Frankreich:Tollpatsche in Paris

Affäre über Affäre kommt zu Ex-Präsident Sarkozy ans Licht. Sein Nachfolger Hollande und die Sozialisten könnten ungestört regieren - wenn sie denn clever wären.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

Gewiss, auch der sozialistische Präsident François Hollande erlaubte sich eine Affäre, doch sie war amouröser Art. Bei seinen Gegnern, den Konservativen um Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, geht es ums Monetäre: u m illegale Wahlkampffinanzierung, Schmiergelder, dubiose Millionenaufträge und obendrein ein Ausspähen der Justiz.

Sarkozys UMP-Partei liegt nach ihren Wahlniederlagen des Jahres 2012 programmatisch und personell am Boden. Ein Nachfolger für den Altmeister ist nicht in Sicht. Und nun brechen schon wieder allerlei Affären auf die darbenden Konservativen herein. Wären die Sozialisten clever, sie könnten ungestört regieren.

Ein anderer Zweifel bekommt Gewicht

Doch clever sind sie offensichtlich nicht. Wegen aberwitziger Kommunikationsfehler und tollpatschiger Dementis stehen nun auf einmal neben Sarkozys Konservativen auch Hollandes Sozialisten im Zentrum des allgemeinen Skandalgeschreis.

Ohne jede Not haben Regierungsmitglieder geleugnet, von den - ganz legalen - Abhöraktionen der Justiz gegen Sarkozy gewusst zu haben. Nun müssen sich die Franzosen fragen: Warum? Führen die Sozialisten Schlimmes im Schilde? Ein Staatskomplott gegen den Ex-Präsidenten gar?

Solche Vorwürfe sind wahrscheinlich unbegründet. Dafür bekommt ein anderer Zweifel Gewicht. Wenn die Sozialisten so plump in die Falle tapsen, sind sie dann fähig, ihr Land aus der Krise zu befreien?

© SZ vom 14.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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