Deutscher EU-Kommissar:Oettinger für Merkel nur dritte Wahl

Röttgen und Koch wollten nicht, von der Leyen durfte nicht: Merkel hatte andere Favoriten für den Posten des deutschen EU-Kommissars, bevor sie sich auf Oettinger festlegte.

Nur die dritte Wahl: Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger soll nach Informationen des Spiegel nur eine Art Notlösung für den Posten des deutschen EU-Kommissars gewesen sein.

Angela Merkel und Günther Oettinger: Laut Spiegel ist der baden-württembergische Ministerpräsident nur dritte Wahl für den Posten als EU-Kommissar. (Foto: Foto: ddp)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe - bevor sie Oettinger als Kandidaten vorstellte - den bisherigen Unions-Fraktionsgeschäftsführer Norbert Röttgen gefragt, wie das Nachrichtenmagazin aus Unionskreisen erfahren haben will. Röttgen habe aber das Amt des Umweltsministers in der neuen schwarz-gelben Regierung vorgezogen.

Eher noch als Oettinger konnte sich Merkel dem Bericht zufolge auch noch den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) vorstellen. Doch er habe schon vor Wochen mitgeteilt, er wolle in Wiesbaden bleiben.

Bei Ursula von der Leyens (CDU) Bewerbung, von Berlin nach Brüssel zu gehen, habe wiederum die Kanzlerin abgelehnt. Sie habe keinen adäquaten Ersatz für sie als Familienministerin in der Regierung gesehen.

In Brüssel hatte die Nominierung Oettingers Kritik geerntet. Heftiger Gegenwind in Brüssel wird Oettinger prophezeit - etwa vom derzeitigen deutschen Kommissar Günter Verheugen. Die Nachricht von Oettingers Wechsel habe seine Kollegen geschockt. Gleichzeitig bot Verheugen seinem möglichen Nachfolger Unterstützung an.

Am Rande eines Treffens mit der Auslandspresse im Foreign Press Center der US-Regierung in Washington drückte Verheugen sein Befremden über Merkels Entscheidung aus.

"In Brüssel herrscht blankes Entsetzen über diese Personalie", zitiert die Seite den amtierenden Kommissar. In EU-Kreisen glaubten viele, die Kanzlerin habe Oettinger nicht wegen seiner Kompetenz vorgeschlagen. Unter seinen Kollegen herrsche vielmehr die Meinung, es handele sich um eine "parteiinterne Entsorgungsaktion", sagte Verheugen.

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