Kreditaffäre des Bundespräsidenten:Aufsichtsrat der BW-Bank fordert Klarheit über Wulff-Kredit

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Für Christian Wulff ist die Kreditaffäre noch nicht ausgestanden: Der Aufsichtsrat der Stuttgarter BW-Bank will jetzt Informationen über das günstige Darlehen, das die Bank dem jetzigen Bundespräsidenten gewährt hat. Das Gremium war einem Medienbericht zufolge über die Geschäftsbeziehungen mit dem Staatsoberhaupt nicht unterrichtet worden.

Die Union hat sie für beendet erklärt, in seiner Weihnachtsansprache hat Christian Wulff sie gar nicht mehr erwähnt. Doch der Bundespräsident wird in diesen Tagen immer wieder von der Kreditaffäre eingeholt.

Bundespräsident Wulff sieht sich immer neuen Vorwürfen gegenüber. (Foto: Getty Images)

Jetzt gibt auch eine Reaktion des Aufsichtsrats der Stuttgarter BW-Bank. Wie die Bild-Zeitung in ihrer Dienstagausgabe unter Berufung auf Informationen des Aufsichtsrats berichtet, war das Gremium über die Geschäftsbeziehungen der Bank mit dem Bundespräsidenten nicht unterrichtet.

Wulff hatte den umstrittenen Privatkredit der Unternehmer-Gattin Edith Geerkens zunächst durch ein außerordentlich zinsgünstiges Darlehen der BW-Bank abgelöst. In seiner Erklärung vom 15. Dezember teilte der Bundespräsident mit, der Vertrag sei in einen Hypothekenkredit mit üblichem Zins umgewandelt worden.

Dagegen berichtete die Welt am Sonntag, der neue Vertrag gelte erst ab Januar 2012. Vor diesem Hintergrund sagte BW-Bank-Aufsichtsrat Michael Kienzle der Bild-Zeitung, die BW-Bank müsse "ganz schnell" klarstellen, nach welchen Kriterien sie den Kredit vergeben habe.

Die Partei Die Linke forderte Wulff auf, erneut zu den Vorwürfen in der Kreditaffäre Stellung zu beziehen. Linke-Parteichef Klaus Ernst sagte dem Hamburger Abendblatt, Wulff habe "wichtige Impulse zur Integration des Islams und zum Kampf gegen rechts gegeben". "Umso dringender ist mein Wunsch, dass er den Vorwurf des persönlichen Fehlverhaltens wirklich entkräftet", fügte Ernst hinzu.

Er bedauere es "außerordentlich, dass wir ausgerechnet jetzt diese Debatte führen müssen". Europa stehe "am Rand einer tiefen Krise". Notwendig sei ein Präsident, "der unbelastet im Interesse der Bürger mit den Banken ins Gericht gehen kann", ergänzte Ernst.

Die CSU-Landesgruppe im Bundestag forderte die Opposition dagegen auf, die Debatte um Wulff zu beenden. Die parteipolitischen Angriffe müssten jetzt eingestellt werden, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe Stefan Müller dem Hamburger Abendblatt. "Sie schaden nicht nur der Person Christian Wulff, sondern auch dem Amt des Bundespräsidenten". Mit der Offenlegung von Unterlagen und seiner Erklärung in der vergangenen Woche sei der Bundespräsident der Verantwortung gerecht geworden, die mit seinem Amt einhergehe, sagte Müller weiter.

Wulff steht wegen eines Privatkredites und Ferienaufenthalten bei Unternehmerfreunden in der Kritik. Am Donnerstag vergangener Woche räumte er ein, dass sein Verhalten nicht geradlinig gewesen sei. Zugleich entließ er seinen langjährigen Sprecher.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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