Frankreich:Polizei wartet am falschen Flughafen auf Dschihadisten

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Peinlicher Vorfall für die französische Polizei: Drei Syrien-Rückkehrer können ohne Probleme in Marseille einreisen, weil die Beamten in Paris warten.

  • Französische Polizisten haben am falschen Flughafen auf drei islamistische Syrien-Rückkehrer gewartet - diese konnten unbehelligt einreisen.
  • Die Regierung gesteht Fehler ein, macht aber vor allem die Türkei für die Panne verantwortlich.
  • Die drei Verdächtigen stellten sich später selbst bei einem Polizeiposten.

Polizei wartet am falschen Flughafen

Bei der geplanten Festnahme von drei islamistischen Syrien-Rückkehrern ist den Sicherheitsbehörden in Frankreich eine schwere Panne unterlaufen: Die mutmaßlichen Syrien-Kämpfer konnten über die Türkei zurück nach Frankreich reisen, ohne von der Polizei behelligt zu werden, denn die Beamten warteten am falschen Flughafen auf die Verdächtigen, wie die französische Regierung einräumen musste.

Zu den Verdächtigen, die Anfang des Jahres nach Syrien gereist waren, zählt der 29-jährige Ehemann von Mohamed Merahs Schwester Souad, die sich derzeit vermutlich in Algerien aufhält.

Pannenserie bei den Behörden

Das französische Innenministerium hatte am Dienstag bereits fälschlicherweise die Festnahme der drei Dschihadisten gemeldet, die dem islamistischen Attentäter Mohamed Merah aus Toulouse nahestehen. Merah hatte im März 2012 in Südfrankreich sieben Menschen erschossen, bevor er von der Polizei getötet wurde. Die drei Verdächtigen seien am Pariser Flughafen Orly verhaftet worden, hatte das Ministerium zunächst verkündet.

Die drei Syrien-Rückkehrer waren in Istanbul aber in ein Flugzeug in das südfranzösische Marseille gesetzt worden, nachdem sich der Pilot der Maschine nach Paris geweigert hatte, die Passagiere wegen fehlender Papiere an Bord zu nehmen. Mit ihren Reisepässen kamen die drei Männer in Marseille dann durch die Sicherheitskontrollen, ohne aufzufallen und festgenommen zu werden.

Rückkehrer stellen sich bei Provinz-Gendarmerie

Die Männer waren nach Angaben ihrer Anwälte selbst überrascht, dass sie bei ihrer Ankunft in Frankreich nicht festgenommen wurden. Sie ließen mitteilen, dass sie sich der Polizei in Le Caylar gestellt hätten, ein Dörfchen mit rund 500 Einwohnern im Süden Frankreichs. Der Gendarmerie-Posten sei am Vormittag zunächst geschlossen gewesen, als sie dort geklingelt hätten. "Eine Patrouille der Gendarmerie" habe sich dann auf den Weg gemacht, um die drei mutmaßlichen Kämpfer festzunehmen.

Verteidigungsminister räumt "großes Wirrwarr" ein

Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian räumte am Mittwoch ein "großes Wirrwarr" rund um die drei Männer ein. Im Sender France Info machte er aber in erster Linie die fehlende Zusammenarbeit der türkischen Behörden dafür verantwortlich. Allerdings sagte er auch, dass das System zur Kontrolle der Reisepässe in Marseille versagt habe. In Frankreich sind die Sicherheitsbehörden derzeit zu höchster Vorsicht aufgerufen, weil die Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) wegen der französischen Luftangriffe auf ihre Stellungen im Irak zum Mord an Franzosen aufgerufen hat.

© SZ.de/AFP/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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