Ernst: Aus Ärger über die Vergabe des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo hat China den Termin einer norwegischen Ministerin abgesagt. Der Dalai Lama kritisiert die "Hardliner" in Peking scharf.

Peking macht die Drohung wahr: Aus Ärger über die Vergabe des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo hat China den Termin einer norwegischen Ministerin in Peking abgesagt. Wie das Außenministerium in Oslo am Montag mitteilte, wurde das für Mittwoch geplante Treffen der norwegischen Fischereiministerin Lisbeth Berg-Hansen mit dem chinesischen Vize-Minister des gleichen Ressorts gestrichen.

Die Führung in Peking zieht Konsequenzen aus der Vergabe des Friedensnobelpreises an den Bürgerrechtler Liu Xiaobo: Norwegens Fischereiministerin wurde ausgeladen. (Foto: AP)

Berg-Hansen befindet sich derzeit in Shanghai, wo sie die Expo besucht. China hatte sich nach der Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees äußerst verärgert gezeigt, den Friedensnobelpreis in diesem Jahr an den inhaftierten Bürgerrechtler Liu zu vergeben. Gleich nach der Entscheidung am Freitag hatte Peking Konsequenzen für die Beziehungen mit Norwegen angekündigt.

Der Dalai Lama kritisierte indess den Umgang Pekings mit der Vergabe des Friedensnobelpreises an Liu. Die Regierung in Peking "schätzt andere Meinungen überhaupt nicht", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Montag der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News. Die Schaffung einer offenen und transparenten Gesellschaft sei "der einzige Weg, alle Chinesen zu retten". Es gebe aber in der chinesischen Führung einige "Hardliner", die in "altem Denken" verhaftet seien.

Der im Exil lebende Dalai Lama, der 1989 selbst den Friedensnobelpreis erhielt, machte seine Aussagen am Flughafen Tokio Narita, wo er bei einer Reise in die USA einen Zwischenstopp einlegte. Peking hatte mit scharfer Kritik auf die Ehrung für Liu reagiert und diesen als "Kriminellen" bezeichnet.

Die Berichterstattung über den ersten Friedensnobelpreisträger des Landes wurde in chinesischsprachigen Medien unterbunden, englischsprachige Medien in China veröffentlichten nur die wütenden Reaktionen der Regierung.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/juwe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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