Mai-Randale:Fliegende Steine und Sitzblockaden

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Bis zu 3000 Neonazis wollen in Berlin aufmarschieren, Linke versuchen das zu verhindern. In Hamburg kam es zu Krawallen. Randalierer attackierten die Polizei.

Gespannte Lage in Berlin: Bis zu 3000 Neonazis und 10.000 linke Gegendemonstranten werden heute in der Hauptstadt erwartet. Die Polizei befürchtet Gewalt und will die beiden Züge strikt trennen. Mehrere hundert Gegendemonstranten versuchten immer wieder, die Absperrung zu durchbrechen. In Hamburg attackierten Randalierer in der Nacht zum 1. Mai die Polizei. 17 Beamten und ein Passant wurden verletzt.

Polizisten sichern am Samstag die Marschroute einer NDP-Demonstration in Berlin. (Foto: Foto: dpa)

In Berlin maschierten laut Polizeiangaben gegen Mittag 450 Neonazis an der Bornholmer Brücke auf. Den ganzen Vormittag über hatten sich kaum Rechtsextreme am Prenzlauer Berg blicken lassen. An jeder Straßenecke standen Polizisten. Nach sueddeutsche.de-Informationen ist die Lage bislang extrem ruhig.

Über 100 Neonazis wichen auf den Kurfürstendamm aus. Sie stiegen am S-Bahnhof Halensee in Berlin-Charlottenburg aus der S-Bahn aus. Die Polizei sei im Einsatz und wolle diesen unerlaubten Aufzug verhindern, sagte ein Sprecher.

Am Vormittag war bereits eine Blockade des geplanten Neonazi-Aufmarsches an der Börsebrücke aufgelöst worden. 500 linke Demonstranten mussten über dem S-Bahnhof Bornholmer Straße hinter eine Absperrung getragen werden. Nach Augenzeugenberichten wurde auch Pfefferspray eingesetzt. In Nebenstraßen standen Wasserwerfer bereit.

7000 Polizisten sind in Berlin im Einsatz, besonders rund um den Aufmarschplatz der Rechtsextremisten an der Grenze der Stadtteile Wedding und Prenzlauer Berg. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verschaffte sich mittags ein Bild von der Lage. "Es ist bisher sehr friedlich", sagte Körting.

Bereits am Vormittag war es aber zu Rangeleien gekommen. Gegen 10 Uhr durchbrachen zwischen 500 und 700 linke Demonstranten eine Polizeiabsperrung an der Björnsonstraße Ecke Bornholmer Straße. Die Polizei konnte sie zurückdrängen. Ein Polizeisprecher sagte: "Unser Ziel muss sein, den Anfangsbereich der Strecke freizuhalten. Die Rechtsextremen wollen nicht ein zweites Mal scheitern."

Im Februar hatten in Dresden mehrere tausend linke Demonstranten einen Neonazi-Aufmarsch mit Blockaden verhindert. Die Polizei fürchtet einen unkontrollierten Aufmarsch an anderer Stelle in Berlin, sollten die Rechtsextremen an der Bornholmer Straße nicht zum Zug kommen.

Ein breites Bündnis wollte gegen den Aufmarsch der Rechtsextremisten mit Sitzblockaden protestieren. Dem Protest-Bündnis schlossen sich Politiker von SPD, Grünen und der Linken an, darunter Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, Linke-Vorsitzender Oskar Lafontaine und Grünen- Vorsitzende Claudia Roth. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief zu Gewaltfreiheit auf. "Das Recht auf Demonstration ist kein Recht zu Gewalt und Regelverletzung."

In der Nacht zum Samstag war es in Berlin anders als in Vorjahren weitgehend friedlich geblieben. Im Hamburger Schanzenviertel war es dagegen zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Wie ein Polizeisprecher am frühen Samstagmorgen mitteilte, hatten rund 150 linke Demonstranten rund um das alternative Kulturzentrum "Rote Flora" Möbel, Holzlatten und Müll auf die Straße gestellt und angezündet. Polizisten wurden mit Flaschen und Steinen angegriffen, eine Bankfiliale beschädigt.

Ein Passant bekam einen Stein an den Kopf und wurde so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus musste. Darüber hinaus wurden siebzehn Polizisten und drei Diensthunde verletzt. Sieben Randalierer wurden vorläufig festgenommen. Im Schanzenviertel war es in den vergangenen Jahren bereits zu Krawallen rund um den 1. Mai gekommen.

In Bremen gingen in der Nacht zwei Streifenwagen der Polizei in Flammen auf. Auch hier wird nach Polizeiangaben ein Zusammenhang mit den Mai-Protesten vermutet.

Friedliche Walpurgisnacht in Berlin

Dagegen verlief die Walpurgisnacht in Berlin weitgehend ruhig. Etwa 4000 Menschen feierten laut Polizei zumeist friedlich. Mehrere betrunkene Störer wurden festgenommen und weggeschleppt. Verletzte wurden nicht gemeldet.

Am Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain flogen vereinzelt Flaschen gegen Polizisten, Beamte wurden angepöbelt. Die Polizei hatte mit ihrer massiven Präsenz die Lage aber unter Kontrolle. 2009 war es bei der abendlichen Mai-Demonstration in Kreuzberg zu massiven Gewaltausbrüchen gekommen. Mehr als 150 Anklagen wurden gegen Randalierer erhoben, erstmals auch wegen versuchten Mordes.

Es sei insgesamt friedlicher als im Vorjahr gewesen, zeigte sich die Polizei am frühen Morgen zufrieden.

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