Jahrestag des Massakers von Srebrenica:Letzte Ruhe nach 18 Jahren

Es gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. An diesem Donnerstag jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 18. Mal. Bei der Gedenkfeier wurden hunderte Opfer beigesetzt - darunter viele Kinder. Sie konnten erst vor kurzem identifiziert werden.

Von Carina Huppertz

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Es gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 18. Mal. Bei der Gedenkfeier wurden hunderte Opfer beigesetzt - viele von ihnen waren noch Kinder. Mehr als 15.000 Menschen haben heute in Bosnien der Opfer des Massakers von Srebrenica gedacht. Sie versammelten sich an der Gedenkstätte in Potočari, einem Dorf der Gemeinde Srebrenica, und beteten für die Toten. 409 Opfer wurden danach beerdigt.

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Die Trauergäste trugen die Särge zu den ausgehobenen Gräbern auf dem Gedenkfriedhof in der ostbosnischen Stadt, nahe der Grenze zu Serbien. Die Opfer konnten erst in den vergangenen Monaten identifiziert werden - 18 Jahre nach ihrem Tod.

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Bei dem Massaker in der Woche vom 11. bis 17. Juli 1995 hatte das Militär der bosnischen Serben die Stadt Srebrenica eingenommen. Es herrschte Bürgerkrieg - die Miliz der ethnischen Serben ging hart gegen die bosnischen Muslime vor. Frauen, Kinder und alte Menschen wurden zusammengetrieben und mit Bussen in Gebiete gebracht, die die Regierung Bosniens kontrollierte. Doch Männer und Jungen mussten bleiben - sie wurden getötet und in Massengräber geworfen. Vor vier Jahren legte die EU in einer Resolution den 11. Juli als offiziellen Gedenktag fest.

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Unter den Opfern war auch ein Neugeborenes. Das Mädchen soll nicht einmal einen Tag alt gewesen sein, als es 1995 in einer UN-Basis starb. Heute wurde es neben ihrem Vater, der bei dem Massaker umkam, begraben.

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Auch mehr als 40 Jungen wurden beigesetzt. Sie waren erst zwischen 14 und 18 Jahren alt. Die Opfer, die in diesem Jahr beerdigt wurden, waren aus mehr als 70 Gräbern exhumiert worden. Der Bürgermeister von Srebrenica, Camil Durakovic, rief die Trauernden auf, das Gedenken auch als Chance zu sehen. "Helfen Sie, dass Srebrenica ein Ort der Prosperität, des Friedens und der Toleranz wird, damit es ein Beispiel dafür wird, dass sich das niemals mehr wiederholt", sagte er bei der Gedenkfeier.

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Viele Menschen in Bosnien haben erst seit diesem Jahr Gewissheit, dass Mitglieder ihrer Familie zu den Opfern gehören. Andere wissen bis heute nicht, was mit ihren Angehörigen passiert ist.

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Bisher wurden etwa 8000 Opfer des Massakers von Srebrenica entdeckt. Doch es ist schwer, sie zu identifizieren, von vielen Toten werden nur einzelne Körperteile gefunden. Die Gedenkstätte in Potočari gibt es seit zehn Jahren, auf ihrem Friedhof liegen derzeit etwa 6000 Menschen.

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Zwei Tage vor der heutigen Gedenkfeier wurden die Leichen der 409 Opfer in Lastwagen durch Sarajevo gefahren. Tausende Bürger und Politiker erwiesen ihnen in der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina die letzte Ehre. 

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Die trauernden Menschen am Straßenrand hielten Plakate mit den Namen und Fotos der Opfer, wie hier vor dem Präsidentensitz in Sarajevo. Andere steckten Blumen an die vorbeifahrenden Lastwagen, sie beteten und weinten. Das Massaker gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, das UN-Kriegsverbrechertribunal hat es als Völkermord eingestuft.

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Von Sarajevo aus brachten die Lastwagen die Opfer ins etwa 100 Kilometer entfernte Potočari. Viele Bosnier kamen in die Hallen und suchten nach ihren Angehörigen.

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Als Oberbefehlshaber der Armee der bosnischen Serben soll Ratko Mladic das Massaker angeordnet haben. 16 Jahre lang war er auf der Flucht, bis er 2011 in Serbien verhaftet werden konnte. Er muss sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten. Das Gericht hat bereits andere Offiziere und Generäle der Armee verurteilt. 2016 sollen die letzten Prozesse abgeschlossen sein.

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Der serbische Präsident Tomislav Nikolić hatte sich im April für das Massaker entschuldigt. Im Interview mit dem bosnischen Fernsehsender BHT TV sagt er: "Ich bitte auf Knien darum, dass Serbien verziehen wird." Trotzdem bestreitet er weiterhin, dass das Massaker ein Völkermord sei - das müsse erst noch bewiesen werden.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/chu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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