Merkels Neujahrsansprache:Wir sind besser, als wir denken

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Mit Zuversicht voraus: Kanzlerin Merkel appelliert in ihrer Neujahrsansprache an das Selbstbewusstsein der Bürger - und rät, gelegentlich einfach mal bei der Fußball-Nationalmannschaft abzukupfern.

S. Braun

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Neujahrsansprache in diesem Jahr dazu genutzt, die Leistungen der eigenen Mitbürger im Kampf gegen die Wirtschaftskrise hervorzuheben. Nachdem das Land noch vor einem Jahr mit großen Sorgen in die Zukunft geblickt habe, könne man diesmal mit Zuversicht nach vorne schauen, betonte die Kanzlerin bei der vorab aufgezeichneten Fernsehansprache. "Trotz aller berechtigter Sorgen - es wurde ein gutes Jahr für Deutschland", sagte Merkel.

Die Kanzlerin lobte die Krisenbewältigung und pries den Fleiß und die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer in Deutschland, gerade auch in schwierigen Zeiten. Merkel betonte, dass Deutschland besser als die allermeisten anderen Staaten aus der Krise der vorigen Jahre hervorgegangen sei. Besonderer Beleg dafür sei die niedrigste Arbeitslosenquote seit fast zwanzig Jahren. "Das ist vor allem Ihr Verdienst, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger", sagte sie.

Mit Blick auf die Begeisterung über die Fußballnationalmannschaft meinte sie, deren "Fleiß und Disziplin, Ideenreichtum und Technik" werde bejubelt, mit Lob für die eigenen Leistungen dagegen blieben die Deutschen sparsam. "Wir Deutschen sind uns unserer Stärken selbst nicht immer bewusst", so Merkel.

Allerdings erinnerte die Kanzlerin auch daran, dass nicht nur die Deutschen, sondern auch viele andere Völker von Wohlstand und Sicherheit träumten. Deswegen dürfe das Land nicht in Selbstzufriedenheit verharren. In diesem Zusammenhang verwies die Kanzlerin auf die nächsten Etappenziele ihrer eigenen Regierung: So habe es sich die schwarz-gelbe Koalition für das Jahr 2011 zur Aufgabe gemacht, die Zahl der Arbeitslosen weiter zu senken, die Pflegeversicherung auf stabile, zukunftsfeste Beine zu stellen, den Zusammenhalt zwischen den Deutschen und den Mitbewohnern ausländischer Herkunft zu stärken und die Bildungsrepublik mit Leben zu füllen.

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Mit Blick auf die Aussetzung der Wehrpflicht und die Einrichtung eines Bundesfreiwilligendienstes will sie den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken. "Wohlergehen und Wohlstand - das heißt nicht nur ,mehr haben', sondern auch ,besser leben'", sagte Merkel.

Mit erheblicher Sorge blickt die Kanzlerin auf die Lage des Euro und der Europäischen Union. Europa stehe inmitten einer schweren Bewährungsprobe. Der Euro sei mehr als eine Währung - und das vereinte Europa sei ein Garant für Frieden und Freiheit. "Deutschland braucht Europa und unsere gemeinsame Währung - für unser Wohlergehen wie auch, um weltweit große Aufgaben zu bewältigen", erklärte Merkel.

Die Kanzlerin nutzte ihre Neujahrsansprache auch dazu, noch einmal an die neun in diesem Jahr gefallenen Soldaten in Afghanistan zu erinnern: "Auch wenn kein Wort von mir das Leid der Familien und Freunde der Gefallenen tatsächlich mildern kann, will ich von Herzen sagen: Ich vergesse sie nicht."

Nachdem Bundespräsident Christian Wulff seine Weihnachtsansprache für einen neuen Auftritt genutzt hatte, beließ es die Kanzlerin bei der gewohnten Umgebung im Kanzleramt. Im Hintergrund hing diesmal neben der deutschen auch die europäische Flagge - als besonderes Bekenntnis in besonders schwierigen Zeiten.

Die Ansprache wird an Silvester um 19.20 Uhr im ZDF und um 20.10 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

© SZ vom 31.12.2010/1.1.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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