Krieg in Syrien:Russland lehnt Waffenruhe in Aleppo ab

Lesezeit: 2 min

  • Russland hat bestätigt, dass das russische Militär Assads Armee bei Aleppo unterstützt. Weil der Kampf gegen angebliche Terrorgruppierungen fortgesetzt werden soll, will Russland keine Feuerpause in der syrischen Stadt.
  • Aleppo gilt derzeit als die wichtigste Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Sie wird teilweise von Assads Truppen als auch von Rebellen und Mitgliedern der Al-Nusra-Front kontrolliert.
  • Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge starben in Aleppo in den vergangenen acht Tagen 244 Zivilisten bei Bombardements des Regimes sowie Rebellangriffen.

Syriens enger Verbündeter Russland hat sich gegen eine sofortige Feuerpause im Raum Aleppo ausgesprochen. Der Kampf gegen angebliche Terrorgruppierungen in der Region sollte fortgesetzt werden, sagte Vizeaußenminister Gennadi Gatilow in Moskau. "Wir werden keinen Druck (auf die syrische Führung) ausüben, weil man verstehen muss, dass ein Kampf gegen den Terror stattfindet. Und die Situation in Aleppo steht im Zusammenhang mit diesem Kampf", sagte Gatilow der Agentur Interfax zufolge.

Aleppo gilt derzeit als die wichtigste Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Die nordsyrische Metropole wird teilweise von Einheiten des Machthabers Baschar al-Assad und teils von Rebellengruppen kontrolliert. Auch die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Al-Nusra-Front ist präsent. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat zwar in der Stadt keinen Ableger, soll sich aber nach russischen Angaben mit anderen bewaffneten Gruppen verbündet haben. Von der seit Februar offiziell geltenden Waffenruhe in Syrien sind die Al-Nusra-Front und der IS ausgenommen.

Syriens Armeeführung hatte am Freitag nach einer Einigung zwischen den USA und Russland eine neue vorübergehende Feuerpause für Teile des Bürgerkriegslandes erklärt. Das umkämpfte Aleppo ist aber davon ausgenommen.

Waffenruhe in Syrien wird immer brüchiger

Das US-Außenministerium teilte am Freitag mit, es werde mit Moskau sprechen, um sich dringend auf Schritte für die Reduzierung der Gewalt in Aleppo zu einigen. In Syrien gilt seit Ende Februar eine Waffenruhe, die zuletzt jedoch immer brüchiger geworden ist.

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge starben in Aleppo in den vergangenen acht Tagen 244 Zivilisten bei Bombardements des Regimes sowie Rebellangriffen. Allein am Mittwoch kamen laut Ärzte ohne Grenzen (MSF) bei einem Luftschlag auf ein Krankenhaus in einem Rebellengebiet mehr als 50 Menschen ums Leben - unter ihnen soll der letzte Kinderarzt der Stadt sein.

Krieg in Syrien
:Berichte: Letzter Kinderarzt von Aleppo ist tot

Bei Angriffen von Assad-Truppen sind in der umkämpften syrischen Metropole 84 Menschen getötet worden. Bomben fielen auch auf ein Krankenhaus.

Am Samstag hätten erneute Bombardements auf Rebellengebiete in der Stadt mindestens fünf Menschen getötet und weitere verletzt, teilten die Menschenrechtsbeobachter mit. Demnach sei das syrische Militär für den Angriff verantwortlich.

Gatilow: "Opposition sollte diese Operationen nicht stören"

Der russische Vizeaußenminister Gatilow bestätigte, dass das russische Militär die syrische Armee bei Aleppo unterstützt. "Aber jene Oppositionsgruppen, die gemäßigt sind und am Friedensprozess teilnehmen, attackieren wir natürlich nicht. Wir koordinieren diese Frage eng mit den Amerikanern", sagte er. Russlands Ziel sei die "Liquidierung" des IS. "Die Opposition sollte diese Operationen nicht stören", meinte Gatilow und schloss eine Verzögerung des Friedensprozesses nicht aus.

Die von dem syrischen Militär am Freitag ausgerufene Feuerpause sollte die Hauptstadt Damaskus, die Region östlich davon sowie die Küstenprovinz Latakia umfassen. Sie habe in der Nacht zum Samstag begonnen und habe zunächst weitgehend gehalten, teilten die Menschenrechtsbeobachter mit.

© SZ.de/dpa/Reuters/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: