Erdoğan in Moskau:Putin: Türkei ist "wichtigster Partner" Russlands

Lesezeit: 2 min

Der russiche Präsident Wladimir Putin (links im Bild) gibt dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan die Hand. (Foto: dpa)
  • Als Zugeständnis an den türkischen Präsidenten Erdoğan hebt die russische Regierung Handelssanktionen teilweise auf.
  • Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets 2015 waren die diplomatischen Beziehungen zwischen Ankara und Moskau zeitweise zerrüttet gewesen.
  • In Moskau geben sich Putin und Erdoğan demonstrativ wohlgesonnen gegenüber der Zusammenarbeit. Doch gerade im Syrienkonflikt trennt sie vieles.

Beim Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Moskau kommt ihm sein russischer Amtskollege Wladimir Putin zur Begrüßung mit eine Geste der Versöhnung entgegen: Die russische Regierung hob Sanktionen gegen die Türkei teilweise auf, die sie 2015 nach dem Abschuss eines Kampfjets im Grenzgebiet zu Syrien verhängt hatte. Unter anderem darf die Türkei wieder Zwiebeln, Nelken, Blumenkohl und Brokkoli nach Russland liefern.

"Russland und die Türkei haben ein solides Potenzial, um auf eine neue Ebene der Zusammenarbeit zu kommen", sagte Putin und fügte hinzu, sein Land betrachte die Türkei als "unseren wichtigsten Partner". Erdoğan erklärte, auf das Wort "Normalisierung" der russisch-türkischen Beziehungen könne künftig verzichtet werden. "Wir haben dieses Stadium überwunden", zitierten ihn russische Agenturen. Außerdem nannte er Putin einen "lieben Freund".

Türkei
:Erdoğan und Putin spielen mit hohem Risiko

Nach der Ermordung des russischen Botschafters bringt Ankara und Moskau nicht die Vernunft zusammen, sondern Interessen in Syrien. Das ist gefährlich.

Kommentar von Stefan Kornelius

Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs herrschte Eiszeit

Nach dem Abschuss des russischen Kampfflugzeugs waren die diplomatischen Beziehungen zwischen Ankara und Moskau zeitweise zerrüttet gewesen. Russland hatte neben den Handelssanktionen auch eine Reisesperre in das bei Russen beliebte Urlaubsland verhängt. Erst nachdem sich der türkische Präsident im Sommer 2016 entschuldigt hatte, trat Entspannung ein. Selbst der Mord am Botschafter der Türkei in Russland im Dezember änderte daran nichts.

Nicht zuletzt die Spannungen mit Deutschland und der gesamten EU dürften Beobachtern zufolge ein Grund dafür sein, dass beide Staaten nun ihre Zusammenarbeit betonen: Vor allem beim Bau der Gasfernleitung Turkish Stream durch das Schwarze Meer und bei der Planung des Kernkraftwerks Akkuyu im Süden der Türkei käme man Erdoğan zufolge gut voran. Über Turkish Stream will Russland Erdgas auch nach Südeuropa verkaufen.

Auch dürfen türkische Arbeitnehmer künftig wieder in Russland tätig sein - eine wichtige Erlaubnis für türkische Baufirmen, die am Bau von Stadien und Hotels für die Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland beteiligt sind.

Russland und die Türkei verfolgen in Syrien unterschiedliche Ziele

Putin lobte insbesondere die Zusammenarbeit im Syrienkrieg als vertrauensvoll und effektiv. Russische und türkische Kampfpiloten flogen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zuletzt gemeinsame Luftangriffe in dem seit 2011 schwer umkämpften Land. Gemeinsam mit Iran fungieren beide Staaten auch als Garantiemächte für eine Ende Dezember vermittelte Waffenruhe zwischen syrischen Regierungstruppen und Rebellen. Beide hatten in Kasachstans Hauptstadt Astana Gespräche zwischen Vertretern der Regierung und der Opposition vermittelt. Am Dienstag soll eine weitere Runde stattfinden.

Doch eigentlich unterstützen Moskau und Ankara in dem Konflikt unterschiedliche Parteien: Russland will den syrischen Machthaber Baschar al-Assad an der Macht halten, die Türkei fordert seinen Rücktritt und unterstützt sunnitische Rebellen. Im Unterschied zu Russland geht die Türkei in Syrien auch gegen kurdische Milizen vor, weil sie deren Erstarken und Streben nach territorialer Unabhängigkeit fürchtet.

Türkische Chronik (XIX)
:Russland wird seine Chance nutzen

Der Mord an Moskaus Botschafter in Ankara verändert die Machtverhältnisse in der Region - zu Ungunsten der Türkei.

Gastbeitrag von Yavuz Baydar

Erdoğan betonte bei seinem Besuch in Moskau aus diesem Grund vor allem, wie wichtig es sei, Geschlossenheit im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) zu zeigen. Die Dschihadistenmiliz hatte zuletzt massive Verluste an Kämpfern und Truppen hinnehmen müssen. Nach russischen Angaben wurden binnen einer Woche mehr als 600 Extremisten bei Luftangriffen getötet.

© SZ.de/dpa/ees - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: