Bürgerkrieg in Syrien:Assads Vize will Konflikt mit "historischer Regelung" beilegen

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Steht ein Zusammenbruch des Assad-Regimes kurz bevor, wie die Nato und die USA vermuten? Nach Monaten brutalen Vorgehens zeigt sich die Regierung kompromissbereit. Keine Seite könne aus dem Bürgerkrieg als Sieger hervorgehen, sagt Vizepräsident al-Scharaa - und bringt eine Regierung der nationalen Einheit ins Spiel.

Monatelang ging das syrische Regime mit aller Härte gegen Oppositionelle vor. Nun verlauten plötzlich andere Töne aus dem Lager des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Im syrischen Bürgerkrieg steuern nach Einschätzung von Vizepräsident Faruk al-Scharaa beide Seiten auf eine Niederlage zu. Weder die Regierungstruppen noch die Aufständischen "können die Schlacht militärisch entscheiden", sagte al Scharaa der libanesischen Zeitung Al Akhbar.

Die Assad-Regierung könne allein keinen Wandel herbeiführen. Die Lösung für den Konflikt müsse aus dem Land selbst kommen, erklärte der Vizepräsident weiter. Die Lage im Lande werde immer schlimmer.

Nur eine "historische Regelung" könne den Konflikt beilegen. Eine solche politische Lösung müsse einen Stopp der Gewalt und die Schaffung einer Regierung der nationalen Einheit mit weitreichenden Vollmachten umfassen.

Die syrische Regierung hat eine Einmischung des Westens immer wieder abgelehnt und zum Dialog mit der Opposition aufgerufen. Die meisten Rebellengruppen lehnen Gespräche mit Assad jedoch ab und fordern seinen Rücktritt, bevor sie die Waffen niederlegen könnten - zumal selbst die Nato und die USA vergangene Woche die Ansicht äußerten, dass ein Zusammenbruch des Assad-Regimes kurz bevorstehe.

Tote bei Angriff auf Palästinenserlager in Damaskus

Zuvor hatte Syriens wichtigster Verbündeter Iran sich für eine Verfassungsreform und Wahlen in Syrien ausgesprochen. Teheran rief laut einer Meldung des iranischen Press TV alle Rebellengruppen und die Regierung in Damaskus auf, ein "Nationales Versöhnungskomitee" zu bilden, um die Bildung einer Übergangsregierung vorzubereiten.

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Gewalt und kein Ende: Mit brutaler Härte verteidigt Baschar al-Assad seine Machtposition in Syrien. Eine Position, für die sein Vater eigentlich einen anderen Sohn vorgesehen hatte. Doch ein Schicksalsschlag durchkreuzte die Pläne - und der Mediziner Assad musste umlernen.

Diese könne Wahlen für ein Parlament und eine verfassunggebende Versammlung organisieren und den Weg zu Präsidentenwahlen ebnen. Zudem forderte Iran die Einstellung aller Kampfhandlungen in bewohnten Gebieten und die Aufhebung aller Wirtschaftssanktionen.

Während auf der politischen Ebene von der Assad-Regierung offenbar Verhandlungen ins Auge gefasst werden, gehen die Kampfhandlungen allerdings unvermindert weiter. Nach Angaben aus Oppositionskreisen nahm die Armee am Montag die südlichen Viertel von Damaskus mit Artillerie und Raketen unter Dauerbeschuss. Heftige Gefechte wurden unter anderem aus der Provinz Daraa gemeldet.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte einen Angriff der syrischen Luftwaffe auf ein palästinensisches Flüchtlingslager. Die Attacke vom Sonntag sei "Anlass für ernste Besorgnis", sagte Bans Sprecher Martin Nesirky in New York und warnte davor, bei "blindem Waffeneinsatz" gegen Zivilisten Kriegsverbrechen zu begehen. Der Konflikt in Syrien erlebe derzeit eine "dramatische Eskalation", die Menschen in umkämpften Gegenden befänden sich "in erheblicher Gefahr".

Bei dem Angriff auf das Lager Jarmuk im Süden der Hauptstadt Damaskus waren nach unbestätigten Angaben von Menschenrechtsaktivisten mindestens acht Menschen getötet worden. Mehrere Verletzte schwebten nach der Attacke zudem in Lebensgefahr. Die syrischen Regierungstruppen hatten vor kurzem eine Offensive begonnen, um die Region im Umkreis von acht Kilometern um die Hauptstadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bekommen.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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