Frankreich:Fillon bleibt trotz Ermittlungen Präsidentschaftskandidat

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  • Die Affäre um den Verdacht einer Scheinbeschäftigung seiner Frau lässt François Fillon nicht los.
  • Trotz einer Vorladung durch Ermittlungsrichter hält der französische Konservative an seiner Kandidatur für die Präsidentenwahl fest.

"Ich bitte euch, mir zu folgen": Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon hat sich in Paris öffentlich geäußert und bestätigt, dass er für den 15. März vor die zuständigen Untersuchungsrichter geladen wurde. Die Justiz ermittelt, ob der Konservative seine Frau und zwei seiner Kinder auf Staatskosten in Scheinarbeitsverhältnissen beschäftigt hat. Mit der Vorladung ist Fillon nun formell als Beschuldigter geführt - einen Rückzug aus dem Wahlkampf schließt er trotzdem weiterhin aus.

"Ich werde mich nicht zurückziehen. Die Wähler sollen entscheiden, wer der nächste Präsident wird", sagt Fillon. "Frankreich ist größer als meine Fehler." Damit hält der konservative Politiker an seiner Kandidatur fest - auch wenn er in den Umfragen so weit zurückgefallen ist, dass er wahrscheinlich schon in der ersten Wahlrunde am 23. April ausscheiden wird. Am Beginn des Wahlkampfes galt Fillon als großer Favorit, als Saubermann und anständiger Politiker. Dieses Image hat er mit der Affäre verspielt. Man wolle ihn "politisch ermorden", erklärt der Konservative. Die Vorwürfe seien unbegründet.

Auslöser der Affäre waren Recherchen der Zeitung Le Canard Enchaîné, denen zufolge seine Frau Penelope über einen Zeitraum von 15 Jahren im Parlament 830 000 Euro verdient hatte, ohne tatsächlich dort zu arbeiten. Die Behörden ermitteln inzwischen nicht nur wegen möglicher Veruntreuung und Unterschlagung von Geld, sondern auch wegen möglicher Korruption gegen Fillon. Gerüchte, Fillons Frau befinde sich in Polizeigewahrsam und es habe eine Hausdurchsuchung gegeben, dementieren mehrere Medien inzwischen unter Bezug auf die Justiz.

Nach jüngsten Umfragen liegt Fillon für den ersten Wahlgang bei um die 20 Prozent und damit auf Platz Drei hinter der Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Front National (26-27 Prozent) und dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron (24-25 Prozent). Macron gewann zuletzt deutlich dazu, in einer Stichwahl gegen Le Pen wird ihm ein klarer Sieg vorhergesagt.

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