Nach Brüssel:So rüstet sich Europa gegen den Terror

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  • Nach den Anschlägen in Brüssel verstärken auch andere EU-Länder ihre Sicherheitsmaßnahmen. Der Zugverkehr zwischen Deutschland und Belgien wurde eingestellt. Die Polizei patrouilliert verstärkt.
  • Frankreich setzt zusätzlich 1600 Sicherheitskräfte an Grenzen und Verkehrsknotenpunkten ein.
  • Der britische Premier Cameron beruft eine Krisensitzung ein.

Kurz nach den Anschlägen in Brüssel beschwor EU-Ratspräsident Donald Tusk die Einigkeit Europas: "Die EU gibt Brüssels Solidarität zurück und wird Brüssel, Belgien und Europa helfen, der Bedrohung durch den Terror entgegenzutreten." Derzeit ergreifen die Mitgliedsländer jeweils eigene Maßnahmen, um sich vor Angriffen wie denen in der belgischen Hauptstadt zu schützen:

Deutschland

Die Bundespolizei erhöht ihre Maßnahmen an den Grenzen, insbesondere zu Belgien, Frankreich, Niederlande und Luxemburg. Zudem wurde einem Sprecher zufolge der Schutz von Flughäfen und Bahnhöfen verstärkt. An Verkehrsknotenpunkten waren deutlich mehr Beamte im Einsatz als an normalen Tagen. Die Polizisten waren zudem stärker bewaffnet und mit Schutzwesten ausgestattet. Der Bahnverkehr zwischen Belgien und Deutschland ist aus Sicherheitsgründen eingestellt worden. Auch auf die Flughäfen wirkten sich die verheerenden Explosionen aus. Mehrere Flüge wurden von Brüssel nach Düsseldorf und Köln/Bonn umgeleitet. Züge von Frankfurt über Köln nach Belgien endeten bereits in Aachen, sagte ein Bahnsprecher. Das werde voraussichtlich den ganzen Tag so bleiben. Auch der Hochgeschwindigkeitszug Thalys stellte seine Fahrten über oder nach Belgien ein. Auf seiner französischsprachigen Twitter-Seite empfiehlt das Unternehmen, alle Reisen zu verschieben.

Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein. Die deutsche Botschaft in Brüssel bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung, ob auch Deutsche von den Explosionen betroffen sind, sagte ein Sprecher. In seinen im Internet veröffentlichten Sicherheitsempfehlungen rief das Ministerium Brüssel-Reisende auf, "sich in der Stadt nur mit erhöhter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit zu bewegen". Weisungen der belgischen Sicherheitskräfte seien unbedingt zu befolgen.

Beamte am Flughafen in Frankfurt. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Belgien

Für das Land wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen - nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga beordere die Regierung derzeit 225 zusätzliche Soldaten nach Brüssel. Die städtischen Verkehrsbetriebe haben den kompletten Nahverkehr eingestellt. Außerdem fordert das nationale Krisenzentrum die Bürger auf, zu bleiben, wo sie sind. Das Handynetz ist derzeit überlastet, weswegen das Krisenzentrum dazu aufruft, über Textnachrichten und soziale Medien zu kommunizieren. Der Verkehr der Eurostar-Züge zwischen London und Brüssel ist eingestellt. Züge, die schon unterwegs waren, wurden dem Unternehmen zufolge im nordfranzösischen Lille gestoppt. Normalerweise fahren täglich etwa zehn Eurostar-Züge von London nach Brüssel und zurück.

Frankreich

Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve kündigte an, 1600 zusätzliche Beamte an die Grenzen sowie an Verkehrsknotenpunkte zu schicken. Seit den Pariser Anschlägen vom November, die überwiegend von Attentätern aus Belgien verübt worden waren, sind demnach bereits 5000 Polizisten an den französischen Grenzen im Einsatz. Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden die Kontrollen an allen acht Terminals und an den beiden Bahnhöfen des Hauptstadtflughafens verstärkt, verlautete aus Flughafenkreisen. Laut Cazeneuve sollten nur noch Reisende mit Tickets und Ausweispapieren Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln erhalten.

Großbritannien

Zusätzliche Polizeipatrouillen kamen auch in London an Flughäfen und strategisch wichtigen Orten zum Einsatz. Es gebe aber keine spezifischen Hinweise auf eine mögliche Bedrohung in Großbritannien, sagte der für Antiterrormaßnahmen zuständige Scotland-Yard-Beamte Mark Rowley. Der britische Premierminister David Cameron berief ebenso wie Frankreichs Präsident François Hollande eine Krisensitzung seines Kabinetts ein.

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Von Tanja Mokosch

Andere Länder

In den Niederlanden, Dänemark, Spanien, Italien, Tschechien und Russland wurden ebenfalls die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, Bahnhöfen oder Grenzübergängen verschärft.

© SZ.de/rtr/dpa/afp/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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