Cyberangriffe:Russischer Spam-König in Spanien festgenommen

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  • Spanische Behörden haben in Barcelona einen russischen Programmierer festgenommen.
  • Seine Festnahme steht möglicherweise im Zusammenhang mit den Cyberangriffen, die die US-Präsidentschaftswahl maßgeblich beeinflusst haben sollen.
  • Allerdings ist der Verdächtige vor allem für seine - unpolitischen - Aktivitäten als einer der größten Versender von Spam-E-Mails bekannt.

Ein russischer Informatiker ist in Spanien festgenommen worden. Grund ist einem Medienbericht zufolge seine mögliche Beteiligung an einem Cyberangriff zur Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl. Der Mann wurde am Freitag in Barcelona aufgrund einer "internationalen Beschwerde" in Gewahrsam genommen, teilte ein Polizeisprecher mit. Russische Medien berichteten, er und seine Frau hätten dort Urlaub gemacht. Die Polizei habe in der Nacht ihr gemietetes Quartier durchsucht und seine elektronischen Geräte konfisziert.

Die Ehefrau des Festgenommenen sagte dem kremltreuen Fernsehsender Russia Today, ihr Mann sei "im Zusammenhang mit Cyberkriminalität auf Verlangen der US-Behörden" festgenommen worden. Die Ermittler hätten ihr gesagt, dass ein "Virus, das anscheinend von meinem Mann erstellt wurde", in Verbindung stehe mit dem Wahlsieg des heutigen US-Präsidenten Donald Trump. Der russische Konsul in Madrid, Andrej Konstantinow, bestätigte der russischen Nachrichtenagentur Tass die Festnahme.

Der US-Geheimdienst wirft dem russischen Staat vor, durch Cyberangriffe in die US-Präsidentschaftswahl eingegriffen zu haben. Unter anderem, so der Vorwurf, sei durch einen Hackerangriff auf die Demokraten der Wahlverlauf zugunsten des republikanischen Präsidenten Trump beeinflusst worden. Russland weist die Vorwürfe jedoch zurück.

Ein Sprecher des US-Justiministeriums sagte allerdings, es handele sich um Kriminalität ohne offensichtlichen Bezug zur nationalen Sicherheit. Möglicherweise geht es bei der Festnahme also gar nicht um den Hack gegen die Demokratische Partei, sondern um groß angelegten Betrug. Dafür spricht, dass der Verdächtige bisher vor allem in einem eher unpolitischen Feld in Erscheinung getreten: Spam-E-Mails. Darauf weist Brian Krebs hin, Fachjournalist für die Szene russischer Internetbetrüger. Krebs sieht den Festgenommenen als einen der schlimmsten Spammer der Welt an. Er sei seit mehr als einem Jahrzehnt aktiv und Hintermann großer Botnetze aus gekaperten Computern, über die Unmengen unerwünschter Werbemails an Internetnutzer in der ganzen Welt versandt wurden.

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