Gauck und Merkel bei WM-Finale:Er fliegt, sie kommt mit

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Merkel besuchen gerne gemeinsam Fußballspiele - hier beim Finale des DFB-Pokals. (Foto: dpa)

Angela Merkel und Joachim Gauck halten sich beide für die größten Fußballfans. Zum WM-Finale fliegen sie in einer Maschine nach Brasilien. In anderen Staaten wäre das undenkbar - aus Sicherheitsgründen.

Von Constanze von Bullion

Es ist ein Ereignis von außerordentlicher Bedeutung, weshalb außerordentliche Maßnahmen erforderlich sind. Wenn die deutsche Nationalelf am Sonntag in Brasilien um den Titel der weltbesten Fußballmannschaft kämpft, wird ihr von höchster Stelle Unterstützung zuteil, im Doppelpack. Angela Merkel und Joachim Gauck wollen gemeinsam zum Finale nach Rio de Janeiro. Zum einen, weil die Kanzlerin und der Bundespräsident helfen wollen in schwerer Stunde, irgendwie.

Zum zweiten, weil beide sich vom Selbstverständnis her für den quasi größten Fußballfan aller Zeiten halten. Zum dritten aber gehen Gauck und Merkel offenbar davon aus, dass es im Notfall auch ohne sie geht daheim.

In Deutschland regiert Unbekümmertheit

Anders jedenfalls ist kaum zu erklären, dass das deutsche Staatsoberhaupt und die Regierungschefin am Samstagabend gemeinsam in einen Flieger steigen - also im Ernstfall auch gemeinsam abstürzen und die Nation kopflos zurücklassen könnten. In Staaten wie den USA wäre das undenkbar, dort fliegen Präsident und Vizepräsident immer in zwei Maschinen, und wenn einer unterwegs ist, hütet der andere das Weiße Haus, um den Staat nicht versehentlich zu "enthaupten".

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Miroslav Klose unterstreicht vor dem WM-Finale gegen Argentinien den Wunsch, endlich ein Endspiel zu gewinnen. Seine Zukunft im DFB-Team lässt er offen. Co-Trainer Hansi Flick warnt, die Mannschaft dürfe sich nicht von der Favoritenrolle verführen lassen.

Auch in Frankreich meiden Präsident und Premierminister die gemeinsame Kabine. In Deutschland dagegen regiert an der Staatsspitze hinsichtlich der Luftfahrt Unbekümmertheit. Nein, Angst vor Absturz habe keiner, Kanzlerin und Bundespräsident stünden auch in keinem Stellvertreterverhältnis zueinander, hieß es am Donnerstag im Bundespräsidialamt.

Der Eindruck, dass der Bundespräsident sich nun womöglich darangehängt haben könnte an die Kanzlerin, ist jedoch ein Irrtum. Merkel war ja schon beim ersten WM-Spiel der Deutschen in Brasilien, man sah sie da mit dieser Ausgelassenheit aus dem Schalensitz schnellen, die man bei der Kanzlerin sonst eher vermisst. Der Wähler hat das natürlich gern, und weil Merkel weiß, was für eine tolle Bühne so eine Tribüne ist, hat sie sich damals gleich fürs Finale angekündigt.

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Anfangs hat sie gefremdelt, inzwischen ist Merkel ein Fan der Fußball-Nationalmannschaft - und die Mannschaft ein Fan von ihr. Stationen einer bemerkenswerten Beziehung.

Von Michael König

Er fliegt, sie kommt mit

Sollte die Kanzlerin gehofft haben, Deutschland in Rio allein zu vertreten, hätte sie die Rechnung allerdings ohne ihren Präsidenten gemacht. Auch Joachim Gauck soll sich den Tag des Endspiels schon seit Langem im Kalender geblockt haben. Die Fußballleidenschaft des Präsidenten ist über jeden Zweifel erhaben, und er sorgt dafür, dass das so bleibt.

Wer Gauck während der WM ins Ausland begleitete, konnte feststellen, dass immer dann keine Staatsgeschäfte anstanden, wenn in Brasilien gerade ein Spiel lief. Dann sah man Gauck vor irgendeinem Bildschirm seine Oberschenkel bearbeiten. Auch fürs Finale hat er vorgesorgt, weshalb er der Kanzlerin jetzt einen Sitz in einer Maschine der Flugbereitschaft anbieten konnte. Eine praktische Sache, schon hinsichtlich einer sparsamen Haushaltsführung, aber auch sonst. Er fliegt, sie kommt mit.

Anders als angekündigt dürfen jetzt übrigens auch ein paar Bundestagsabgeordnete mit nach Rio, und vor dem Anpfiff trifft Merkel Staatsoberhäupter zum Essen. Auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin will sie reden. Nicht, dass noch der Eindruck entsteht, die politische Klasse mache sich nur eine lustige Sause.

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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