IS-Terror:Sohn von jordanischem Abgeordneten begeht Selbstmordattentat für IS

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  • Der 23-jährige Sohn eines jordanischen Abgeordneten hat sich offenbar im Irak als Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
  • Dem Vater zufolge radikalisierte sich der junge Mann während eines Medizinstudiums in der Ukraine.

Vom Medizinstudenten zum Selbstmordattentäter

Der Sohn eines jordanischen Parlamentsmitglieds hat einen Selbstmordanschlag im Irak verübt. Er habe dies aus Medien mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat erfahren, erklärte der Abgeordnete Masen Dalain (Mazen Dalaeen) der Nachrichtenagentur AP. "Mein Sohn hatte alles, eine Familie, Geld", sagte er. Zudem habe der 23 Jahre alte Mohammed Dalain Medizin studiert. "Aber er wurde von schrecklichen Gedanken kontrolliert", sagte der Vater.

Der Fall unterstreicht die Anziehungskraft von IS-Gedankengut in der Region, unter anderem im prowestlichen Jordanien. Das Land ist ein Partner bei der US-geführten Militärkampagne gegen den Islamischen Staat. IS-Kämpfer haben weite Teile der Nachbarländer Syrien und Irak eingenommen.

Der Sohn von Masen Dalain soll einer von drei Selbstmordattentätern gewesen sein, die mit Autobomben in irakische Armeekasernen am Stadtrand der Provinzhauptstadt Ramadi gefahren sind. Dalain sagte, er habe sein Kind in einem der Fotos der angeblichen Attentäter erkannt, die auf den IS-Seiten gepostet worden seien - unter dem Pseudonym "Abu Baraa, der Jordanier".

23-Jähriger in der Ukraine für den IS rekrutiert

Der Abgeordnete erklärte, er habe seinen Sohn das letzte Mal im Juni in der Ukraine gesehen und sei eine Woche bei ihm und dessen ukrainischer Frau geblieben. Der junge Mann hatte wie viele andere Jordanier in der ukrainischen Stadt Charkiw Medzin studiert und befand sich im dritten Studienjahr. Noch im Januar sei dem Vater bei einem Heimatbesuch seines Sohnes nichts Verdächtiges aufgefallen. Vier Monate später habe sich das drastisch geändert.

"Ich merkte, dass sein Verhalten sich komplett verändert hatte", sagte Dalain. "Er war isoliert geworden", erzählte er. Zudem habe sich der 23-Jährige einen langen Bart wachsen lassen. Dem Sender Al-Jazeera berichtete er, sein Sohn sei von einem Paar aus Aserbaidschan angeworben worden.

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Er habe seinem Sohn in einer hitzigen Auseinandersetzung erklärt, dass er die Verbindung zu ihm kappen würde, sollte er seine Unterstützung für die Extremisten nicht aufgeben. Am nächsten Tag sei Mohammed in die Türkei aufgebrochen, ohne seinen Vater darüber zu informieren. Dalain versuchte, seinen Sohn ausfindig zu machen und ging letztlich an die türkische Grenze zu Syrien. Doch er hatte keinen Erfolg.

Abschied per Facebook

Mohammed meldete sich später über Facebook bei seinem Vater und sagte ihm, dass er in Syrien sei und sich dem IS angeschlossen habe. Am 20. August informierte der 23-Jährige seinen Vater über das soziale Netzwerk, dass es ihr letzter Kontakt sein werde. Er schrieb, dass er seine islamischen Studien abgeschlossen habe und als Freiwilliger für "Märtyreroperationen" in den Kampf ziehen werde, wie Dalain sagte.

Geschätzte 2000 Jordanier kämpfen in den Rängen des IS und seines Rivalen vom Al-Qaida-Netzwerk, der Nusra-Front in Syrien, wie der Experte für Extremistengruppen, Hassan Abu Hanijeh sagt.

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