Massenproteste in Spanien:Die Rebellion der Ni-Ni-Generation

Nach dem arabischen Frühling der spanische Sommer: Seit vier Wochen demonstrieren im ganzen Land die "jungen Empörten" für grundlegende wirtschaftliche und soziale Reformen im krisengeplagten Spanien. Bilder von Wut, Zorn und Liebe aus dem Zentrum der Rebellion, der Puerta del Sol in Madrid.

Julia Berger

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Chancenlos, frustriert, ohne Zukunft: Noch nie ging es Spaniens junger Generation so schlecht wie heute. Das Land verzeichnet derzeit die höchste Arbeitslosenquote in der Eurozone: Jeder fünfte Erwerbsfähige ist ohne Job, die Jugendarbeitslosigkeit lag im Mai 2011 sogar bei knapp 45 Prozent. Zugleich stiegen die Konsumentenpreise in den vergangenen Monaten deutlich an. Von Nordafrika kommend hat der Protest der Unzufriedenen seit Wochen Spanien erfasst.

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Nun hat die spanische Bewegung der "Empörten" ihre Proteste vor die Parlamente gebracht. In der Nacht zum Donnerstag hatten sich in Madrid etwa 2000 Mitglieder der Protestbewegung 15-M (benannt nach dem Beginn der Proteste am 15. Mai) vor dem spanischen Parlament zu einer Kundgebung versammelt. Bei der Demonstration kam es zu keinen Zwischenfällen. In Valencia kam es allerdings zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Beamten gingen mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor und nahmen nach Augenzeugenberichten fünf Menschen fest. Mehrere Demonstranten wurden verletzt.

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Die Protestbewegung, die sich vor allem über Social-Media-Kanäle wie Facebook und Twitter organisiert, hatte trotz einiger Protestverbote im Mai starken Zulauf erhalten. Insgesamt hatte die Bewegung zu Kundgebungen in rund 150 Städten aufgerufen. Landesweit haben sich über 60.000 Menschen an den Protesten beteiligt, davon allein etwa 25.000 in Madrid (Foto) - dem Zentrum der Protestbewegung. Weitere Städte des Protests sind Valencia, Sevilla und Barcelona.

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Mit Megaphonen schreien sie ihren Ärger in die Welt hinaus: Die Jugend hat die Nase voll von Dumpinglöhnen, hohen Mieten und den schlechten Lebensbedingungen in dem krisengebeutelten Land.

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Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat diese jungen Menschen als die "verlorene Generation" bezeichnet, in Spanien wurde der Begriff der "Ni-Ni-Generation" geprägt: Es sind jene, die weder arbeiten noch studieren.

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Doch nicht nur Studenten und Arbeitslose haben sich der Protestbewegung angeschlossen: Auf den besetzen Plätzen im ganzen Land sind auch viele ältere Menschen zu sehen, die unter der Krise ebenso leiden wie viele Jugendliche.

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Ein Einzelner verschwimmt in der Menge: Die Demonstranten bilden gemeinsam eine homogene Masse, die sich, inspiriert von dem Essay "Empört euch" des französische Autors Stéphane Hessel, "Los Indignados" (deutsch: Die Empörten) nennen.

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Auch wenn der Tag zur Nacht wird, denken sie nicht daran aufzuhören: Eine junge Demonstrantin ruft ihre Mitstreiter dazu auf, sich gegen die Zustände im Land zu wehren. Im Hintergrund überwachen Polizisten die Protestaktion.

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An der Puerta del Sol ist inzwischen eine regelrechte Hippie-Kleinstadt aus Sperrmüll und Trekking-Zelten entstanden. Unter blauen Planen findet man Bastelstuben, Rechtsberatung, Reiki-Kurse und Lese-Ecken, in denen Buchspenden säuberlich archiviert werden. Die Jugendlichen sind gekommen, um zu bleiben. "Wir lassen uns nicht vertreiben", lautet das Motto der Demonstranten.

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Die Inhaber von Läden und Gaststätten in der Umgebung der Puerta del Sol bringt das Durchhaltevermögen der Jugendlichen in Not - sie verlangen vom Innenministerium eine Entschädigung in Höhe von 30 Millionen Euro. Diese Summe hätten sie wegen des Protestcamps verloren, betonten die Geschäftsleute. Sie hatten bisher vergeblich eine Räumung des Platzes verlangt.

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(Foto: AFP)

Zwischen den Protesten und wütenden Parolen bleibt den Jugendlichen trotzdem noch ein wenig Zeit für Zweisamkeit. Zwei Demonstranten auf dem Puerta del Sol in Madrid.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/jube - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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