London:Großbritannien erhöht Terrorwarnstufe auf "kritisch"

Lesezeit: 2 min

Nach einem Terroranschlag auf die Londoner U-Bahn Station Parsons Greene hat die Polizei die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. (Foto: AP)
  • In der Londoner U-Bahn-Station Parsons Green ist am Morgen eine selbstgebaute Bombe explodiert und hat knapp 30 Menschen verletzt.
  • Augenzeugen berichten, es habe einen Knall gegeben, dann sei ein "Feuerball" in die Luft gestiegen.
  • Ersten Einschätzungen zufolge war der Brandsatz eher laienhaft gebaut und ist deshalb nicht vollständig explodiert.
  • Der sogenannte Islamische Staat hat die Tat am Abend für sich reklamiert.
  • Die Regierung hat die Terrorwarnstufe von "ernst" auf "kritisch" erhöht.

Von Cathrin Kahlweit, London

IED bedeutet in der Sprache der britischen Polizei "improvisierter explosiver Gegenstand", und das war es auch, was für Laien auf den ersten Fotos aus dem U-Bahn-Waggon zu erkennen war, die Passanten nach dem Anschlag in London in den sozialen Netzwerken hochgeladen hatten: eine Lidl-Tüte, ein weißer Plastik-Eimer, darin verkohlte Kleider, an den Seiten hingen einige Kabel heraus.

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Fast wirkte das Corpus Delicti ein wenig lächerlich, aber nichts kann mehr lächerlich sein in einer Stadt, die vier Terroranschläge allein in diesem Jahr zu ertragen hatte. 29 Verletzte wurden nach der Attacke, die am Freitagabend die Terrormiliz Islamischer Staat über die ihr nahestehende Agentur Amak für sich reklamierte, in Londoner Krankenhäusern behandelt: Einige hatten Brandverletzungen erlitten, weil sie neben der Tür des Wagens nah an den Flammen gestanden hatten, die meisten aber waren bei der auf die Explosion folgende Panik verletzt worden - die nur deshalb nicht weiter eskalierte, weil sich die Türen der U-Bahn in just dem Moment öffneten, als um 8.20 Uhr ein Feuerball aus dem Eimer aufstieg.

Augenzeugen hatten berichtet, in dem voll besetzten Wagen habe es einen Knall gegeben, dann sei ein "Feuerball" in die Luft gegangen. Passanten an der Station Parsons Green im Londoner Südwesten, wo sich der Anschlag ereignete, erzählten, hysterisch schreiende Menschen hätten sich gegenseitig über den Haufen gerannt, als sie versuchten, so schnell wie möglich von der U-Bahn weg, die Treppen hinunter und aus der Station zu gelangen.

Die Bombe war wohl laienhaft gebaut

Die Überreste des Brandsatzes, der nach ersten Einschätzungen eher laienhaft gebaut war und auch nicht ganz explodierte, wurde umgehend untersucht. Früh schon hatte die Polizei von einem Terrorverdacht gesprochen, die Gegend abgeriegelt und die Anti-Terror-Einheit von Scotland Yard losgeschickt. Am Freitagabend rief die Regierung die höchste Terrorwarnstufe aus: Anstatt "ernst" sei die Lage nunmehr "kritisch", sagte Premierministerin Theresa May. Das bedeutet, dass nach Einschätzung der Behörden ein Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte.

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Gerüchte von einem mit einem Messer bewaffneten Mann und einem zweiten Brandsatz schürten zuvor weitere Panik, wurden aber schnell zurückgewiesen. Überwachungskameras wurden ausgewertet, um mögliche Tatverdächtige zu eruieren, die Polizei rief zu verstärkter Wachsamkeit auf. Hunderte Polizeibeamte wurden losgeschickt, um die Hintergründe der Explosion zu untersuchen.

Während - und weil - zunächst unklar war, ob die Explosion ein verwirrter Bombenbauer herbeigeführt hat, der den Brandsatz in Eigenregie gebastelt hat, oder ob hinter dem Anschlag tatsächlich eine Terrororganisation steht, versammelte Premierministerin Theresa May ihr Sicherheitskabinett zu einer Beratung. Londons Bürgermeister Sadiq Khan ließ mitteilen, die Stadt werde sich niemals von Terroristen einschüchtern lassen. US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter von "kranken und dementen Tätern" und machte zudem der britischen Polizei Vorwürfe.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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