Elfenbeinküste:Generäle verhandeln über Gbagbos Kapitulation

Lesezeit: 2 min

Die Bastion des Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo ist gefallen: Kämpfer seines Nachfolgers Alassane Ouattara haben den Präsidentensitz in Abidjan eingenommen. Gbagbos Generäle verhandeln offenbar über seine Kapitulation, und sein Außenminister sagt: "Der Krieg ist vorbei."

Entscheidung im Kampf um Abidjan: Kämpfer des international anerkannten Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, haben nach Angaben von Diplomaten die Präsidentenresidenz eingenommen. Eine Kapitulation des abgewählten Laurent Gbagbo, der seine Macht mit Gewalt verteidigt, ist in greifbare Nähe gerückt.

Sie sind kurz vor dem Ziel: Kämpfer von Alassane Ouattara an einer Straßensperre vor der ivorischen Wirtschaftsmetropole Abidjan. (Foto: AP)

Alles deutet darauf hin, dass Ouattara den Krieg so gut wie gewonnen hat: Ex-Staatschef Gbagbo habe sich in einem Bunker verschanzt, hieß es. Drei seiner Generäle verhandeln laut der BBC bereits über die Konditionen seiner Kapitulation. Der britische Sender beruft sich dabei auf Angaben der Vereinten Nationen. Auch Frankreichs Ministerpräsident François Fillon sagte, zwei Generäle verhandelten über Gbagbos Aufgabe.

Nach Angaben des französischen Außenministers Alain Juppé verhandelt er über seine Ausreise. "Wir haben ihn fast davon überzeugt, die Macht abzugeben", sagte Juppé. Das Ende der Kämpfe sei in greifbare Nähe gerückt, sagte auch der französische Verteidigungsminister Gerard Longuet. "In den nächsten Stunden kann alles gelöst werden", sagte er in Paris nach einem Treffen mit Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière.

Der Außenminister von Gbagbo floh in die französische Botschaft in Abidjan und sandte eine eindeutige Botschaft an die Welt: "Der Krieg ist vorbei", sagte er dem britischen Rundfunksender BBC. Es werde über einen Waffenstillstand verhandelt. Den hatte zuvor auch Gbagbos Militärchef Philippe Mango im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters gefordert.

Nach der Eroberung zahlreicher ivorischer Städte in den vergangenen Wochen hatten Kämpfer Ouattaras am Montag mit einem Großangriff auf den Regierungssitz Abidjan begonnen.

Während der Kämpfe eskalierte die Gewalt gegen Zivilisten durch Truppen des Ex-Machthabers Gbagbo. Daher ordnete UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Angriffe von Friedenshütern der Vereinten Nationen auf Stellungen des abgewählten Präsidenten an. "Ich habe die Mission angewiesen, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um den Einsatz von schweren Geschützen gegen die Zivilbevölkerung zu verhindern", teilte Ban mit.

Kampfhubschrauber der UN und der Franzosen hatten nach französischen Medienberichten Stellungen der Gbagbo-Getreuen in Abidjan beschossen. Generalsekretär Ban berief sich auf die jüngste Resolution des Weltsicherheitsrates zu der Krise. Darin bevollmächtigt das mächtigste UN-Gremium die Mission ONUCI (englisch Bezeichnung: UNOCI) zum Schutz von Zivilisten und zur Selbstverteidigung.

Anhänger von Gbagbo hatten zuvor auch das Hauptquartier von ONUCI im Sebroko Hotel von Abidjan mit Raketen, Granaten und schweren Geschützen angegriffen und vier UN-Friedenshüter verletzt. Ban ordnete daraufhin am Montagabend eine UN-Offensive gegen Gbagbos Stellungen an und informierte dann den Sicherheitsrat.

Ban verteidigt UN-Angriffe

Ban verteidigte die Angriffe von Kampfhubschraubern der UN und Frankreichs auf den Palast und die Residenz Gbagbos in Abidjan. Die Angriffe dienten dem Schutz der Zivilbevölkerung in der ivorischen Wirtschaftsmetropole, erklärte Ban in New York. "Lassen Sie mich unterstreichen, dass die UN-Truppen keine Partei ergreifen in diesem Konflikt."

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy stimmte einer Beteiligung der französischen Streitkräfte am UN-Blauhelmeinsatz zu. Die Regierung in Paris habe damit einer Bitte von Ban entsprochen, teilte Sarkozys Büro mit. Ziel des Einsatzes sei der Schutz von Zivilpersonen.

Deutschland schickt mehr Geld in die Elfenbeinküste, um das Leid der Bevölkerung zu lindern. Angesichts der Eskalation der Gewalt erhöhte das Auswärtige Amt die humanitäre Soforthilfe für das Land um eine Million Euro. Die Mittel dienten der Notversorgung der Zivilbevölkerung im Großraum Abidjan und der Hilfe für Flüchtlinge, teilte das Ministerium in Berlin mit.

Währenddessen drängen die USA und die Europäische Union den ivorischen Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo zum sofortigen Amtsverzicht. Gbagbo müsse "den Willen seines Volkes akzeptieren und aufhören, die Präsidentschaft für sich zu beanspruchen", erklärte US-Präsident Barack Obama am Montagabend in Washington. Für die Europäer erklärte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in Brüssel, Gbagbo müsse zurücktreten, "damit Frieden herrschen kann".

© sueddeutsche.de/dapd/Reuters/mikö/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: