FDP-Spende:"Rechts vom Gustl nur Dschingis Khan"

August Baron von Finck verkaufte die Bank der Familie und investierte bevorzugt in Schweizer Firmen. Für den erzkonservativen Schlossbesitzer gehört es zum guten Ton, ihm wohlgesinnte Parteien mit üppigen Spenden zu unterstützen - nicht nur, wenn es um Hotels geht.

Hans Leyendecker

Mehr als sechzig Schlösser gibt es im Schweizer Kanton Thurgau. Zu den schönsten zählt das Schloss Weinfelden, das hoch über dem Ort thront und nur durch eine Zugbrücke zu erreichen ist.

Baron August von Finck dpa

Unterhielt auch enge Beziehungen zu FJS: August Baron von Finck, hier im Jahre 2009 mit seiner Gattin.

(Foto: Foto: dpa)

Seit fast vier Jahrzehnten ist der reichste Thurgauer, der Münchner August Baron von Finck, der Hausherr dieser liebevoll restaurierten Liegenschaft, die Kenner an das liechtensteinische Fürstenschloss erinnert: In Stein gehauene Geschichte.

Kontinuität in politischen und gesellschaftlichen Fragen ist ein Kennzeichen der Fincks und diese Beständigkeit lässt sich über mehr als ein Jahrhundert hinweg auf eine einfache Formel bringen: Von den Sozis ist nie was Gutes zu erwarten.

Deshalb wurden, je nach Lage, die Bürgerlichen, die Liberalen, (wenn sie nicht links oder sozial waren), die Konservativen und, wenn es sein musste, auch die Reaktionäre unterstützt. Und als die Nazis regierten, vermehrten die Fincks ihre Besitztümer. Gute Politik war immer gute Eigentumspolitik im Sinne der Familie.

Die jetzt vieldiskutierten Spenden an die FDP oder auch 2008 an die CSU dienten deshalb vermutlich nicht einem speziellen Zweck, sondern der traditionell geübten politischen Abstützung. Wer mag da schon im Einzelnen von Begünstigung sprechen?

Das ganz große Vermögen baute 1870 Wilhelm Peter Finck auf, ein Kaufmann mit dem gewissen Stechen im Urin für die wirklich günstigen Gelegenheiten. Er gründete die Versicherungen Allianz und die Münchner Rück, übernahm eine Bank und wurde 1905 im Königreich Bayern in den Adelsstand aufgenommen. Als Sohn August Georg Heinrich Baron von Finck 1924 das Erbe übernahm, konnte dieser auf ein krisenfestes Imperium bauen - und er vermehrte die Besitztümer.

Unterstützung für die Bayernpartei

Nach dem Krieg unterstützte er die CSU und auch die Bayernpartei. Ebenso wie in diesen Tagen war der Fluss des Geldes nicht immer auf den ersten Blick nachzuvollziehen. Der Bayernpartei etwa gewährte der Alte 1950 gut zehntausend Mark, deklarierte die Spende pro Forma als Kredit und ließ sie über ein drittes Konto anweisen. Als die Sache rauskam, gab es viel Ärger.

Schon mit dem jungen Franz Josef Strauß, der ihn auf Gut Möschenfeld bei München oft besuchte, unterhielt er enge Beziehungen, mit den Sozialdemokraten hingegen keine. Auseinandersetzungen lieferte er sich in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren mit dem bayerischen Sozialdemokraten Georg Kronawitter.

Unter anderem gehörten dem Milliardär Finck etwa 2000 Hektar Boden am Rande Münchens. Unter dem Stichwort Bodenreform musste er nach 1945 Einiges abgeben; aber die Modalitäten dieser Abgaben, die Rückgaben, die Entschädigungen brachten die bayerische SPD 1970 dazu, einen parlamentarischen Finck-Untersuchungsausschuss einzuberufen.

Dieser endete mit der Abfassung eines Mehrheitenberichts (CSU) und eines Minderheitenberichts (SPD). Und als Kronawitter aus dem nach Meinung der CSU zu langen Minderheitenbericht zitierte, zog Finck gegen ihn ebenso juristisch zu Felde wie gegen das TV-Magazin Panorama, das den Geheimnissen der speziellen bayerischen Bodenreform nachgespürt hatte. 1980 starb der Patron, der gern übel nahm, im Alter von 81 Jahren - und Sohn August von Finck, heute 79, war viel scheuer und mied sogar die Öffentlichkeit.

Stoibers spendabler Helfer

Das Familienschlösschen Seeseiten am Starnberger See steuert er am liebsten mit dem Hubschrauber an. Presseanfragen nach den Hintergründen seines mindestens in den vergangenen zehn Jahren sehr erfolgreichen Tuns lehnt er in aller Regel ab.

Überliefert ist sein Spruch: "Wenn der Staat so weitermacht, wird er uns alle zum Schluss dann doch vernichten." Der Bankier Ferdinand Graf von Galen hat Fincks politischen Standort mal auf eine sehr schlichte Formel gebracht: "Rechts vom Gustl steht bloß noch Dschingis Khan".

Das ist vielleicht auch ein bisschen übertrieben. Der frühere Hoffnungsträger der Münchner FDP beispielsweise, der unglückliche Manfred Brunner, erhielt zwar von Finck in den neunziger Jahren umgerechnet 4,3 Millionen Euro (angeblich für die Parteiarbeit des neugegründeten rechtslastigen Bundes Freier Bürger), aber Brunner ist kein Mongolenherrscher.

Als Edmund Stoiber 2002 Kanzlerkandidat war, ließ Finck der CSU über in der Öffentlichkeit kaum bekannte Firmen, mehr als anderthalb Millionen Euro zukommen; im Landtagswahlkampf 2008 spendete er 820.000 Euro an die CSU.

Das sind, weil sich Großspender seit diversen Parteispendenaffären zurückhalten, schon beträchtliche Summen. Auch soll er vor ein paar Jahren die einstige Apo von rechts, den Bürgerkonvent, mitfinanziert haben.

Unruhe durch den Halbbruder

Dass Finck, einer der reichsten Männer Europas, bei der Millionengabe an die FDP speziell an die Mehrwertsteuerentlastung für Hotels gedacht hat, ist so wahrscheinlich wie die Vorstellung, dass er den Roten oder den Grünen eine Gabe in den Klingelbeutel stecken könnte.

In solchen Details ist er nicht zu Hause. Auch umfasst das Reich des reichen Mannes weit mehr als den Gastronomiekonzern Mövenpick, dessen Umsatz im ersten Halbjahr 2009 kräftig gestiegen ist.

Unruhe macht in diesen Tagen ein Halbbruder, der ganz früher einmal drogenabhängig war, mit umgerechnet lächerlichen 32 Millionen Euro abgefunden wurde und jetzt, wegen seiner Kinder, gegen den Rauskauf juristisch vorgeht.

Vielleicht lässt sich bei der anstehenden juristischen Auseinandersetzung eine alte Familienfrage klären. Was ist schlimmer: Ein Junkie in der Familie oder ein Roter?

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