Grüne: CDU-Politiker Spahn zu Gast:"Schwarz-Grün ist nicht ausgeschlossen"

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Die CDU prügelt auf die Grünen ein wie nie. Einer macht nicht mit und besucht den Grünen-Parteitag: Jens-Spahn, Gesundheitssprecher der Unionsfraktion im Bundestag. Warum für ihn Schwarz-Grün kein Hirngespinst ist - und er den Grünen zur Bürgerversicherung rät.

Thorsten Denkler

Jens Spahn, 30, sitzt seit 2002 für die CDU im Deutschen Bundestag. Der gelernte Bankkaufmann erwarb an der Fernuniversität Hagen den Bachelor of Arts in Politikwissenschaft. Er wurde 2008 bekannt, als er sich gegen die Politik der Rentenerhöhung wandte, da solche Wahlgeschenke die jungen Generationen langfristig viel Geld kosten würden.

Jens Spahn, Jahrgang 1980, war mal jüngstes Mitglied der Unions-Bundestagsfraktion. Inzwischen ist der Christdemokrat gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion. (Foto: oh)

SZ.de: Herr Spahn, Sie sind vermutlich der erste CDU-Bundestagsabgeordnete auf einem Bundesparteitag der Grünen. Suchen Sie eine neue politische Heimat?

Jens Spahn: Nein, nein, keine Sorge. Ich fühle mich sehr wohl in meiner Partei. Die Idee hat sich aus einem Gespräch mit einer Bundestagskollegin von den Grünen ergeben. Die Grünen debattieren hier ja auch das Thema Gesundheitspolitik. Das ist zum einen mein Thema als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Zum anderen finde ich, dass wir im Gespräch miteinander bleiben sollten, auch wenn wir uns in einigen Themenfeldern auseinander bewegen. Ich lerne hier eine Menge über das Fühlen und Denken der Grünen.

Ihre Parteifreunde feuern zur Zeit eine Breitseite nach der anderen auf die Grünen ab. Ihre Parteichefin Angela Merkel spricht von Hirngespinsten, wenn von schwarz-grünen Optionen gesprochen wird. Ist das Verhältnis zwischen CDU und Grünen nicht unkittbar zerrüttet?

Im Moment ist das Verhältnis ohne Frage schwierig. Wir liegen weiter denn je auseinander etwa in der Kernenergie, bei Stuttgart 21 oder in der Gesundheitspolitik. Vielleicht aber können wir in einigen Jahren auch wieder über Gemeinsamkeiten reden. Ich glaube nicht, dass solche Koalitionen auf alle Zeit ausgeschlossen sind. Sie werden ja in Hamburg und mit der Jamaika-Koalition bereits im Saarland gelebt.

Die Grünen wollen eine Bürgerversicherung und werden sich hier in Freiburg erstmals zur Höhe einer Beitragsbemessungsgrenze bekennen, ab der gesetzlich Krankenversicherte in die private Versicherung wechseln können. Im Raum steht eine Grenze von bis zu 5500 Euro. Was halten Sie davon?

Aus wahltaktischen Gründen kann ich die Grünen nur ermuntern. Eine derart massive Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze trifft die Leistungsträger der Gesellschaft. Darunter sind auch viel Grünen-Wähler. Aber erstmal finde ich es gut, dass die Grünen an dieser Stelle konkret werden. Das unterscheidet sie deutlich von der SPD, die sich seit Jahren weigert, ihr Modell von einer Bürgerversicherung mit Zahlen zu untermauern.

Die Grünen sagen, ihre Wähler seien gerne bereit, etwas mehr zu zahlen, wenn es gut für das Gemeinwohl ist. Das scheint Ihnen von CDU-Wählern fremd zu sein.

Ich kann den Grünen nur empfehlen, mal auszutesten, ob tatsächlich per se alle Grünen-Wähler gerne zusätzliche Belastungen auf sich nehmen wollen. Am Ende muss die Balance stimmen. Dafür stehen wir als Union.

Wie kommen Sie zurück nach Berlin? Wenn Sie jetzt sagen, dass sie mit der Bahn fahren, dann riskieren sie, einen Aufnahmeantrag bei den Grünen unterschreiben müssen.

Das kann ich glücklicherweise ausschließen. Ich werde fliegen. Und zwar mit dem Flugzeug, nicht mit dem Teppich.

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