Nordrhein-Westfalen:Wo der Scheich schmaust

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Gründete die Fluglinie Emirates und ließ in Dubai das Riesenhotel Burj Al Arab bauen: Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum (Foto: dpa)
  • Der Herrscher von Dubai hat bei seiner Deutschlandreise im Juli mit großem Gefolge in Nettetal, einer Stadt am Niederrhein, gepicknickt.
  • Der Scheich durfte mit Pkw in ein Naturschutzgebiet fahren, die Stadt ließ eine Wiese mähen und organisierte Flüchtlinge für den Aufbau eines Zeltpavillons.
  • Naturschützer sprachen von einem Eindringen in sensibles Gebiet.

Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Der Niederrhein steht bei manchen im Ruf, eine ziemlich flache Gegend ohne wirkliche Höhepunkte zu sein. Tut sich doch mal ein winziger Hügel auf, wird der Ort zu seinem Fuße Bergdorf genannt. Kommen wie in Hinsbeck mehrere Hügel zusammen, wird daraus gleich die "Hinsbecker Schweiz". Von der Schweiz aus betrachtet ist das ein ziemlich flacher Witz. Aber man tut halt, was man kann, um ein bisschen auf seine kleinen Schätze aufmerksam zu machen.

Die Kunde, dass es am Niederrhein ganz wunderschöne Flecken gibt, hat in diesem Jahr auch Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum erreicht, den Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Herrscher von Dubai und einen der reichsten Männer der Welt. Er gründete die Fluglinie Emirates und ließ in Dubai das Riesenhotel Burj Al Arab bauen. Er hat die Geschichte Dubais verändert - und nun auch die von Nettetal, einer Stadt am Niederrhein. So wie dort ein Hügel für ein Bergdorf reicht, genügten einige durch Torfabbau mit Wasser voll gelaufenen Gruben, um aus Nettetal eine "Seenstadt" zu machen. So nennt man sich selbst.

Etwa drei Stunden lang picknickte er dort mit großem Gefolge

Die Gewässer sind auch wirklich so außergewöhnlich schön, dass sie der Scheich aus Dubai Mitte Juli bei seiner Deutschlandreise einmal selbst in Augenschein nehmen wollte. Etwa drei Stunden lang picknickte er dort mit großem Gefolge und genoss die schöne Natur. Seitdem schwankt die Stadt in der Beurteilung der Frage, ob der Besuch eine große Ehre war. Oder eher zum Schaden von Nettetal, weil einem Superreichen Rechte zugestanden wurden, die dem normalen Nettetaler einigen Ärger einbringen würden.

Am Dienstagabend beschäftigte sich der Stadtrat mit dem Picknick, diskutierte einen Fragenkatalog mit 37 Punkten. Als "nicht ganz glücklich", bezeichnete Bürgermeister Christian Wagner den Besuch in der Rückschau. Der Scheich und die schweren Wagen seines Trosses durften in ein Naturschutzgebiet fahren, die Stadt ließ eine Wiese mähen und organisierte Flüchtlinge für den Aufbau eines Zeltpavillons, als der Cateringfirma die Leute ausgingen.

Angler beklagten Schäden an einem Steg

Die Naturschützer sprachen von einem Eindringen in sensibles Gebiet, das Beispielcharakter habe, die Angler beklagten Schäden an einem Steg, die Opposition im Stadtrat fragte, ob man sich in Nettetal "mit Geld alles kaufen" könne. Nein, antwortete die Stadt in der Tischvorlage Nr. 0877/2014-20/1 auf insgesamt sechs Seiten. Der Scheich werde selbstverständlich alle Kosten übernehmen, die der Stadt entstanden seien, für die Schäden am Steg und eine Entschädigung für die Flüchtlinge.

Ursprünglich wollte der Scheich aus Dubai sein Picknick gerne an der Großen Dhünntalsperre machen, einem großen Trinkwasserspeicher und strengem Schutzgebiet im Bergischen Land, was die Behörden untersagten. In Nettetal hatte er mehr Glück, man habe einfach auf die Bitte eines Staatsoberhauptes reagiert, schreibt die Stadtverwaltung, der "einer gewissen protokollarischen Betreuung" unterliege. In Nettetal hatten sie sich eigentlich auch erhofft, dass das Protokoll der Botschaft auch den Eintrag des Scheichs ins Goldene Buch der Stadt vorsehe. Der Herrscher sei jedoch vorschnell abgereist. Zurück blieb, so teilt die Stadtverwaltung mit, nur eine Wasserflasche aus Dubai.

© SZ vom 08.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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