Medienberichte zu Litauen:CIA-Folter in der Reithalle

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Der amerikanische Geheimdienst CIA soll Terrorverdächtige in einem geheimen Gefängnis in Litauen gefoltert haben. Gerüchte gibt es schon seit Monaten - jetzt ist offenbar der Standort entdeckt worden.

Die CIA soll ab 2004 eine ehemalige Reitakademie nahe der litauischen Hauptstadt Vilnius als Geheimgefängnis genutzt haben. Das berichtet der US-Fernsehsender ABC. Bis zur Schließung im Jahre 2005 seien dort acht Terrorverdächtige festgehalten und unter Anwendung von Foltermethoden wie Schlafentzug verhört worden.

In dieser ehemaligen Reitakademie soll die CIA zwischen 2004 und 2005 acht Terrorverdächtige verhört und gefoltert haben. Die litauische Regierung hat Ermittlungen veranlasst. (Foto: Foto: Reuters)

Der Sender berief sich auf einen ehemaligen US-Geheimagenten sowie auf litauische Regierungsbeamte. Litauens Außenminister Vygaudas Usackas bestätigte, seine Regierung habe Ermittlungen eingeleitet. Er zeigte sich gleichzeitig verärgert sich über die Gerüchte: Er habe wichtigere Dinge zu tun als "von ABC-Journalisten verbreitetes Geschwätz" zu dementieren, sagte Usackas.

Bericht soll vor Weihnachten vorliegen

"Wir müssen uns an harten Fakten orientieren, nicht an Gerüchten und wilden Geschichten. Daher ist es äußerst wichtig, dass wir eine Untersuchung führen und jeden Zweifel klären", sagte der Außenminister der Nachrichtenagentur Baltic News Service (BNS).

Wie BNS meldete, haben Mitglieder einer nationalen Untersuchungskommission den angeblichen Standort des ehemalingen CIA-Gefängnisses in der vergangenen Woche besucht. Die Reitakademie wird mittlerweile von litauischen Sicherheitsdiensten benutzt.

"Wir setzen unsere Ermittlungen fort, und wir überprüfen alle möglichen Standorte", sagte der Vorsitzende der Kommission, Arvydas Anusauskas, der Nachrichtenagentur AFP. Einzelheiten der Ermittlungen würden erst nach Abschluss der Untersuchung veröffentlicht. Der Untersuchungsbericht der am 5. November gebildeten Kommission soll bis zum 22. Dezember vorliegen.

"Indirekter Verdacht"

Der US-Sender ABC hatte erstmals im August berichtet, eines von acht CIA-Haftzentren, die der US-Geheimdienst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingerichtet haben soll, habe sich in Litauen befunden. Der genaue Standort war bislang unklar - nun scheint er gefunden worden zu sein.

Die litauische Regierung hatte den Bericht dementiert, Präsidentin Dalia Grybauskaite sagte aber eine Untersuchung zu. Im Oktober räumte sie ein, dass es einen "indirekten Verdacht" für die Existenz eines Geheimgefängnisses gebe. Grybauskaite war zu der Zeit, in der das Gefängnis betrieben worden sein soll, nicht im Amt; sie wurde erst dieses Jahr zur Präsidentin gewählt.

Auch in Polen und Rumänien soll es geheime CIA-Gefängnisse gegeben haben. Die Regierungen der beiden Länder haben das bislang dementiert. Der Leiter einer parlamentarischen Untersuchungskommission in Polen sagte aber, es gebe einen "begründeten Verdacht" für die Existenz eines geheimen CIA-Gefängnisses in dem Land.

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